Physarum polycephalum



Physarum polycephalum

Physarum polycephalum, Fruktifikation

Systematik
ohne Rang: Amoebozoa
ohne Rang: Myxogastria
Ordnung: Physarida
Familie: Physaridae
Gattung: Physarum
Art: Physarum polycephalum
Wissenschaftlicher Name
Physarum polycephalum
Schwein.

Physarum polycephalum ist eine Schleimpilz-Art aus der Ordnung der Physarida und lässt sich somit den Myxogastria (auch Myxomyceten oder Echte Schleimpilze) zuordnen. Die Art ist gut erforscht, da sie häufig in Laboren zu Studienzwecken eingesetzt wird.

Merkmale

Die gelben bis grauen (selten weißen), unregelmäßig linsen- bis scheibenförmigen oder aufgerollt bis gewunden-zusammenfließenden Sporokarpe sind 1 bis 1,5 Millimeter breit, 1,5 bis 2 Millimeter hoch, gestielt und stehen gehäuft zusammen. Die Hülle des Sporokarps, die Peridie, ist häutig, brüchig, weiß oder blassgelb und mit gelben bis weißen Kalkknötchen besetzt. Der gelbe, durchscheinende Stiel ist lang, schlank, biegsam und ineinander verdreht, gelegentlich am Ansatz abgeflacht und verbreitert. Das feine, dichte Capillitium ist physaroid, bildet also ein Netzwerk, in dem verdickte, unregelmäßig geformte, gelbe bis weiße, kalkhaltige Knoten durch schlanke, durchscheinende und kalkfreie Fäden miteinander verbunden sind. [1]

Die im Durchmesser 8 bis 11 Mikrometer messenden, aufgerauten bis fein stachligen Sporen sind in der Masse schwarz-braun, einzeln im Durchlicht violett. [1]

Verbreitung

Physarum polycephalum besiedelt verrottendes Holz und die Fruchtkörper fleischiger Pilze. Gelegentlich werden Fruchtkörper auch auf lebenden Pflanzen gebildet. [1]

Verwendung

Physarum polycephalum dient in der Biologie als häufiger Modellorganismus zur Untersuchung von Zellmotilität, Zellwachstum und Zelldifferenzierung. Vorteilhaft für die Handhabung sind die leichte Kultivierbarkeit und die Größe der Zelle. [2]

Bereits im Jahr 2000 konnte nachgewiesen werden, dass Physarum polycephalum den kürzesten Weg zwischen zwei Punkten in einem Irrgarten finden kann [3], Anfang 2006 wurde die Art an der japanischen Universität Kōbe in einer technischen Anwendung für die zentrale Steuerung eines Schleimpilzroboters eingesetzt [4]. Anfang 2010 konnte nachgewiesen werden, dass die Netzbildungsfähigkeiten von Physarum polycephalum ein sehr gutes Gleichgewicht zwischen Redundanz und Effizienz zeigten [5].

Das größte bekannte Exemplar der Art ist zugleich die größte Einzelzelle der Welt überhaupt: 1987 züchteten Bonner Forscher anlässlich des Ruhestands von Karl-Ernst Wohlfarth-Bottermann ein 5,54 Quadratmeter großes Exemplar in W-Form. [6]

Nachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Henry Stempen, Steven L. Stevenson: Myxomycetes. A Handbook of Slime Molds. Timber Press, 1994, ISBN 0-88192-439-3, S. 148–149.
  2. Henry Stempen, Steven L. Stevenson: Myxomycetes. A Handbook of Slime Molds. Timber Press, 1994, ISBN 0-88192-439-3, S. 19–21.
  3. Toshiyuki Nakagaki, Hiroyasu Yamada und Ágota Tóth: Intelligence: Maze-solving by an amoeboid organism, In: Nature. Band 407, September 2000, S. 470, Online
  4. Tsuda, S., Zauner, K.-P. und Gunji, Y.-P.: Robot Control with Biological Cells. In: Proceedings of Sixth International Workshop on Information Processing in Cells and Tissues, S. 202-216, St. William's College, York, 2005
  5. Atsushi Tero, Seiji Takagi, Tetsu Saigusa, Kentaro Ito, Dan P. Bebber, Mark D. Fricker, Kenji Yumiki, Ryo Kobayashi, Toshiyuki Nakagaki: Rules for Biologically Inspired Adaptive Network Design In: Science, 327:5964, S. 439-441, letzter Zugriff am 24. Januar 2010
  6. Wolfgang Richter: Alter Schleimer, In: ZEIT Wissen, 01/2007, Online

Weblinks

  • PhysarumPlus - An Internet Resource for Students of Physarum polycephalum and Other Acellular Slime Molds, Online

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