Perlfisch



Perlfisch
Systematik
Ordnung: Karpfenartige (Cypriniformes)
Überfamilie: Karpfenfischähnliche (Cyprinoidei)
Familie: Karpfenfische (Cyprinidae)
Unterfamilie: Weißfische (Leuciscinae)
Gattung: Rutilus
Art: Perlfisch
Wissenschaftlicher Name
Rutilus meidingerii
Heckel, 1851

Der Perlfisch (Rutilus meidingerii) ist ein stark bedrohter Karpfenfisch. Auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland galt er seit Beginn der neunziger Jahre als ausgestorben oder verschollen. Früher hatte der Perlfisch lokal eine gewisse wirtschaftliche Bedeutung, wegen des Fangzeitpunkts wird er mitunter in betreffenden Gebieten als Maifisch bezeichnet. Die Art wurde lange Zeit als Unterart des osteuropäischen Kutum angesehen und daher als Rutilus frisii meidingerii beschrieben und geführt. Doch bedeutet morphologische Ähnlichkeit noch nicht phylogenetische Ableitbarkeit, und die tiergeographische Isolation unterstützt die Auffassung des Perlfisches als eigene Art.

Verbreitung und Lebensraum

Es finden sich nur noch einige Perlfischbestände in der Slowakei und in den österreichischen Salzkammergutseen Mond-, Atter-, Wolfgang- und Traunsee. Die einzige deutsche Population im Chiemsee war wahrscheinlich schon erloschen, mittlerweile gibt es aber wieder Bemühungen zur Wiedereinbürgerung [1].

Der Perlfisch bewohnt tiefe, grundnahe Gewässerschichten. Nur zur Laichzeit sucht er Flachwasserbereiche auf. Die IUCN führt die Art als „gefährdet“, ihr Rückgang ist wahrscheinlich auf die zunehmende Gewässereutrophierung zurückzuführen.

Merkmale

Der schlanke Körper des Perlfischs ist langgestreckt und annähernd walzenförmig. Gute Schwimmfähigkeiten deutet zusätzlich ein langer und schmaler Schwanzstiel an. Im Vergleich mit anderen Rutilus-Arten sind die grauen Schuppen sehr klein. Der massiv wirkende Kopf trägt eine kleine, etwas unterständige Mundspalte und kleine Augen. Die Gesamtlänge beträgt meist 40 bis 50 Zentimeter, kann aber bis zu 70 Zentimetern erreichen.

Auf dem Rücken zeigt der Perlfisch eine dunkle, braunschwarze bis olive Färbung die sich an den Seiten aufhellt. Der Bauch ist silbrigweiß. Die Flossen sind grau, wobei After- und Bauchflossen gelegentlich von rötlicher Farbe sind.

Während der Laichzeit färbt sich die Bauchseite rot und die Männchen tragen einen ausgeprägten Laichausschlag. Diese bernsteinfarbenen, etwa reiskorngroßen Erhebungen bedecken fast den ganzen Körper und sind auf Kopf und Rücken besonders stark ausgeprägt. Der Trivialname Perlfisch leitet sich von ihnen ab[2].

Flossenformel: D 11–12, A 12–14, P 16–18, V 10–11, C 19.

Lebensweise

Die Lebensgewohnheiten des Perlfischs sind noch nicht hinreichend erforscht, aber vermutlich ernährt er sich von bodenbewohnenden Wirbellosen, Pflanzen und kleineren Fischen. Während der Laichzeit in April und Mai verlässt er die sonst bevorzugten tiefen Gewässerschichten. Er sucht dann flache und kiesige Uferbereiche auf oder unternimmt kurze Wanderungen in die Zu- und Abflüsse seiner Heimatgewässer. Hier laicht er über Kiesgrund oder Pflanzenbewuchs ab. Vermutlich erreicht der Perlfisch seine Geschlechtsreife erst nach vier bis fünf Jahren und ist allgemein langsamwüchsig.

Quellen

Einzelnachweise

  1. Wiederbesiedlungsprojekt Perlfisch. in Bayerns Fischerei und Gewässer. Nr. 4, 2008. Landesfischereiverband Bayern (Hrsg.), ISSN 0949-5215. S. 15 (PDF; 135.1 KB)
  2. Regina Petz-Glechner: Die Namen unserer Fische – eine etymologische Spurensuche. in Österreichs Fischerei. 59 (1), 2006, ISSN 0029-9987. S.33–34. (PDF; 28.4 KB)

Literatur

  • Roland Gerstmeier, Thomas Romig: Die Süßwasserfische Europas für Naturfreunde und Angler, 2. überarb. u. aktual. Auflage, Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2003, ISBN 3-440-09483-9
  • Horst Müller: Fische Europas, Neumann Verlag, Leipzig · Radebeul 1983, ISBN 3-7402-0044-8

Weblinks

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