Mindelsee


Mindelsee
Mindelsee vom Südufer; im Hintergrund Möggingen
Geographische Lage Baden-Württemberg, Deutschland
Zuflüsse Fällgraben, Krebsbach, Adernbach
Abfluss Mühlbach → Markelfinger Winkel → Gnadensee → Bodensee
Daten
Koordinaten 47° 45′ 16″ N, 9° 1′ 20″ OKoordinaten: 47° 45′ 16″ N, 9° 1′ 20″ O
Mindelsee (Baden-Württemberg)
Höhe über Meeresspiegel 409 m ü. NN
Fläche 1,02 km²[1]
Breite 560 m[1]
Volumen 8.740.000 m³ [1]
Maximale Tiefe 13,5 m[1]
Mittlere Tiefe 8,5 m[1]
pH-Wert 8,07
Einzugsgebiet 25,43 km²[1]
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Naturschutzgebiet Mindelsee
Mindelsee (Deutschland)
Koordinaten: 47° 45′ 16″ N, 9° 1′ 20″ O
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Lage: Baden-Württemberg, Deutschland
Nächste Stadt: Konstanz, Radolfzell, Singen, Überlingen
Fläche: 4,11 km²
Gründung: 1938
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Der Mindelsee ist ein Gletscherzungensee auf dem Bodanrück auf den Gemarkungen Möggingen und Markelfingen im östlichen Gemeindegebiet von Radolfzell. Der See liegt rund 1800 Meter nordöstlich von Markelfingen. Die heutige Wasserfläche beträgt etwa 115 Hektar bei einer mittleren Wassertiefe von acht Metern. Der See erstreckt sich mit rund 2200 m Länge und rund 570 m Breite in Nordwest-Südost-Richtung. Neben etlichen Quellen wird er vom Fällgraben aus Westen, sowie vom Krebsbach und Adernbach aus Osten gespeist, der Abfluss erfolgt über den Mühlbach in den Untersee. Seit 1938 ist das Gebiet Naturschutzgebiet mit einer Fläche von rund 411 Hektar. Für weitere 50 Hektar gilt der Status eines Landschaftsschutzgebietes. Anfang des 21. Jahrhunderts wurde das Naturschutzgebiet Mindelsee nach den Richtlinien der Europäischen Union als Bedeutendes Vogelschutzgebiet ausgewiesen und in die Liste der Natura-2000-Gebiete aufgenommen.

Entstehung

Das Mindelseebecken, das bis zu 100 Meter unter dem durchschnittlichen Höhenniveau der umliegenden jungeiszeitlichen Drumlinlandschaft liegt, wurde in der Würmeiszeit von einer Gletscherzunge des Rheingletschers ausgeschürft und füllte sich nach dem Abschmelzen der Gletscherzunge vor etwa 15.000 Jahren mit Wasser. In den weiten, feuchten, umliegenden Gebieten bildeten sich Niedermoore mit Torfschichten bis zu zehn Metern Mächtigkeit.

Neben dem Torfstich, der bis in die ersten Jahrzehnte des letzten Jahrhunderts währte, waren aber vor allem die Meliorationsmaßnahmen prägend für das Landschaftsbild des heutigen Mindelseegebietes, also Maßnahmen zur Werterhöhung des Bodens. Der Seespiegel wurde durch Verlandungsprozesse und später durch Trockenlegungsmaßnahmen, die schon im späten Mittelalter begannen, immer wieder abgesenkt, sodass der See von einstmals mehr als 8 Kilometern Länge und bis zu zwei Kilometern Breite auf die heutige Ausdehnung schrumpfte. Gleichzeitig resultiert jedoch die Vielfalt der Lebensräume des heutigen Naturschutzgebietes aus diesen Versuchen, das Sumpfloch, wie es genannt wurde, trocken zu legen.

