Staat (Biologie)


Als Staat wird in der Biologie eine Gemeinschaft von Tieren einer Art bezeichnet, die durch Arbeitsteilung das Überleben ihrer Angehörigen gewährleisten. Staaten gibt es vor allem bei Insekten wie Bienen, Wespen, Hornissen, Ameisen und Termiten, aber auch bei den Nacktmullen und Knallkrebsen.

Kriterien

Das Verhalten der Angehörigen eines Staates wird als eusozial bezeichnet. Damit eine Gemeinschaft von Tieren einer Art als Staat bezeichnet werden kann, müssen vor allem drei Bedingungen erfüllt sein:

  • Kooperative Brutpflege durch mehrere Individuen
  • Teilung des Verbandes in fruchtbare und unfruchtbare Individuen
  • Zusammenleben mehrerer Generationen

Ist nur die erste Bedingung erfüllt, spricht man von einer quasi-sozialen Art, ist nur die letzte nicht erfüllt, handelt es sich um eine semi-soziale Art. Eusozialität umfasst zudem eine strenge Rangordnung, die Aufgaben wie Begattung, Brutpflege, Bau, Feindabwehr und Führung einzelnen Individuen oder Gruppen zuschreibt.

Insektenstaaten

Staatenbildende Insekten nennt man jene Insekten, die sich aus Eigennutz – und teilweise auch zum Nutzen ihrer Futterpflanzen – eusozial verhalten. Eine besondere Form des Insektenstaates ist der Hymenopterenstaat.

Staatenbildende Insekten gehören vor allem einigen Familien bzw. Arten der Taillenwespen an. Staatenbildende Eigenschaften zeigen sich zum Beispiel:

  • in gemeinsamer Verteidigung
  • in Überwinterungs- und Schlafgemeinschaften
  • in „Arbeitsteilung“ bei der Fortpflanzung
  • in der Brutpflege
  • in der gemeinsamen Nahrungsbeschaffung und auch -verteilung

Die bekanntesten sozialen Insekten, die sehr große Staaten bilden, sind Ameisen, Termiten, einige Bienenarten einschließlich der Hummeln sowie soziale Faltenwespen, zu denen auch die Hornissen gehören.

Evolutionstheoretische Aspekte

Heute nimmt man an, dass sich die Staatenbildung dreimal unabhängig voneinander entwickelt hat: bei Termiten, bei Ameisen sowie bei Bienen und Wespen. Die Staatenbildung scheint daher eine sehr erfolgreiche „evolutionäre Strategie“ bei Insekten zu sein.[1]

Die Staatenbildung von Insekten geht häufig mit einer Haploidie der Männchen einher. Dennoch ist diese Haploidie für die Staatenbildung weder notwendig noch hinreichend, denn es gibt haploide Insekten, die keine Staaten bilden, und Insektenstaaten mit diploiden Individuen (Termiten).

Durch die Haploidie kann die Staatenbildung aber stark gefördert werden, denn dadurch kann es bei einem monogamen Paarungsverhalten der Königin für die Arbeiterinnen vorteilhafter sein, ihre eigenen Geschwister aufzuziehen, anstatt selbst eigene Nachkommen zu erzeugen (vergl. Verwandtenselektion).

Siehe auch

Quellen

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