Weltweit kleinste Landschnecke entdeckt



Bio-News vom 31.01.2022

Ein internationales Team hat die weltweit kleinste Landschnecke beschrieben: Die nur 0,46 bis 0,57 Millimeter große Art Angustopila psammion wurde von den Forschenden in Höhlensedimenten aus Vietnam entdeckt. Darüber hinaus fanden sie eine neue – ebenfalls winzige – Art, die ihre Schale mit fein angeordneten Kotkörnern schmückt.

Mit einem Durchmesser von 0,46 bis 0,57 Millimetern ist die neu entdeckte Schneckenart Angustopila psammion kleiner als ein durchschnittliches Sandkorn. Mit ihrer Größe ist sie die kleinste bekannteste Landschnecke der Welt – lediglich aus dem marinen Bereich sind noch kleinere Gastropoden, wie Ammonicera minortalis, bekannt. „Es ist etwas ganz Besonderes, so einen Rekordhalter der Tierwelt zu entdecken – zumal dies bei der Größe natürlich nicht selbstverständlich ist“, erzählt Dr. Adrienne Jochum vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt, dem Naturhistorischen Museum und der Universität in Bern.

Entdeckt wurde das winzige Tier in Proben von Höhlensedimenten aus der Provinz Quang Ninh in Nordvietnam. Hierzu wuschen die Forschenden die unter Felsen und in Höhlen gesammelten Proben in einem Wasserbehälter. Den sich an der Wasseroberfläche bildenden Schaum ließen sie trocknen und konnten aus den Überresten die winzigen Schneckenhäuser sowie weiteres Material bergen, mit feinen Pinseln reinigen und anschließend unter dem Mikroskop bestimmen.


Die kleinste bekannte Landschnecke: Angustopila psammion.

Publikation:


Páll-Gergely, B., Jochum, A., Vermeulen, J. J., Anker, K., Hunyadi, A., Örstan, A., Szabó, Á., Dányi, L., & Schilthuizen, M.
The world’s tiniest land snails from Laos and Vietnam (Gastropoda, Pulmonata, Hypselostomatidae)
Contributions to Zoology (2022)

DOI: 10.1163/18759866-bja10025



„Unsere Entdeckung hat sofort die Frage nach den evolutionären Mechanismen aufgeworfen, die dazu führen, dass einige Schnecken solch eine geringe Größe besitzen“, erläutert Jochum und fährt fort: „Am plausibelsten erscheint, dass die winzigen Schnecken zuvor unbesetzte Nischen nutzen können – aufgrund ihrer Größe können sie sowohl in engen Räumen nach Nahrung suchen als auch Nahrungspartikel fressen, die für größere Tiere nicht interessant sind.“

Zudem bietet die kleine Gestalt den Schnecken den Vorteil, sich vor ihren Fressfeinden zu verstecken; oft sind sie sogar so klein, dass sie als Nahrung nicht interessant sind. „Wir gehen davon aus, dass die Größe der von uns gefundenen Schnecke schon an der Untergrenze erwachsener Landschnecken liegt. Sehr viel kleiner können die Tiere nicht werden, da es eine bestimmte Anzahl von Neuronen geben muss, die eine Schnecke funktionsfähig machen. Zudem muss die Schneckenschale auch ausreichend Platz für mindestens ein Ei bieten“, fügt Jochum hinzu.


Die neu entdeckte „Mistsammler“-Schnecke Angustopila coprologos schmückt ihr feines, porzellanartiges Gehäuse mit Kotkörnern.

Zusätzlich zu der weltweit kleinsten Landschnecke fanden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit ihrer Methode eine weitere ungewöhnliche Schnecke in Proben aus Laos: Die nur 0,49 bis 0,58 Millimeter große „Mistsammler“-Schnecke Angustopila coprologos schmückt ihr feines, porzellanartiges Gehäuse mit Kotkörnern, die in einem strahlenförmigen Muster – wie Perlen an einer Halskette – angeordnet sind.

Von anderen, größeren Landschnecken ist bekannt, dass diese ihre Schalen oft mit Rinde, Flechten, Lehm oder Erdpartikeln überziehen, um sich ihrer Umgebung anzupassen und die Aufmerksamkeit von Fressfeinden wie Vögeln oder Käfern zu vermeiden. „Solch eine optische Tarnung ergibt bei den extrem kleinen Schnecken, die in Kalksteinspalten leben, aber keinen Sinn“, meint die Frankfurter Malakologin. Vielmehr vermutet sie, dass die Perlen dazu dienen könnten, Geschlechtspartner anzulocken oder dass die Kotkörnchen als „Mini-Schwämme“ fungieren, die der Schnecke helfen Feuchtigkeit zu erhalten und sie nicht austrocknen zu lassen.


Diese Newsmeldung wurde mit Material des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseen via Informationsdienst Wissenschaft erstellt

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