Mitgefressener Mineralstaub hinterlässt charakteristische Abnutzungsspuren an Zähnen



Bio-News vom 25.08.2020

Studienergebnisse von Paläontologen ermöglichen genauere Rückschlüsse auf die Ernährung und Lebensräume ausgestorbener Pflanzenfresser

Mitgefressener mineralischer Staub verursacht an den Zähnen pflanzenfressender Wirbeltiere teilweise deutliche Abnutzungsspuren, die sich je nach Art des Staubes erheblich voneinander unterscheiden können. Das haben Paläontologinnen und Paläontologen durch Untersuchungen an Meerschweinchen herausgefunden. Wie sie in einem Fachjournal berichten, könnten ihre Ergebnisse dazu führen, dass die Ernährungsweisen und damit die Lebensräume ausgestorbener Tiere genauer rekonstruiert werden.

„Es ist eine gängige Methode, mithilfe von fossilen Zähnen Rückschlüsse auf die Ernährung und den Lebensraum der jeweiligen Tiere zu ziehen, weil bereits seit Längerem bekannt ist, dass das Fressen verschiedener Pflanzen, zum Beispiel von Gras oder Blättern, unterschiedliche Abnutzungsspuren verursachen kann“, sagt Dr. Daniela Winkler vom Institut für Geowissenschaften der JGU, die Erstautorin der Studie. „Inwiefern mitgefressener mineralischer Staub zu dieser Abnutzung beiträgt, wurde bisher aber kaum untersucht.“


Meerschweinchen wurden mehrere Wochen lang mit grundsätzlich gleichen pflanzenbasierten Pellets gefüttert, die aber unterschiedliche Arten und Mengen (null bis acht Prozent) natürlichen Mineralstaubs enthielten.

Publikation:


D. Winkler et al.
Shape, size, and quantity of ingested external abrasives influence dental microwear texture formation in guinea pigs
PNAS, August 25, 2020

DOI: 10.1073/pnas.2008149117



Die Forscher hatten zwölf Grupen von Meerschweinchen mehrere Wochen lang mit grundsätzlich gleichen pflanzenbasierten Pellets gefüttert, die aber unterschiedliche Arten und Mengen (null bis acht Prozent) natürlichen Mineralstaubs enthielten. Anschließend untersuchten die Forscher mit einem hochauflösenden Mikroskop die Oberfläche des Zahnschmelzes von Backenzähnen der Tiere. „Dadurch konnten wir einige deutliche Unterschiede feststellen“, sagt Winkler. Zum Beispiel führten größere Quarzpartikel (Sandkörner) zu starken Defekten an der Zahnschmelzoberfläche.

Ähnliches gelte für vulkanische Asche, die aufgrund ihrer Scharfkantigkeit aber ein uneinheitlicheres Abnutzungsmuster verursache. Kleine Quarzpartikel führten zu einer ebenen, wie poliert wirkenden Oberfläche. Andere Partikel hingegen verursachten keine charakteristischen Abnutzungsspuren. „Unsere Ergebnisse verbessern die Rekonstruktion der Ernährungsweise anhand von fossilen Zähnen“, sagt Winkler.

Prinzipiell seien glatte Zahnoberflächen bisher so interpretiert worden, dass das entsprechende Tier sich von Blättern, die im Gegensatz zu Gras kaum Abnutzungsspuren auf der Zahnoberfläche hinterlassen, ernährt und somit in einer bewaldeten Umgebung gelebt habe. Es scheine nun aber auch möglich zu sein, dass glatter Zahnschmelz etwa durch das Fressen von Gras mit anhaftenden kleinen Quarzpartikeln, welche Erhebungen wegpolierten und somit das Relief ausglichen, entstünde. „Denn dass mineralischer Staub mitgefressen wird, ist normal“, sagt Winkler. Das gelte umso mehr, je trockener der Lebensraum sei und je näher sich das Futter am Boden befände.


Diese Newsmeldung wurde mit Material der Johannes Gutenberg-Universität Mainz via Informationsdienst Wissenschaft erstellt

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