Selmar Schönland

Selmar Schönland
Nutzholzsammlung im Albany Museum

Selmar Schönland (* 15. August 1860 in Frankenhausen, Schwarzburg-Rudolstadt; † 22. April 1940 in Grahamstown)[1], später auch Schonland, war ein deutscher Botaniker. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Schönland“.

Leben

Ägyptische Mumie im Museum

Schönland studierte in Berlin und Kiel. 1883 promovierte er und war zwischen 1886 und 1889 als Botaniker in Assistentenstellung unter Leitung von Professor Isaac Bayley Balfour für das Herbarium und Botanische Museum der Universität Oxford tätig.

Schönland kam als Einwanderer 1889 in das südafrikanische Grahamstown und übernahm dort die Funktion als Kurator (in der Funktion des Direktors) vom Albany Museum. Diese Stellung bekleidete er von 1889 bis 1910 und wurde ab 1895 als Director bezeichnet. Unter seiner Leitung entwickelte sich das Museum schnell zu einer bedeutenden Sammlungseinrichtung in Südafrika. In der Geschichte dieses Museums ist Schönland der dritte Leiter seit dessen Gründung.

Die Sammlungen lagen bei Amtsübernahme in wenig geordneter Verfassung vor. Die Bestände waren in stark eingeengter Situation im Rathausgebäude (City Hall) untergebracht. Viele Sammlungsteile befanden sich wegen schlechter Präsentation in einer als ungenügend empfundenen Nutzung. Schönland dehnte die Ausstellungsfläche aus und begann mit neuen Sammlungen, beispielsweise mit Funden aus dem Alten Ägypten sowie der griechischen und römischen Antike. Als größte Attraktion dieses Sammlungsbestandes gilt heute eine ägyptische Mumie.

In diese aktive Entwicklungsepoche vom Albany Museum fällt auch die Errichtung einer botanischen Sammlung auf systematischer und wissenschaftlicher Basis. Er ist der Begründer des Selmar Schönland Herbarium an der Rhodes University, das mit der Sammlung dieser Universität im Jahr 1993 zusammengelegt wurde (fast 200.000 Exemplare).
Die botanische Sammlung des Museums beruhte auf einem Grundstock der 1860 von Dr. Pappe gestifteten Kollektion mit über tausend gepressten Pflanzen.

Um 1900 entwickelte sich in Grahamstown die Idee zur Gründung einer Universität. Schönland sah darin die Möglichkeit, sein Personal in wissenschaftlicher Sicht auszubauen. In der Folge übernahmen J.E. Duerden im Museum das Zoologie-Department und Ernest Schwarz das Geologie-Department. Schönland erhielt am 1904 gegründeten Rhodes University College im Jahr 1905 die erste Professur für Botanik. Gleichzeitig legte er seine Mitgliedschaft im Rhodes Council nieder.
Nachdem er 1910 seine Funktion als Museumsdirektor beendete, wirkte er als Kurator des Herbariums bis zum Jahr 1926. Als Museumsleiter folgte ihm Dr. John Hewitt (Direktor 1910-1958).

Persönliches

Schönland interessierte sich sehr für die lokale Flora. Durch dieses Interesse bekam er Kontakt zu Peter MacOwn, einem in Südafrika tätigen Botaniker. Er heiratete die Tochter von Peter MacOwan und 1896 wurde sein Sohn Basil Schonland geboren.

Mitgliedschaften

  • Deutsche Botanische Gesellschaft
  • Royal Society of South Africa
  • South African Association for the Advancement of Science
  • Geological Society of South Africa
  • Rhodes Council

Ausgewählte Publikationen und Ehrungen

  • für Engler & Prantl bearbeitete Schönland in Die natürlichen Pflanzenfamilien die Bände II. 4. Commelinaceae 1887, III. 2a Crassulaceae 1890, IV. 5 Campanulaceae, Goodeniaceae und Candolleaceae 1889.
  • S. Schönland: A new species of Aloe from Namaqualand. In: Records Albany Mus., Grahamstown 1911, II. 3. S. 225—230

Ihm zu Ehren wurde die Gattung Schoenlandia L.Bol. und mehrere Arten, wie z. Bsp. Aloe schonlandii, Euphorbia schoenlandii Pax, Brachystelma schonlandianum Schltr. und Sebaea schoenlandii Schinz., benannt.

