Titer (Medizin)


Der Titer ist in der Biologie und Medizin eine dimensionslose Verdünnungsstufe, die als relatives Maß für eine Konzentration verwendet wird, z. B. eines Antikörpers, Antigens oder eines Virus.

Verfahren

Der Titer wird dadurch bestimmt, dass eine Probe in einer Verdünnungsreihe fortlaufend verdünnt wird und mit den Verdünnungen ein bestimmter Test auf den zu bestimmenden Stoff (z. B. ein Immunassay) durchgeführt wird. Die weitestgehende Verdünnung, bei der noch eine Reaktion nachweisbar ist, wird aufgrund der Nachweisgrenze als Grenzverdünnung und gelegentlich vereinfacht auch als Titer bezeichnet. Die Ermittlung des Titers ist eine übliche Methode, um z. B. eine Immunität nach einer Impfung oder den Anstieg der Konzentration von Antikörpern während einer akuten Infektionskrankheit zu beurteilen.

In der Regel wird – zum Beispiel ein Blutserum – in Zweierstufen verdünnt, d. h. Verdünnungen von 1:2, 1:4, 1:8, 1:16, 1:32 usw. hergestellt. Die Verdünnungen gibt man dann z. B. auf Zellkulturen, die dann mit einem Virus infiziert werden. Die höchste Verdünnungsstufe, bei der noch eine Infektion der Zellen vollständig verhindert wird (also noch ausreichend Antikörper vorhanden sind), wird als Titer angegeben. Eine Reaktion bei einem Titer von 1:1024 gibt also eine höhere Ausgangskonzentration an als eine bei 1:128, da trotz höherer Verdünnung noch eine positive Reaktion des Tests festzustellen ist bzw. da weniger Antikörper immer noch zur positiven Reaktion ausreichen.

Die Angabe des Titers ist heute aufgrund der bevorzugten Angabe von Massenkonzentrationen und der Entwicklung anderer Verfahren zur Antikörper-, Antigen- oder Virusbestimmung weniger gebräuchlich geworden. Bei einigen Krankheitserregern ist eine Verdünnungsreihe noch notwendig, wenn z. B. ein Neutralisationstest oder eine Komplementbindungsreaktion durchgeführt werden muss. Aber selbst wenn heute in der Serologie Antikörperkonzentrationen in ng/ml oder IE/ml angegeben werden, wird der Begriff Titer für diese Angaben fälschlicherweise verwendet.

Literatur

  • Heinz Spiess, Ulrich Heininger (Hrsg.): Impfkompendium. 6. Auflage. Thieme Verlag, Stuttgart und New York 2005, ISBN 978-3-13-498906-9.
  • Charles Janeway, Paul Travers, Mark Walport, Mark Shlomchik: Immunologie. 5. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2002, ISBN 3-8274-1079-7; Onlinversion in Englisch, 5th edition, 2001.

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