Neue Erkenntnisse zu den Auswirkungen der Krabbenfischerei auf den Meeresboden



Bio-News vom 02.05.2023

Das Vorhaben CRANIMPACT hat über vier Jahre die Auswirkungen der Garnelenfischerei auf die vorherrschenden Lebensraumtypen in den Wattenmeer-Nationalparks der norddeutschen Bundesländer erforscht. Dabei wurden sowohl die kurzfristigen Auswirkungen als auch die chronischen Veränderungen durch anhaltenden Fischereidruck untersucht.

Zu den wichtigsten Erkenntnissen des Projekts gehört, dass die Krabbenfischerei im hochdynamischen, von starken natürlichen Schwankungen beeinflussten Wattenmeer einen durchaus messbaren, aber im Vergleich zu anderen Faktoren, wie der Zusammensetzung des Sediments, geringeren Einfluss auf die Artgemeinschaften des Meeresbodens ausübt.


Krabbenkutter mit ausgefahrenen Baumkurren im Wattenmeer

Publikation:


Fock HO et al.
Auswirkungen der Garnelenfischerei auf Habitate und Lebensgemeinschaften im Küstenmeer der Norddeutschen Bundesländer Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen (CRANIMPACT)
Johann Heinrich von Thünen-Institut, 240 p, Thünen Rep 107 (2023)

DOI: 10.3220/REP1681989003000

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Dies gilt zumindest für die vorherrschenden durch Fein- und Mittelsande geprägten Lebensräume, die über 90 Prozent der tieferen Bereiche des Wattenmeers ausmachen. Für die Arten, für die ein Fischereieinfluss im Experiment nachgewiesen werden konnte, wurden kurze Erholungszeiten von maximal 20 Tagen errechnet. Unterschiede zwischen einem Gebiet im dänischen Wattenmeer, für das seit über 40 Jahren ein Fischereiverbot gilt, und verschieden stark befischten Bereichen im deutschen Wattenmeer ließen sich zu knapp neun Prozent durch den Fischereieinfluss erklären.

„Mit der heutigen Übergabe des Abschlussberichts bringen wir eines der für uns vielleicht wichtigsten Forschungsprojekte der letzten Jahre zum Abschluss“, sagte Institutsleiter Gerd Kraus. „Es war eine herausfordernde Zeit, bei der uns die Corona-Pandemie den perfekten Sturm beschert hat. Pünktlich mit dem Lockdown im Jahr 2020 begann eigentlich unsere Hauptuntersuchungsphase im Feld und wir konnten weder mit den Schiffen aufs Meer noch unsere Labore besetzen. Daher sind wir heute umso glücklicher, dass wir mit einem geballten Kraftakt aller Beteiligten die verlorene Zeit aufholen konnten und heute spannende Forschungsergebnisse präsentieren können.“



Ministerin Staudte: „Forschungsprojekten wie CRANIMPACT kommt eine herausragende Bedeutung für eine wissenschaftsbasierte Bewertung der Umweltwirkungen der Fischerei zu. Die Projektergebnisse können nun eine wichtige Grundlage für die weiteren Gespräche mit der EU-Kommission zur Zukunft der grundberührenden Fischerei sein. Wir sehen zudem noch weiteren Forschungsbedarf in Bezug auf besonders schützenswerte Gebiete im Wattenmeer, die die Studie nicht beleuchtet hat.“

Minister Schwarz: „Ich bin mir sicher, dass die Erkenntnisse aus dem Projekt dazu beitragen werden, die von Nutzer- und Schützerseite häufig sehr emotional geführte Diskussion um die Auswirkungen der Krabbenfischerei ein Stück weit zu versachlichen, da jetzt wissenschaftlich belastbare Daten und Fakten vorliegen. Dies wird auch den politischen Entscheidungsträgern enorm helfen, für einen fairen Interessenausgleich zwischen Schutzerfordernissen auf der einen und Nutzungsinteressen auf der anderen Seite zu sorgen.“

Die beiden für Fischerei zuständigen Minister zogen damit ein positives Fazit zu den Ergebnissen des Forschungsprojektes. Gleichwohl betonten sowohl Ministerin Staudte als auch Minister Schwarz, dass an die Nachhaltigkeit einer Fischerei in einem Nationalpark besonders hohe Anforderungen zu stellen sind und die Fischerei in ihren Bestrebungen nicht nachlassen dürfe, sich in puncto Nachhaltigkeit stetig zu verbessern. Sowohl Niedersachsen als auch Schleswig-Holstein stellen daher auch im Rahmen des Nachfolgeprogramms des EMFF, dem Europäischer Meeres-, Fischerei- und Aquakulturfonds (EMFAF) weiterhin umfangreiche Fördergelder zur Verfügung.



Diese Newsmeldung wurde mit Material des Johann Heinrich von Thünen-Instituts, Bundesforschungsinstituts für Ländliche Räume, Wald und Fischenrei via Informationsdienst Wissenschaft erstellt

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