Literatur

  • James Gore: Albany Museum, Celebrating 150 Years. Grahamstown 2005
  • John Hewitt: Selmar Schönland. August, 1869 – May, 1940. In: Journal of South African Botany 6(4) 1940, S. 195–204.
  • Robert Zander: Handwörterbuch der Pflanzennamen. Hrsg.: Fritz Encke, Günther Buchheim, Siegmund Seybold. 15. Auflage. Ulmer Verlag, Stuttgart 1994, ISBN 3-8001-5072-7.
  • One Hundred Years of Botany at Rhodes University by Roy Lubke and Estelle Brink (PDF-Datei; 878 kB)

Einzelnachweise

  1. Natural Science: A Monthly Review of Scientific Progress (Macmillan and Company), Bd 12 (1898)

Weblinks

Commons: Selmar Schonland – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Die News der letzten Tage

18.09.2023
Mikrobiologie | Taxonomie
Darmmikrobe produziert stinkendes Giftgas, schützt aber vor Krankheitserregern
Taurin abbauende Bakterien beeinflussen das Darmmikrobiom, so ein internationales Team von Wissenschafter*innen unter der Leitung des Mikrobiologen Alexander Loy von der Universität Wien.
17.09.2023
Insektenkunde | Ökologie
Dieselabgase schädigen Insekten: erstmals Auswirkungen auf Hummeln erforscht
Der Rückgang der Insekten bedroht weltweit viele Ökosysteme - Während die Auswirkungen von Pestiziden gut erforscht sind, fehlte es bisher an Erkenntnissen über die Folgen anderer anthropogener Schadstoffe.
17.09.2023
Mikrobiologie | Toxikologie
Wie man Giftschlangen auf den Zahn fühlt
Nicht nur in den Tropen führen Schlangenbisse zu gefährlichen Vergiftungen – auch Bisse europäischer Giftschlangen können ernste körperliche Beschwerden hervorrufen.
16.09.2023
Evolution | Paläontologie
Langzeitseen als Motor für die Evolution von Süßwasserschnecken
In Millionen Jahre existierenden Langzeitseen entwickelten Süßwasserschnecken im Laufe der Erdgeschichte eine besonders große Vielfalt an Arten.
13.09.2023
Biodiversität | Ökologie
Neue Bienenart aus dem Osten in Regensburg aufgetaucht
Neben der allseits bekannten Honigbiene sind aus Deutschland nach neuestem Stand 604 Wildbienenarten bekannt.
12.09.2023
Biochemie | Entwicklungsbiologie | Physiologie
Neues zur Bildung von Wurzelhaaren
Wurzelhaare sind ein wichtiger Bestandteil der Wurzeloberfläche, über die Pflanzen Nährstoffe aufnehmen: Bekannt ist, dass es bei einem leichten Stickstoffmangel zu einer Verlängerung der Haupt- und Seitenwurzeln kommt.
11.09.2023
Fischkunde | Physiologie
Große Fische werden kleiner und kleine Fische immer zahlreicher
Organismen werden im Laufe der Zeit weltweit immer kleiner – das liegt zum einen am Austausch der Arten untereinander und zum anderen an Veränderungen innerhalb der Arten selbst.
08.09.2023
Klimawandel | Paläontologie
Als üppige Laubwälder die Arktis bedeckten
Forschungsteam der Universität Tübingen untersucht das Pflanzenwachstum im nördlichen Polargebiet vor rund 50 Millionen Jahren – Paläoklima mit Parallelen zur aktuellen globalen Erwärmung.
07.09.2023
Fischkunde | Land-, Forst-, Fisch- und Viehwirtschaft | Meeresbiologie
Fast zwei Drittel aller Korallenriffe werden überfischt
Ein internationales Team von Forschenden hat mit einem umfangreichen Datensatz aus über 2000 Korallenriff-Standorten ermittelt, wie es um die Fischbestände und Vielfalt der Fischarten in den Riffen der Weltmeere bestellt ist.
06.09.2023
Land-, Forst-, Fisch- und Viehwirtschaft | Ökologie
Ackerbau-Studie zu Zwischenfrucht-Mischungen mit unerwartetem Ergebnis
Nach der Ernte im Herbst werden meist sogenannte Zwischenfrüchte angebaut, denn diese verhindern die Erosion und die Auswaschung von Nährstoffen.