Plinius der Ältere


Titelseite der Naturalis Historia, Ausgabejahr 1669

Gaius Plinius Secundus Maior, kurz Plinius der Ältere (lateinisch Plinius maior) genannt (* etwa 23 in Novum Comum (dem heutigen Como); † 25. August 79 in Stabiae) war ein römischer Gelehrter, nicht zu verwechseln mit dessen Adoptivsohn Gaius Plinius Caecilius Minor, der durch seine Briefe bekannt ist.

Leben und Werk

Plinius wurde Ende 23 oder zu Beginn des Jahres 24 geboren. Er entstammte einer vermögenden römischen Ritterfamilie und kam in jungem Alter nach Rom, wo er mit Publius Pomponius Secundus, einem Tragödiendichter und Feldherrn, Umgang hatte. So kam Plinius in Umgang der angesehensten Familien. Plinius kommandierte mehrere Militäreinheiten in verschiedenen Provinzen. 47 war er am Triumph über die Chauken beteiligt, 50/51 kämpfte er im heutigen Nordhessen. Plinius begleitete zudem als Vertrauter der späteren Kaiser Vespasian und Titus deren Feldzüge nach Germanien. 52 kehrte er nach Rom zurück, hatte aber unter Nero keine öffentlichen Ämter inne. Plinius blieb unverheiratet und kinderlos. Nach dem Tod seiner Schwester adoptierte er seinen Neffen, der daraufhin seinen Namen annahm und uns als Plinius der Jüngere bekannt ist.

Bekanntgeworden ist Plinius vor allem durch sein naturwissenschaftliches Werk Naturalis historia (Naturgeschichte), das als einziges seiner Werke erhalten ist. In dieser Enzyklopädie in 37 Büchern fasste er vor allem das naturkundliche Wissen seiner Zeit zusammen. Das Werk, das trotz seiner großen Stofffülle durchaus literarisch gestaltet ist, stellt eine unschätzbare Quelle für das antike Wissen dar. Laut seinen eigenen Aussagen beinhaltet dieses Werk 20.000 wichtige Fakten zu den Themen Anthropologie, Arzneien aus Pflanzen- und Tiersubstanzen, Botanik, Ethnographie, Gartenbau, Geographie, Kosmologie, Kunstgeschichte, Medizin, Metallverarbeitung, menschliche Physiologie, Mineralogie, Schöne Künste und Zoologie, die er aus rund 2000 Büchern von 100 verschiedenen Autoren zusammengetragen hatte. Die ersten zehn Bände wurden im Jahr 77 veröffentlicht, die übrigen erst nach seinem Tode.

Außerdem schrieb Plinius neben einer Biographie seines Freundes Quintus Pomponius Secundus zwei Geschichtswerke: Eine Abhandlung in zwanzig Büchern über die römischen Germanienkriege (bella Germaniae) sowie eine Darstellung der römischen Geschichte in 31 Büchern (Historien). Mit den Historien schloss er an Aufidius Bassus an; das Werk begann wohl im Jahr 47, doch ist dies umstritten. Die Geschichtsdarstellungen sind wie alle anderen Werke des Plinius (außer der Naturgeschichte) nicht erhalten. Die Historien, die bis in die Regierungszeit Vespasians reichten, wurden (wie die Germanenkriege des Plinius) etwa von Tacitus ausgiebig als Quelle benutzt. Sueton und andere Autoren haben die Geschichtswerke des Plinius, die offenbar recht geschätzt wurden, ebenfalls herangezogen.[1]

Plinius starb während des Vesuv-Ausbruchs 79 bei einer Rettungsexpedition in örtlicher Nähe zum Vulkan. Er war kurz zuvor zum Präfekten der römischen Flotte in Misenum ernannt worden. Als der Vulkan ausbrach, fuhr er, einer Bitte um Hilfe folgend, über den Golf von Neapel nach Stabiae. Am Morgen des 25. August starb Plinius.

Plinius der Jüngere, römischer Senator und Schriftsteller, war sein Neffe und überlieferte die Todesumstände seines Onkels in einem Brief an den Historiker Tacitus.

