Vanda (Orchideen)



Vanda

Vanda tricolor

Systematik
Ordnung: Spargelartige (Asparagales)
Familie: Orchideen (Orchidaceae)
Unterfamilie: Epidendroideae
Tribus: Vandeae
Untertribus: Aeridinae
Gattung: Vanda
Wissenschaftlicher Name
Vanda
Jones ex R.Br.

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Vanda ist eine Gattung aus der Familie der Orchideen (Orchidaceae). In ihr sind über 50 Arten zusammengefasst. Es handelt sich um epiphytisch wachsende Pflanzen, ihr Verbreitungsgebiet liegt in Südostasien. Einige Arten und besonders ihre Hybriden werden als Zierpflanzen und in der Schnittblumenproduktion genutzt.

Beschreibung

Vanda hat eine monopodiale Wuchsform, der Spross ist aufrecht und kann sehr lang werden, selten ist die Spitze übergeneigt. Die Wurzeln entspringen im unteren Bereich der Sprossachse, sie sind dick und sparrig abstehend, von mehrlagigem Velamen radicum umgeben. Die Blätter sind zweizeilig angeordnet. Die Internodien sind kurz, die Sprossachse wird komplett durch die Blattbasen, die den Spross umfassen, verdeckt. Zwischen Blattgrund und Blattspreite befindet sich ein Trenngewebe. Die Blätter sind an der Basis v-förmig längs der Mittelrippe gefaltet (conduplikat), weiter vorne flach ausgebreitet. Sie sind schmal, linealisch bis riemenförmig, die Spitze ist oft leicht eingezogen und dadurch asymmetrisch zweilappig oder unregelmäßig gezähnt. [1][2]

Der Blütenstand ist eine lockere Traube, er erscheint aus den Blattachseln und umfasst 3 bis 15 Blüten. Sie sind meist groß, farbig, duftend und verwelken – solange sie nicht bestäubt werden – erst nach längerer Zeit. Die Blüten sind resupiniert. Die Blütenblätter sind nicht miteinander verwachsen und bis auf die Lippe einander etwa gleich, meist spatelförmig, geformt. Die seitlichen Petalen sind oft kleiner als die äußeren Blütenblätter, bei einigen Arten - etwa der abgebildeten Vanda tricolor - sind sie an der Basis verdreht, so dass die Rückseite nach vorne weist. Die Ränder der Blütenblätter sind oft gewellt, ihre Spreite kann durch andersfarbige Aderung oder Punktierung ein Muster tragen. Die Lippe ist dreilappig und unbeweglich an der Säule angewachsen, an der Basis besitzt sie einen kurzen, meist seitlich zusammengedrückten Sporn. Der Sporn besitzt im Gegensatz zu verwandten Gattungen im Innern keine Anhängsel oder Erhebungen. Die Seitenlappen der Lippe sind klein und nach oben geschlagen. Der mittlere Lappen ist bedeutend größer, häufig auch auffällig gefärbt, mit längs verlaufenden, allerdings nicht sehr ausgeprägten Kielen oder Leisten versehen. Die Form des Mittellappens ist bei verschiedenen Arten sehr unterschiedlich, meist ist er jedoch konvex gewölbt. Die Säule ist kurz und fleischig, an der Basis podestartig verbreitert. Sie trägt das kapuzenförmige Staubblatt. Die zwei Pollinien sind rundlich geformt, eingeschnitten, über ein gemeinsames Stielchen (Stipes) mit der großen Klebscheibe (Viscidium) verbunden. [1][2]

Bei einigen Arten wurden Holzbienen (Xylocopa) als Bestäuber beobachtet.[3]

Verbreitung

Die Arten der Gattung Vanda sind in Südostasien von Indien im Nordwesten bis zu den Philippinen, über die indonesischen Inseln und im Nordosten Australiens verbreitet.[4] Die größte Artenvielfalt findet sich im Bereich des nördlichen Thailands, Myanmars und südlichen Yünnans.[2] Sie wachsen in immerfeuchten oder saisonal trockenen Wäldern, meist im Flachland bis ins niedrige Bergland.[5]

Systematik und botanische Geschichte

Vanda testacea Illustration aus Curtis's Botanical Magazine
Vanda limbata Illustration aus Curtis's Botanical Magazine

Die Gattung Vanda wurde 1820 von Robert Brown aufgestellt.[6] Die Bezeichnung Vanda benutzte Jones schon 1795 für die in Indien vorkommende Vanda tesselata; es ist deren Trivialname im Hindi und stammt aus dem Sanskrit.[7]

