Prolactal


Prolactal
Rechtsform GmbH
Gründung 1986
Sitz Linz
Leitung Dr. Johann Tanzer
Mitarbeiterzahl 130 (2007)
Umsatz 65 Mio. Euro (2007)
Branche Milcherzeugnisse, Molkereiprodukte
Website www.prolactal.com

Die Prolactal GmbH ist ein österreichisches Unternehmen mit Sitz in Linz, das Milch-, Molketrockenprodukte und Milch- und Molkederivate produziert und vertreibt. Sie geriet in das Medieninteresse als Hersteller des „Hartberger Quargels“, durch dessen erhöhte Listerienbelastung von Ende 2009 bis Anfang 2010 Menschen erkrankten und starben.

Unternehmen

Prolactal geht zurück auf die 1986 gegründete Lactoprot Alpenländische Milchindustrie und Handels GmbH. Seit 1998 gehört das Unternehmen zum Linzer Milchkonzern Artax AG, der um 1995 von ehemaligen Managern der Austria Milch & Fleisch Genossenschaft gegründet wurde. Im Mai 2008 firmierte die Lactoprot Alpenländische Milchindustrie und Handels GmbH zur Prolactal GmbH um. Neben dem Linzer Stammsitz verfügt Prolactal über zwei Werke in Hartberg und Wörgl und ein Vertriebsbüro in Wien. Nach eigener Aussage ist das Unternehmen in den Märkten von West- und Nordeuropa (insbesondere Deutschland), Asien (Japan, China, Thailand) und Osteuropa aktiv und erwirtschaftete im Jahr 2007 mit 130 Mitarbeitern einen Umsatz von 65 Millionen Euro.[1]

Listerienbelastung von Quargel

Prolactal produzierte die Sauermilchkäsemarke Hartberger Bauernquargel in der Steiermark. Der Käse wurde im deutschen und österreichischen Lebensmittelhandel unter verschiedenen Handelsmarken vertrieben. Nachdem sich Ende Oktober 2009 Listerien-Erkrankungen ungewöhnlich gehäuft hatten, konnten im Januar 2010 Produkte von Prolactal als Quelle identifiziert werden.[2] Im Februar 2010 stellte die österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit fest, dass auf Grund des Verzehrs von bei Prolactal hergestellten Sauermilchkäsen zwölf Menschen erkrankt waren, von denen sechs verstarben. Todesursächlich war eine Listeriose. Die Produktion des Käses wurde daraufhin komplett eingestellt. Nach behördlichen Erkenntnissen waren insgesamt 33 Personen in Deutschland, Österreich und Tschechien erkrankt, davon starben in Deutschland drei Personen und in Österreich fünf Personen (Stand 24. März 2010). In einer Pressemitteilung zeigte sich das Unternehmen erschüttert über die Vorfälle.[3][4][5][6]

Geprüft wird weiters, ob eine kostenfreie Auslieferung von Käse an Sozialmärkte für Personen mit geringem Einkommen vor oder nach der Feststellung von Listerien erfolgt ist.[7][8][9]

Laut Aussage eines ehemaligen Mitarbeiters seien auch Mitarbeiter an Listeriose erkrankt. Er beschuldigte dabei auch das Unternehmen, abgelaufene Säcke mit Enzymen für die Backwarenproduktion eigensetzt zu haben, was er mit Fotos belegen könne. Die steirische Arbeiterkammer ließ verlauten, sie wolle diesen Ex-Mitarbeiter auch gerichtlich unterstützen.[10] Dreizehn an Listeriose erkrankte Personen fordern über den Verein für Konsumenteninformation, welcher vom Bundesministerium für Konsumentenschutz mit der Betreuung der Geschädigten beauftragt ist, von Prolactal Schadenersatz. Ob auch Trauerschmerzensgeld ein Thema ist, will Peter Kolba vom VKI nicht befördern: Das ist juristisches Neuland. Da will ich keine Erwartungen wecken.[11]

In Deutschland ermittelt die Staatsanwaltschaft Heilbronn beim Lebensmitteldiskonter Lidl, ob die Rückholung der Produkte bzw. die Warnungen rechtzeitig erfolgt sind, da eine Person gestorben ist, obwohl Lidl den ersten Rückruf schon durchgeführt hatte.[12]

Politische Auswirkungen

Bundesminister Alois Stöger brachte am 23. März 2010 zum Lebensmittelsicherheitsgesetz einen Vorschlag für eine Novelle in den Ministerrat ein, welcher vom Ministerrat einstimmig angenommen wurde. Die Novelle soll in Zukunft die Information der Bevölkerung beschleunigen.[13]

Gleichzeitig forderten auch die österreichischen Bauern eine klarere Regelung bezüglich der Kennzeichnung von Lebensmitteln und dass die Konsumenten genauer auf die verschiedenen Gütesiegel, wie dem für österreichische Produkte geltenden AMA-Gütesiegel, achten sollten, da sie sich als Produzenten ebenso angegriffen fühlten, obwohl keinerlei Rohstoffe österreichischer Provenienz seien. Im Rahmen der Untersuchungen hatte sich herausgestellt, dass Milch aus Deutschland bezogen worden war, die ursprünglich aus den Niederlanden stammte.[14][15][16]

Einzelnachweise

  1. Unternehmensselbstdarstellung auf prolactal.com
  2. Listerien: Firma wusste nichts von Todesfällen, ORF, 16. Februar 2010
  3. Gesetzesänderung nach acht Listeria-Toten. Agrar heute, 24. März 2010, abgerufen am 14. April 2010.
  4. Unheimlich heimischer Käse. Wiener Zeitung, 17. Februar 2010, abgerufen am 14. April 2010.
  5. Listerien-Käse-Skandal: Fünftes Todesopfer in Österreich. nachrichten.at, 24. Februar 2010, abgerufen am 14. April 2010.
  6. Harald Schiffl, Prolactal: Prolactal geht in die Offensive]. Presseaussendung, 28. Februar 2010 (pdf)
  7. Die Presse (APA): Bakterien-Käse im St. Pöltner Sozialmarkt verkauft. Die Presse, 4. März 2010
  8. Harald Schiffl, Prolactal: Prolactal stellte Sozialmärkten einwandfreien Quargel aus Überproduktion zur Verfügung. (pdf)
  9. Harald Schiffl, Prolactal: Prolactal hat Sozialmärkte selbst kontaktiert und ihnen Quargel angeboten. Richtigstellung, 5. März 2010, (pdf)
  10. Tödlicher Quargel: Ex-Mitarbeiter belastet Prolactal, OÖ Nachrichten vom 11. März 2010, abgerufen am 24. April 2010
  11. Kurier Michael Jäger: Quargelerzeuger unter Druck. Kurier (Tageszeitung), 24. April 2010
  12. Verseuchter Käse verkauft: Ermittlungen gegen Lidl vom 15. Mai 2010 abgerufen am 15. Mai 2010
  13. Gesetzesänderung nach acht Listeria-Toten. Agrar heute, 24. März 2010, abgerufen am 14. April 2010.
  14. AMA-Gütesiegel und AMA-Bio-Zeichen auf der Seite der Landwirtschaftskammer Burgenland vom 15. März 2010 abgerufen am 21. April 2010
  15. Neue Regeln für "Käse aus Österreich" im Standard vom 7. März 2010 abgerufen am 21. April 2010
  16. Unheimlich heimischer Käse, Wiener Zeitung vom 17. Februar 2010

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