Hand-Fuß-Mund-Krankheit


Klassifikation nach ICD-10
B08.4 Vesikuläre Stomatitis mit Exanthem durch Enteroviren
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Die Hand-Fuß-Mund-Krankheit (auch Hand-Fuß-Mund-Exanthem, Falsche Maul- und Klauenseuche im Gegensatz zur echten Maul- und Klauenseuche) ist eine viral bedingte, weltweit vorkommende, hoch ansteckende und deshalb epidemisch auftretende Infektionskrankheit.

Erreger

Diese Erkrankung wird durch eine Infektion mit Coxsackie- (Typ A 5, 9, 10, 16, B2, 5), Echo- (Typ 6) oder Enteroviren (Humanes Enterovirus 71) verursacht. Möglicherweise verlaufen bis zu 70 % der Infektionen asymptomatisch (inapparente Infektion).[1]

Übertragung

Eine Übertragung des Erregers erfolgt direkt von Mensch zu Mensch durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten wie Speichel, Tröpfchen, dem Sekret aus Bläschen oder fäkal-oral, wobei die Erreger über die Mundschleimhaut oder den Dünndarm eindringen und über die regionalen Lymphknoten nach drei Tagen in die Blutbahn gelangen (Virämie). Weiterhin ist auch eine Übertragung über mit Speichel oder Stuhl kontaminierte Oberflächen möglich.[2]

Diagnostik

In der Praxis wird meist unter Berücksichtigung der epidemiologischen Lage eine Blickdiagnose der Erkrankung gestellt, allerdings können die Erreger im Stuhl und in den Hautbläschen durch Isolierung in einem Speziallabor mit Sicherheit nachgewiesen werden.

Differentialdiagnose

Hauptsächlich ist an Varizellen sowie (bei Melkern) an die Maul- und Klauenseuche zu denken. Ein ähnliches Krankheitsbild weist die Herpangina auf.

Krankheitsverlauf

Periorales Exanthem bei Hand-Fuß-Mund-Krankheit bei einem 11 Monate alten Kind
Exanthem bei Hand-Fuß-Mund-Krankheit bei einem 36 Jahre alten Mann

Nach einer durchschnittlichen Inkubationszeit von drei bis sechs Tagen kommt es in der Regel zu einer Erkrankung mit hohem Fieber, vorübergehenden Allgemeinsymptomen und einem symmetrischen Hautausschlag (Exanthem) mit Bläschenbildung an den Händen, Füßen und einem Enanthem der Mundschleimhaut, das sich mit kurzlebigen Bläschen von vier bis acht Millimeter Durchmesser in der Mundhöhle, vor allem im Bereich der Zunge, des Gaumens und der Wangenschleimhaut äußert. Lippen, weicher Gaumen, Tonsillen und Pharynx bleiben frei bzw. sind selten betroffen. Diese Bläschen wandeln sich in seichte, schmierig belegte, schmerzhafte Erosionen (Aphthen). Die Veränderungen an Händen und Füßen treten gleichzeitig oder nur kurze Zeit später auf und sind vermehrt an den Streckseiten der Finger und Zehen oder deren Seitenflächen, aber auch den Fußsohlen (Fersen) und Handflächen zu beobachten. Hände und Füße können dabei einen stechenden / spannenden Schmerz und starken Juckreiz aufweisen.

Bei starken Halsschmerzen und Bläschenbildung im Mund ohne die anderen genannten Symptome kann es sich auch um eine Herpangina handeln.

Die Bläschen heilen in der Regel nach acht bis zwölf Tagen ohne Krustenbildung ab. Die Krankheit kann unbemerkt ablaufen, aber in Einzelfällen zu einer Pneumonie, Enzephalitis, Meningitis oder Herzmuskelentzündung und dadurch auch zum Tode führen.

Therapie

Eine Therapie ist derzeit nicht möglich und in den meisten Fällen nicht nötig bzw. erfolgt symptomatisch mit schmerzstillenden Mundgels oder -lösungen bzw. synthetischen Gerbstoffen im Bereich der Hautläsionen, hauptsächlich um Sekundärinfektionen durch Kratzen zu verhindern.

Vorbeugung

Außer einer strikten Beachtung von Hygienevorschriften besonders in den Epidemiegebieten sind jedoch keine weiteren Vorbeugemaßnahmen möglich, da es gegen diese Erkrankung derzeit keinen Impfstoff gibt.

Epidemiologie

1997 sind 34 Kinder im Rahmen einer Epidemie in Sarawak, Malaysia verstorben. Der bisher schwerste Ausbruch des Enterovirus 71 wurde 1998 in Taiwan verzeichnet – damals infizierten sich 1,5 Millionen Menschen, 78 starben.

Im Frühjahr 2008 hat eine durch Enteroviren verbreitete Epidemie ausgehend von der ostchinesischen Stadt Fuyang zu beinahe 20.000 Erkrankungen geführt, bis Anfang Mai waren bereits 30 Kinder an der Hand-Fuß-Mund-Krankheit gestorben. Anfang Mai wurden erste Erkrankungen aus der chinesischen Hauptstadt Peking gemeldet.[3] Auch in Vietnam hatten sich in der ersten Maiwoche rund 400 Menschen mit dem Virus infiziert.

Einzelnachweise

  1. Chang LY, King CC, Hsu KH, et al.: Risk factors of enterovirus 71 infection and associated hand, foot, and mouth disease/herpangina in children during an epidemic in Taiwan. Pediatrics 2002, 109(6): e88
  2. http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2008/20/EV71.html Zum Ausbruch von Hand-, Fuß- und Mundkrankheit in Südostasien durch Enterovirus 71, Online-Vorabveröffentlichung aus dem Epidemiologischen Bulletin 20/2008 vom 16. Mai 2008
  3. Tages-Anzeiger: Darmvirus breitet sich in Vietnam aus vom 6. Mai 2008.

Weblinks

Commons: Hand, foot and mouth disease – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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