Nachwirkung und Benennungen

Zu den bekannten Persönlichkeiten aus römischer Zeit, die Plinius’ Naturgeschichte kannten und zitierten, gehören Aulus Gellius und Apuleius wie auch die Kirchenväter Tertullian und Augustinus. Für sein Werk „Vermessung des Erdkreises“ (De mensura orbis terrae) nutzte Dicuil im 9. Jahrhundert Exzerpte aus der Naturalis Historia. Die Humanisten Francesco Petrarca und Giovanni Boccaccio befassten sich eingehend mit ihr. Von Christoph Kolumbus wurde sie ebenfalls verwendet. Im Jahre 1469 erschien in Venedig die erste Druckausgabe; bis Ende des 18. Jahrhunderts lagen bereits weit über zweihundert komplette Ausgaben vor. Alexander von Humboldt bezeichnete das Werk als römisches Denkmal, abgefasst im „echten Geist einer Weltbeschreibung.“[2]

Charles Plumier benannte ihm zu Ehren die Gattung Plinia[3] der Pflanzenfamilie der Myrtengewächse (Myrtaceae). Carl von Linné übernahm später diesen Namen.[4][5]

Der Mondkrater Plinius wurde nach ihm benannt.

Textausgaben und Übersetzungen

  • Roderich König u. a. (Hrsg.): C. Plinius Secundus d. Ä.: Naturkunde. 37 Bände, Artemis, Zürich u. a. 1990–2004, ISBN 3-7608-1618-5, (unkritische Ausgabe des lateinischen Textes mit Übersetzung und Erläuterungen).
  • Ludwig von Jan/Karl Mayhoff (Hrsg.): C. Plinii Secundi naturalis historiae libri XXXVII. Teubner, Stuttgart 1967–2002, (Nachdruck der maßgeblichen Edition von 1892–1909 in 6 Bänden).
  • Lenelotte Möller/Manuel Vogel (Hrsg.): Die Naturgeschichte des Gaius Plinius Secundus. Ins Deutsche übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Georg C. Wittstein. 2 Bände, Marix Verlag, Wiesbaden 2007, (Neuauflage einer Übersetzung von 1880–1882).

Literatur

Allgemeines
  • Mary Beagon: Roman Nature. The Thought of Pliny the Elder. Clarendon Press, Oxford 1992, ISBN 0-19-814726-0.
  • Roderich König, Gerhard Winkler: Plinius der Ältere. Leben und Werk eines antiken Naturforschers. München 1979.
  • Trevor Murphy: Pliny the Elder's Natural History. The Empire in the Encyclopedia. Oxford University Press, Oxford 2004, ISBN 0-19-926288-8.
  • Klaus Sallmann: Plinius d. Ä.. In: Wolfram Ax, Hg.: Lateinische Lehrer Europas. 15 Porträts von Varro bis Erasmus von Rotterdam. Böhlau, Köln 2005 ISBN 341214505X, S. 45–65.[6]
Einzelne Themen
  • John F. Healy: Pliny the Elder on Science and Technology. Oxford University Press, Oxford 1999, ISBN 0-19-814687-6.
  • Thomas Köves-Zulauf: Reden und Schweigen. Römische Religion bei Plinius Maior. Fink, München 1972.
  • Klaus Sallmann: Die Geographie des älteren Plinius in ihrem Verhältnis zu Varro. Versuch einer Quellenanalyse. De Gruyter, Berlin 1971, ISBN 3-11-001838-1.
  • Klaus Sallmann: Der Traum des Historikers: Zu den 'Bella Germaniae' des Plinius und zur julisch-claudischen Geschichtsschreibung. In: Aufstieg und Niedergang der römischen Welt. II 32,1, Berlin 1984, S. 578–601.
Rezeption
  • Arno Borst: Das Buch der Naturgeschichte. Plinius und seine Leser im Zeitalter des Pergaments. 2. Auflage, Winter, Heidelberg 1995, ISBN 3-8253-0132-X.
Hilfsmittel
  • Peter Rosumek, Dietmar Najock: Concordantia in C. Plinii Secundi naturalem historiam. 7 Bände. Olms-Weidmann, Hildesheim 1996, ISBN 3-487-09949-7.

Weblinks

Wikisource: Gaius Plinius Secundus – Quellen und Volltexte (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value))
Commons: Plinius der Ältere – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Zu den bella Germaniae siehe vor allem Sallmann, Der Traum des Historikers. Vgl. auch Ronald Syme: Tacitus. Bd. 1, Oxford 1958, besonders S. 287ff.
  2. Roderich König, Gerhard Winkler: Plinius der Ältere. Leben und Werk eines antiken Naturforschers. München 1979, S. 67 ff.
  3. Charles Plumier: Nova Plantarum Americanarum Genera. Leiden 1703, S. 9.
  4. Carl von Linné: Critica Botanica. Leiden 1737, S. 94.
  5. Carl von Linné: Genera Plantarum. Leiden 1742, S. 239.
  6. Überblick zu Leben und Werk. Bei google books partiell lesbar. Bibliographie. Sallmann siehe auch in der folgenden Rubrik

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