Innerhalb der Familie der Orchideen zählt Vanda zur Subtribus Aeridinae.[3] Verwandt sind die Gattungen Ascocentrum, Christensonia, Euanthe, Luisia und Papilionanthe. Die Abgrenzung der Gattung ist unklar,[8] die Ascocentrum-Arten unterscheiden sich von Vanda nur durch ihre geringere Größe. Eine erste genetische Studie mit etwa 30 Arten hauptsächlich der Gattungen Vanda, Ascocentrum und Aerides hat gezeigt, dass Vanda, Ascocentrum, Euanthe und Christensonia sehr nah miteinander verwandt sind. Vanda und Ascocentrum sind demnach nicht monophyletisch.[9]

Innerhalb dieser Gattungen gibt es einige gut gestützte (bootstrap) Verwandtschaftsbeziehungen. Vanda luzonica, Vanda tricolor und Euanthe sanderiana formen eine Klade, wahrscheinlich gehört auch Vanda lamellata dazu. Vanda testacea ist mit Vanda liouvillei verwandt; Vanda tessellata mit Ascocentrum curvifolium; Christensonia vietnamica eventuell mit Ascocentrum garayi.[9]

In der folgenden Auflistung der anerkannten 52 Arten und 3 Naturhybriden[4] ist neben dem botanischen Autorkürzel auch die Veröffentlichung mit Erscheinungsjahr der Erstbeschreibung angegeben:

  • Vanda alpina (Lindl.) Lindl. (1853)
  • Vanda arbuthnotiana Kraenzl. (1892)
  • Vanda arcuata J.J.Sm. (1907)
  • Vanda bensonii Bateman (1866)
  • Vanda bicolor Griff. (1851)
  • Vanda bidupensis Aver. & Christenson (1998)
  • Vanda brunnea Rchb.f. (1868)
  • Vanda celebica Rolfe (1899)
  • Vanda chlorosantha (Garay) Christenson (1992)
  • Vanda coerulea Griff. ex Lindl. (1847)
  • Vanda coerulescens Griff. (1851)
  • Vanda concolor Blume (1849)
  • Vanda cristata Wall. ex Lindl. (1833)
  • Vanda dearei Rchb.f. (1886)
  • Vanda denisoniana Benson & Rchb.f. (1869)
  • Vanda devoogtii J.J.Sm. (1932)
  • Vanda flavobrunnea Rchb.f. (1886)
  • Vanda foetida J.J.Sm. (1906)
  • Vanda furva (L.) Lindl. (1833)
  • Vanda fuscoviridis Lindl. (1848)
  • Vanda griffithii Lindl. (1851)
  • Vanda hastifera Rchb.f. (1876)
    • Vanda hastifera var. gibbsiae (Rolfe) P.J.Cribb (1993)
    • Vanda hastifera var. hastifera.
  • Vanda helvola Blume (1849)
  • Vanda hindsii Lindl. (1843)
  • Vanda insignis Blume (1849)
  • Vanda jainii A.S.Chauhan (1984)
  • Vanda javierae D.Tiu ex Fessel & Lückel (1990)
  • Vanda jennae P.O'Byrne & J.J.Verm. (2005)
  • Vanda lamellata Lindl. (1838)
    • Vanda lamellata var. boxallii Rchb.f. (1880)
    • Vanda lamellata var. lamellata.
  • Vanda leucostele Schltr. (1911)
  • Vanda lilacina Teijsm. & Binn. (1862)
  • Vanda limbata Blume (1849)
  • Vanda lindenii Rchb.f. (1886)
  • Vanda liouvillei Finet (1912)
  • Vanda lombokensis J.J.Sm. (1925)
  • Vanda luzonica Loher ex Rolfe (1915)
  • Vanda merrillii Ames & Quisumb. (1932)
  • Vanda petersiana Schltr. (1918)
  • Vanda punctata Ridl. (1923)
  • Vanda roeblingiana Rolfe (1894)
  • Vanda scandens Holttum (1950)
  • Vanda spathulata (L.) Spreng. (1826)
  • Vanda stangeana Rchb.f. (1858)
  • Vanda subconcolor Tang & F.T.Wang (1974)
    • Vanda subconcolor var. disticha Tang & F.T.Wang (1974)
    • Vanda subconcolor var. subconcolor.
  • Vanda sumatrana Schltr. (1911)
  • Vanda tessellata (Roxb.) Hook. ex G.Don (1830)
  • Vanda testacea (Lindl.) Rchb.f. (1877)
  • Vanda thwaitesii Hook.f. (1898)
  • Vanda tricolor Lindl. (1847)
  • Vanda ustii Golamco (2000)
  • Vanda vipanii Rchb.f. (1882)
  • Vanda wightii Rchb.f. (1864)
Nothospecies
  • Vanda × boumaniae J.J.Sm. (1931) - (Vanda insignis × Vanda limbata)
  • Vanda × charlesworthii Rolfe (1894) - (Vanda bensonii × Vanda caerulea)
  • Vanda × confusa Rolfe (1902) - (Vanda coerulescens × Vanda lilacina)

