Raupe (Schmetterling)


Raupe eines Spanners
Kopfdetail der Raupe der Achateule
Raupe von Papilio bianor. Sie hat zwei Augenflecken auf der "Schulter", die eigentlichen Augen sitzen vorne am Kopf.
Das Hinterteil der Raupe eines Lindenschwärmers
Raupe des Tagpfauenauges

Als Raupen bezeichnet man die Larven der Schmetterlinge bzw. einiger anderer Insekten (siehe dazu Afterraupe).

Die Raupe ist das eigentliche Fressstadium des Schmetterlings. Bei manchen ist es sogar das einzige, in dem sie überhaupt Nahrung zu sich nehmen. Die Falter dieser Arten leben dann nur für die Fortpflanzung und sterben schon bald nach ihrem Schlupf. Dadurch, dass sich das Körpervolumen der Raupen stark vergrößert, müssen sie sich mehrmals häuten, bis sie ihre endgültige Größe erreicht haben. Sie bilden von Zeit zu Zeit eine neue, größere Haut, die unter der alten wächst. Zur Häutung schwillt die Raupe an, bis die alte Haut platzt und durch Muskelbewegungen nach hinten weg geschoben werden kann.

Merkmale

Die Raupen der Schmetterlinge bestehen, ähnlich wie bei anderen Insekten mit vollständiger Metamorphose, aus gleichmäßig aneinander gereihten Segmenten, die den Rumpf bilden. Schmetterlingsraupen haben 14 Segmente, von denen meistens die letzten drei zu einem Analsegment verwachsen sind. Wie die Falter lassen sich auch die Raupen in die drei Bereiche Kopf, Brust und Hinterleib unterteilen. Der Kopf ist gewöhnlich durch Chitineinlagerungen verhärtet. Auf der Unterseite außen haben sie meist je sechs Punktaugen (Stemmata). Das wichtigste und auch das Aussehen des Kopfes dominierende Merkmal sind die Mundwerkzeuge. Sie sind im Gegensatz zu den stummelförmig angelegten Fühlern stark ausgeprägt.

Typische morphologische Merkmale sind nachfolgend am Beispiel der Raupe des Taubenschwänzchens (Macroglossum stellatarum) dargestellt:

Raupe des Taubenschwänzchens

Die ersten drei Segmente bilden die Brust. Auf ihnen ist je ein Beinpaar platziert, die wie bei den Faltern, nur kürzer ausgebildet sind. Am Rücken des ersten Segments befindet sich normalerweise ein Nackenschild, das aus einer mit Chitin verhärteten Platte besteht. Seitlich davon gibt es je eine porenartige Öffnung (Stigma), mit der das Tracheensystem mit Sauerstoff versorgt wird. Nur selten sind auf den anderen Brustsegmenten ebenfalls solche Öffnungen vorhanden. Die darauf folgenden 11 Segmente bilden das Abdomen, das aber nicht deutlich vom vorderen Teil des Körpers getrennt ist. Jedes dieser Segmente trägt ein Stigma für die Atmung. Einige dieser Segmente, meistens am sechsten bis neunten, tragen Gliedmaßen, die aber keine eigentlichen Beine, sondern nur ungegliederte Hautausstülpungen sind, die am Ende Hakenkränze zum besseren Festklammern tragen. Die sogenannten Bauchbeine sind in ihrer Gestalt deutlich kuppeliger als die echten Beine und am Ende meist saugnapfartig verbreitert. Das vierte und fünfte Segment ist im Unterschied zu den sehr ähnlichen Larven der Blattwespen beinlos. Diese besitzen lediglich ein beinfreies Segment. Mehrere Familien weichen aber von dieser klassischen Raupenform ab: Die Urmotten (Micropterigidae) haben beide ersten Hinterleibssegmente mit Bauchfüßen versehen, den Spannern (Geometridae) fehlen die ersten drei Bauchfußpaare, die zurückgebildet sind und bei einigen Eulenfaltern (Noctuidae) fehlen die ersten beiden. Bei den Schneckenspinnern (Limacodidae) sind die Brustbeine zu winzigen Stummeln zurückgebildet. Alle anderen Beinpaare sind ebenfalls zurückgebildet, so dass sich die Raupen kriechend wie Nacktschnecken fortbewegen. Am 13. Segment findet sich ein weiteres Paar echter Beine, die deutlich kräftiger gebaut sind. Diese werden Nachschieber genannt.

Lebensweise

Die Raupen führen meist ein verstecktes Leben und sind auch gut an ihre Umgebung angepasst. Sie haben meist eine grüne oder braune Färbung. Raupen, die auf Nadelbäumen leben, haben meist eine Längszeichnung, die sie zwischen den Nadeln scheinbar verschwinden lässt. Tiere, die giftig sind, wie z. B. viele Arten der Bärenspinner (Arctiidae), warnen Fressfeinde durch auffällige Färbung. Diese Raupen verstecken sich nicht und zeigen sich ungestört auf ihren Fraßpflanzen. Andere Raupen, die zwar nicht giftig sind, aber die eine ähnliche Färbung (Mimikry) aufweisen profitieren von ihnen. Es gibt aber Familien wie z. B. die Trägspinner (Lymantriidae), bei denen die Raupen sehr außergewöhnlich aussehen. Die Raupen der Schwärmer gehören zu den größten in Europa. Sie können eine Länge von 15 Zentimetern erreichen. Sie tragen meistens zwei Augenflecken und können so auch durch die Körperhaltung kleine Schlangen imitieren. Diese Abwehrstrategie ist sehr effektiv. Daneben haben sie eine solche Färbung, die ihre Konturen, wenn sie verkehrt herum auf einem Ast sitzen, so verschwimmen lässt als ob sie nicht dick wie eine Raupe sondern flach wie ein Blatt wären. Die sonnenbeschienene Unterseite ist dunkel und erscheint gleich hell, wie die im Schatten liegende Oberseite. Andere Raupen z. B. bei den Spannern (Geometridae) verharren regungslos mit der Hinterseite an einem Ast klammernd und sehen so mit ihrer perfekt angepassten Farbe einem kleinen Ästchen ähnlich. Sie bilden sogar knospenartige Verdickungen aus.

Bei manchen Arten kann man ein Gesellschaftsverhalten beobachten. Die Raupen der Prozessionsspinner (Thaumetopoeidae) z. B. leben in großen Gespinsten miteinander und bewegen sich gemeinsam in langen "Prozessionen" zu ihren Nahrungsquellen. Fressfeinde sind durch diese Form der Tarnung nicht in der Lage eine einzelne Raupe zu erkennen.

Siehe auch

  • Seidenraupe

Literatur

  • Bodi (E.), 1985. Die Raupen der europäischen Schmetterlinge, Sciences Nat, Venette. [1]
  • Detlef Bückmann: Über den Verlauf und die Auslösung von Verhaltensänderungen und Umfärbungen erwachsener Schmetterlingsraupen. Mainz 1953

Weblinks

Commons: Raupe – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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