Wanderungen österreichischer Mönchsgrasmücken enträtselt



Bio-News vom 22.03.2021

Die Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla) ist in Europa eine der häufigsten Singvogelarten und in ihrem Verbreitungsgebiet zeigen die kleinen Vögel eine Vielzahl an unterschiedlichen Wanderungsstrategien. Experten der Österreichischen Vogelwarte (Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung, Vetmeduni Vienna) untersuchten in Kooperation mit Kolleg*nnen aus Deutschland (Max-Planck-Institut für Evolutionäre Biologie, Plön) diese Wanderungsstrategien mittels Geolokatoren, die am Körper der Vögel angebracht werden.

Während Vögel in Südeuropa in erster Linie sogenannte Standvögel sind (d. h., sie verbleiben ganzjährig in einem Gebiet), legen Vögel umso längere Wanderungen zurück, je weiter sie im Norden brüten. Einige Populationen verbringen den Winter sogar in Afrika, südlich der Sahara. Eine Forschungsgruppe des Max-Planck-Instituts für Evolutionäre Biologie in Plön (Deutschland) untersuchte in Zusammenarbeit mit Forschenden der Österreichischen Vogelwarte (AOC) am Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Vetmeduni Vienna die Variabilität der Wanderungsstrategien von Mönchsgrasmücken.


Mönchsgrasmücke mit Geolokator.

Publikation:


Delmore K. et al.
Individual variability and versatility in an eco-evolutionary model of avian migration
Proceedings of the Royal Society B

DOI: 10.1098/rspb.2020.1339



Vogelzug „getrackt“

Österreich eignet sich als Untersuchungsgebiet besonders gut. Denn eine Vielzahl an Hinweisen deutet darauf hin, dass eine Zugscheide der Mönchsgrasmücken quer durch das Land verläuft. Entlang dieser Route ziehen Vogelpopulationen nach Südwest – in Richtung Iberische Halbinsel – und Südost – nach Ostafrika, südlich der Sahara.

Um den Vogelzug genau nachzuverfolgen, fingen Forscherinnen und Forscher dazu über 200 Mönchsgrasmücken in ganz Österreich und statteten diese mit kleinen Positionsuhren, sogenannten "Geolokatoren”, aus. Bei einem Geolokator handelt es sich um eine Art Fahrtenschreiber, der auf dem Rücken der Vögel angebracht ist. Ein Sensor auf einem Speicherchip zeichnet alle paar Minuten die Intensität des Tageslichtes auf und speichert diese mit genauer Angabe zu Zeit und Datum ab. So ist es möglich, die genaue Position der Tiere zum jeweiligen Zeitpunkt zu bestimmen. „Die daraus gewonnenen Daten zeigen tatsächlich eine sehr schmale Zone – etwa 30 km um den 14. Längengrad – in der Mönchsgrasmücken vorkommen, die eine mittlere Zugrichtung zwischen Südwest und Südost direkt Richtung Süden nehmen“, sagt Ivan Maggini von der Österreichischen Vogelwarte.

Zugvögel reagieren auf Veränderungen der Umwelt

Diese Ergebnisse ermöglichen die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit verschiedensten Theorien bzgl. der Evolution sowie des genetischen Einflusses auf Wanderungen bei Mönchsgrasmücken und Vögeln im Allgemeinen. Ein weiteres interessantes Ergebnis dieser Untersuchung ist, dass einer der – mittels Geolokator markierten – Vögel in Großbritannien überwinterte. „Dieses neu gegründete Überwinterungsgebiet erfreut sich seit 50 Jahren zunehmender Beliebtheit und steht in Zusammenhang mit der Fütterung von Gartenvögeln durch Vogelliebhaber“, erklärt Wolfgang Vogl, ebenfalls Experte an der Österreichischen Vogelwarte.

Während bisher angenommen wurde, dass es sich bei diesen „Großbritannien-Überwinterern“ um Vögel aus dem Gebiet zwischen Süddeutschland und dem zentralen Österreich handelt, konnte nun gezeigt werden, dass sich immer wieder Vögel aus allen europäischen Populationen dort einfinden. Es scheint, dass Mönchsgrasmücken die günstigeren Klimabedingungen in Großbritannien sehr schnell entdeckten und ihr Wanderungsverhalten innerhalb kurzer Zeit entsprechend anpassten.

Laut Maggini und Vogl zeigt diese Untersuchung, wie die weit verbreitete Mönchsgrasmücke dabei hilft, die Flexibilität und das Anpassungsvermögen von ziehenden Vogelarten an sich rasch ändernde Umweltbedingungen zu verstehen.


Diese Newsmeldung wurde mit Material der Veterinärmedizinischen Universität Wien via Informationsdienst Wissenschaft erstellt

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