Tiefsee in der Übersicht - Tiefseeatlas des Nordwest-Pazifik erschienen



Bio-News vom 29.06.2020

Die Senckenberg-Wissenschaftlerinnen Hanieh Saeedi und Angelika Brandt haben gemeinsam mit rund 40 internationalen Forschenden erstmals eine Bestandsaufnahme der Tiefsee-Lebewesen des Nordwest-Pazifik veröffentlicht. Das im Online-Verlag erschienene Fachbuch gibt einen Überblick über die biologische Vielfalt und Zusammensetzung der Arten, die dort in Tiefen unter 2000 Metern leben. Das im Atlas gesammelte Wissen bildet die Grundlage, um dieses bisher kaum erforschte Ökosystem besser zu verstehen und zu schützen. Vor dem Hintergrund der UN-Dekade der Ozeanforschung 2021 bis 2030 bietet die Monografie Basisdaten, um die Ziele der Agenda 2030 für eine nachhaltige Entwicklung zu erreichen.

Igelwürmer, Hakenrüssler und Furchenfüßer, aber auch bekannte Tiere, wie Seesterne, Seeigel und Schwämme sind nur einige der Unterwasserbewohner, die in den lichtlosen Tiefen der Meere leben. Die gerade erscheine Online-Publikation „Biogeographic Atlas of the Deep NW Pacific Fauna“ stellt sie, ihre Biologie, ihre Beziehungen untereinander, ihren Lebensraum und ihr Verbreitungsgebiet in 20 Kapiteln sowie einem einleitenden Text vor. „Der Atlas gibt einen Einblick in die Vielfalt und Artzusammensetzung der Tiefsee-Lebewesen des Nordwest-Pazifik. Insbesondere vor dem Hintergrund der immer stärker spürbaren Auswirkungen des Klimawandels kommt dieses Überblickswerk gerade rechtzeitig“, sagt Mitherausgeberin des Buches Dr. Hanieh Saeedi vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt.


Seeigel wie dieser Tiefseebewohner der Art Kamptosoma abyssale produzieren während ihres Lebens Kalk und binden dabei Kohlenstoff aus dem Wasser.

Publikation:


Saeedi, H., Brandt, A. (Ed.)
Biogeographic Atlas of the Deep NW Pacific Fauna
Advanced Books

DOI: https://doi.org/10.3897/ab.e51315



Die Monografie ist das Ergebnis einer dreijährigen Kooperation von mehr als 40 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und fasst Erkenntnisse aus vier Tiefsee-Expeditionen im Nordwestlichen Pazifik zusammen. Über 2.500 gesammelte Daten, die 503 Tiefseearten zugeordnet werden konnten, wurden dafür ausgewertet.

„Der Nordwest-Pazifik – mit dem Japanischen Meer, dem Ochotskischen Meer, sowie dem Kurilengraben und der sich anschließenden Tiefsee-Ebene – ist eine der fruchtbarsten, nährstoffreichsten und artenreichsten Ozeane der Welt. Dort gibt es Seebecken verschiedener Tiefe und Hydrologie sowie Lebensräume mit ganz unterschiedlichem Isolationsgrad“, erläutert Saeedi und fährt fort: „Das im Atlas von vielen Expertinnen und Experten zusammengetragene Wissen ist der Schlüssel zum Verständnis der Tiefsee-Ökosysteme und dem, was passiert, wenn sie sich durch menschliche Einflüsse oder die Auswirkungen des Klimawandels verändern. In der bevorstehenden UN-Dekade der Ozeanforschung 2021 bis 2030 stellt das Buch einen Eckpfeiler für Entscheidungsprozesse zum Erhalt und der nachhaltigen Nutzung der Meere dar. Auf der Basis der nun gesammelten vorliegenden Informationen können sinnvolle und wirksame Schutzmaßnahmen und -kriterien festgelegt werden.“

Ziel der Ozeandekade ist es, wissenschaftliche Grundlagen und Handlungsempfehlungen für die Umsetzung der meeresbezogenen Nachhaltigkeitsziele der UN zu liefern, um die fortschreitende Degradierung von Meeres- und Küstenökosystemen aufzuhalten.

„Aus Veröffentlichungen wie dem Sonderbericht des Weltklimarates IPCC, dem Global Assessment 2019 des Weltbiodiversitätsrates IPBES und Berichten vielzähliger weiterer Institutionen geht hervor, wie alarmierend der Zustand der Ozeane auf unserer Erde ist“, erklärt Prof. Dr. Angelika Brandt, Leiterin der Senckenberg-Abteilung Marine Zoologie und Mitherausgeberin des Buchs und fasst zusammen: „Diese Ökosysteme sind zunehmend bedroht – durch den globalen Klimawandel und den geplanten Abbau von Rohstoffen am Meeresgrund. Der Tiefseeatlas ist ein Baustein, um das zu ändern. Aktuelle Ereignisse, wie die Hitzewelle in Sibirien, bei der extreme Temperaturen gemessen wurden, untermauern die Bedeutung der wissenschaftlichen Ergebnisse des Buches.“

Im Zentrum der Senckenberger Meeresforschung stehen auch gesellschaftsrelevante Fragen: Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf das Leben im Meer? Wie verändert die Menschheit die Ozeane? Werden unser Handeln und unsere Zukunft durch die Ozeane verändert? Die neuen Themenräume „Meeresforschung“ und „Tiefsee“ im Rahmen des Umbauprojekts „Neues Museum“ – Eröffnung am 3. September 2020 im Senckenberg Naturmuseum – geben einen Einblick in diese Forschung.


Diese Newsmeldung wurde mit Material des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseen via Informationsdienst Wissenschaft erstellt

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