Lebensräume

Das insgesamt kleine Mindelseegebiet beherbergt eine Reihe von Lebensräumen, von denen die meisten in unserer Zeit immer stärker gefährdet, oder schon zur Gänze verschwunden sind. Neben der offenen Wasserfläche sind das vor allem ausgedehnte Schilfzonen und trockenere Riedwiesen, verlandende Torfstichgebiete mit verbliebenen kleinen Weihern und Teichen, und daran anschließend Busch- und Hochbuschfluren. Die Ried-, Streu- und vor allem für die Schafweide extensiv genutzten Weidewiesen sind oft von einem artenreichen Heckensaum umgeben. Im Süden grenzt ein alter, hochstämmiger rotbuchendominierter Mischwald unmittelbar an den See. Entlang der zufließenden Bäche und des Mühlbaches sind Weiden- und Pappelgalerien entstanden. Besonders reich an sehr seltenen Pflanzen und Insekten sind die Kalkquellsümpfe im Norden und Osten des Sees.

Flora und Fauna

Mehr als 700 verschiedene Blütenpflanzen, sowie Hunderte Moos- und Algenarten wurden im Mindelseegebiet festgestellt, darunter viele seltene, zum Teil vom Aussterben bedrohte Arten. Besonders erwähnenswert ist das Vorkommen von über 20 Orchideenarten, darunter das europaweit geschützte Torf-Glanzkraut, die Sumpf-Stendelwurz, die Sommer-Drehwurz, und Traunsteiners Knabenkraut.

Ebenso artenreich und vielfältig ist die Tierwelt. Fast 600 Käferarten, über 400 verschiedene Schmetterlinge sowie etwa 40 unterschiedliche Libellen kommen im Naturschutzgebiet vor.

Bemerkenswert sind auch die Vorkommen verschiedener Fledermausarten, darunter die des sehr gefährdeten Grauen Langohrs.

Im Naturschutzgebiet wurden an die 100 regelmäßig brütende Vogelarten gezählt, unter ihnen selten gewordene wie Neuntöter, Drosselrohrsänger, Mittelspecht oder Schwarzkehlchen. Die Flussseeschwalbe konnte mit Hilfe von im See verankerten Plattformen (Brutflößen) wieder angesiedelt werden. Trotz anscheinend optimaler Voraussetzungen verschwanden auch hier früher regelmäßig brütende Arten wie Bekassine, Raubwürger oder Wiedehopf. Im Herbst und Winter bietet der Mindelsee (so lange er nicht zufriert) vielen Wasservögeln ein sicheres Rast-, Mauser- und Überwinterungsgebiet. Besonders hervorzuheben sind die Rast- und vereinzelten Wintervorkommen der in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet gefährdeten Moorente.

Die Randbereiche des Sees, die Tümpel und Weiher sind reich an Amphibien und Reptilien. Wasserfrosch, Springfrosch und der Teichmolch finden hier ihre Lebensräume. Die Ringelnatter ist nicht selten, in den trockeneren Gebieten kommt die Zauneidechse vor.

Der Mindelsee wird von einer Berufsfischerin betreut – sowohl Besatz als auch Befischung unterliegen einer strengen Kontrolle.

Literatur

  • Jörg Aufdermauer, Herbert Berner, Wilhelm Bernhard: Der Mindelsee bei Radolfzell. Monographie eines Naturschutzgebietes auf dem Bodanrück. Karlsruhe 1983. 786 S., ISBN 3-88251-045-5.
  • Folder des Naturschutzzentrums Möggingen: Naturschutzgebiet Mindelsee. Konstanz 1998.
  • Thomas Huth, Baldur Junker: Geotouristische Karte von Baden-Württemberg – Südost. Freiburg in Breisgau 2006. ISBN 978-3-00-018976-0.
  • Axel Leisler: Ökologische Probleme und Konflikte anthropogener Nutzung auf verschiedenen Biotopflächen im Naturschutzgebiet Mindelsee bei Radolfzell. Mainz 1999.

Siehe auch

  • Liste der Seen in Deutschland

Weblinks

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