Rocky-Mountains-Fleckfieber


Klassifikation nach ICD-10
A77.0 Zeckenbissfieber durch Rickettsia rickettsii
- Rocky-Mountain-Fieber
- São-Paulo-Fieber
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Das Rocky-Mountain-Fleckfieber (engl. Rocky Mountain spotted fever) ist die häufigste und am schwersten verlaufende durch Rickettsien verursachte Erkrankung in den USA. Sie kommt auf dem gesamten amerikanischen Kontinent vor. In anderen Ländern wird sie als Zeckentyphus oder Tobia-Fieber (Kolumbien), São-Paulo-Fieber oder febre maculosa (Brasilien) bzw. fiebre manchada (Mexiko) bezeichnet. Ohne schnelle und gezielte Behandlung kann das Rocky-Mountains-Fleckfieber tödlich verlaufen.

Erreger

Rickettsia rickettsii (violett angefärbt) in Hämolymphzellen einer Zecke

Das verursachende Bakterium ist Rickettsia rickettsii, ein obligat intrazellulärer Parasit. Die Übertragung erfolgt durch Schildzecken der Gattungen Amblyomma und Dermacentor. In der Natur vollziehen Rickettsien eine komplexen Wirtwechsel zwischen Gliedertieren und Säugern; der Mensch ist im Grunde ein Fehlwirt.

Epidemiologie und Verbreitung

Seit 1918 werden die Fälle in den USA registriert. In den letzten 50 Jahren wurden jährlich zwischen 250 und 1200 Erkrankungsfälle gemeldet. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist die tatsächliche Fallzahl deutlich höher. Mehr als 90 % der Patienten infizieren sich zwischen April und August. In der Mehrzahl der Fälle lässt sich ein vorangegangener Zeckenstich eruieren.

Der Name Rocky-Mountain-Fleckfieber ist eigentlich unpassend, da sich seit den 30er Jahren abzeichnete, dass Gebiete weit außerhalb der Rocky Mountains ebenso betroffen waren. In die Verbreitung werden heute der kontinentale Teil der USA, Süd-Kanada, Mexiko und große Teile Südamerikas eingeschlossen. Innerhalb der USA sind die Bundesstaaten North Carolina und Oklahoma am meisten betroffen. In den Staaten auf dem Gebiet der Rocky Mountains sind nur rund 3 % der Gesamtfälle zu verzeichnen.

Symptome

Typischer Hautausschlag bei Rocky-Mountain-Fleckfieber

Die Inkubationszeit beträgt wenige Tage bis zwei Wochen. Erste Symptome sind plötzlich ansteigendes Fieber, Kopfschmerz, Übelkeit mit Erbrechen, Muskelschmerzen und Hautausschlag. Durchfälle und Bauchschmerzen können hinzukommen. In frühen Stadien ist die Krankheit schwer zu diagnostizieren, da der Hautausschlag erst etwa sechs Tage nach den ersten Symptomen sichtbar wird. Dieser besteht zunächst aus kleinen, nicht erhabenen, violetten, nicht juckenden Flecken (Makulae) an Handgelenken, Fußknöcheln und Unterarmen. Später werden diese Effloreszenzen leicht erhaben. Der namensgebende, typische rote und fleckförmige Ausschlag ist nur etwa bei jedem zweiten Patienten zu beobachten. Pathophysiologisch handelt es sich um Petechien, also weit verstreute Einblutungen in die Haut.

Komplikationen können durch Manifestationen in den Lungen, Nieren, im Gastrointestinaltrakt und im Zentralnervensystem entstehen.

Diagnose

Neben dem klinischen Bild können manchmal Laborbefunde wie Thrombozytopenie, Hyponatriämie und Erhöhung der Leberenzyme weiterhelfen.

Therapie

Die Behandlung muss bereits im Verdachtsfalle unverzüglich begonnen werden. Wirksame Antibiotika sind Doxycyclin und Chloramphenicol, letzteres sollte wegen möglicher schwerer Nebenwirkungen nur als Reservemedikament betrachtet werden. Die Behandlung wird mindestens drei Tage über die Entfieberung hinaus fortgesetzt.

Prognose

Das Rocky-Mountain-Fleckfieber bleibt auch heutzutage eine gefährliche und potentiell lebensbedrohliche Krankheit. Trotz der Verfügbarkeit von wirksamen Gegenmitteln sterben immer noch 3-5 % der Erkrankten. Dennoch hat die effektive antibiotische Therapie die Letalität deutlich reduziert. Vor ihrem Einsatz starb nahezu jeder dritte Infizierte.

Geschichte

Die erste Beschreibung stammt aus dem Jahr 1896. Die Erkrankung trat damals im Snake River Valley (Idaho) auf und wurde wegen der charakteristischen Hauterscheinungen als „Schwarze Masern“ bezeichnet. Die gefürchtete und oft tödlich verlaufende Krankheit befiel hunderte Menschen in der Region. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts dehnte sie sich auf Gebiete zwischen Washington und Montana in Norden und Kalifornien und Arizona im Süden aus.

Howard Taylor Ricketts identifizierte als Erster den infektiösen Organismus, der die Krankheit hervorruft. Zusammen mit anderen Wissenschaftlern gelang es ihm, die grundsätzlichen epidemiologischen Tatsachen festzustellen und die Rolle der Zecken als Überträger zu verstehen. Dr. Ricketts starb tragischerweise kurz nach der Veröffentlichung seiner Studien 1910 an einer anderen von Rickettsien verursachten Krankheit, dem Fleckfieber (eng. typhus).

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