Verwendung und Kultur

Vanda Rothschildiana
Miss Joaquim, typisch für Papilionanthe sind die stielrunden Blätter

Vanda-Arten und vor allem Hybriden werden als Zierpflanzen und als Schnittblumen genutzt. In der Gartenkultur werden auch die nah verwandten Euanthe und Papilionanthe als Vanda geführt. Als erste und einflussreiche Züchtung gilt Miss Joaquim, deren Elternarten heute zu Papilionanthe gezählt werden. Wichtiger Kreuzungspartner war Vanda coerulea, deren blaue Blütenfarbe bei Orchideen selten ist. Ein frühe und viel genutzte Hybride ist Vanda Rothschildiana aus Vanda coerulea × Euanthe sanderiana.[10] Für die Schnittblumenproduktion wurde vor allem Arachnis hookerana eingekreuzt.[5]

Die Wurzeln benötigen Luftzirkulation und regelmäßiges Abtrocknen zwischen den Gießgängen. Meist werden die Pflanzen hängend und wurzelnackt kultiviert. Möglich bei der Kultur von entsprechend kältetoleranten Sorten ist ein Freilandaufenthalt im Sommer mit möglichst hohen Lichtdosen. Nach einer entsprechenden Eingewöhnungsphase vertragen Vandeen die volle Mittagssonne, sie benötigen eine große Lichtmenge zur Blüteninduktion. Auch die nächtliche Temperaturabsenkung sowie die ständige Luftzirkulation im Freien wirken sich auf die Blühfreudigkeit und die gesamte Konstitution der Pflanzen positiv aus.[10]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Xinqi Chen, Alexandra Bell: Vanda. In: Z. Y. Wu, P. H. Raven, D. Y. Hong (Hrsg.): Flora of China. Band 25. Missouri Botanical Garden Press, St. Louis 2009, S. 471 (Flora of China).
  2. 2,0 2,1 2,2 F. G. Brieger, R. Maatsch, K. Senghas (Hrsg.): Rudolf Schlechter: Die Orchideen. I/B. Blackwell, 1992, ISBN 3-8263-3084-6, S. 1212–1223.
  3. 3,0 3,1 Robert L. Dressler: Phylogeny and Classification of the Orchid Family. Cambridge University Press, 1993, ISBN 0-521-45058-6, S. 217.
  4. 4,0 4,1 World Checklist of Vanda. In: The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew.
  5. 5,0 5,1 Jim B. Comber: Orchids of Java. Bentham-Moxon Trust, Kew 1990, ISBN 0-947643-21-4.
  6. Jones ex R.Br., Bot. Reg. 6: t. 506 (1820). Online bei botanicus.org
  7. Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3. Auflage. Nikol Verlagsgesellschaft, Hamburg 2005, ISBN 3-937872-16-7, S. 675.
  8. Barbara S. Carlsward, W. Mark Whitten, Norris H. Williams, Benny Bytebier: Molecular phylogenetics of Vandeae (Orchidaceae) and the evolution of leaflessness. In: American Journal of Botany. Band 93, Nr. 5, 2006, S. 770–786.
  9. 9,0 9,1 L. M. Gardiner, B. C. Emerson, D. L. Roberts: Preliminary phylogeny of the South East Asian genus Vanda (Orchidaceae). In: Proceedings of the 18th World Orchid Conference. 2005, ISBN 2-909717-47-X, S. 199–204.
  10. 10,0 10,1 Jürgen Röth: Orchideen. VEB Deutscher Landwirtschaftsverlag, Berlin 1983, S. 316.

Weblinks

Commons: Vanda – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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