Goldfischglas


Ein typisches Goldfischglas

Ein Goldfischglas, auch Goldfischbowle oder Goldfischkugel, ist ein kugelartiges Zimmeraquarium, das im 18. Jahrhundert zur Haltung von Zierfischen in Mode kam. Artgerechte Tierhaltung ist darin jedoch nicht möglich, wobei Haltung von Fischen in Goldfischgläsern weder in Deutschland noch in Österreich gesetzlich verboten ist. Allerdings ergibt sich für Deutschland aus dem Gutachten Mindestanforderungen für die Haltung von Zierfischen (Süßwasser) sowie der Anlage[1] eine Mindestaquariengröße von 54 Litern. Die Haltung von Fischen in einem Goldfischglas gilt als Tierquälerei.

Beschreibung

Ein Goldfischglas ist eine offene Glaskugel mit einem durchschnittlichen Durchmesser von 25 cm, welche mit maximal 15 Litern Wasser gefüllt wird. Aquariumfilter, Stabheizung, Pflanzen und andere Elemente eines üblichen Aquariums finden in einem Goldfischglas aufgrund der Form keine Verwendung. Bestückt wurde das Goldfischglas in der Regel mit einem bis drei Zierfischen. Da ein solches Behältnis ein für Fische ungeeigneter Lebensraum ist, waren die Hauptbesatzfische besonders widerstandsfähige Fische, wie beispielsweise siamesische Kampffische oder die namensgebenden Goldfische. In Filmen werden besonders Goldfische in so einem Behältnis gehalten.

Geschichtliche Entwicklung

Die Herkunft des Goldfischglases ist vermutlich in Asien zu suchen. Dort wurden bereits im Jahre 1216 Fische in großen Tongefäßen in der Wohnung gehalten. Die später verwendeten Gläser waren allerdings meist flacher als das europäische Goldfischglas und hatten damit eine größere Wasseroberfläche. Das Goldfischglas war in Europa im 19. Jahrhundert weit verbreitet und wurde als Zimmerschmuck verwendet. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde bekannt, dass die artgerechte Haltung von Fischen in einem Goldfischglas aus verschiedenen Gründen nicht möglich ist. Daher findet das Goldfischglas heute meist nur noch als Mittel der Dekoration (beispielsweise mit Glasfischen besetzt) Verwendung und wird kaum noch als Aquarium benutzt.

Tierschutz

Der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands hat Goldfischgläser auf die Negativliste von Produkten gesetzt, bei denen Zweifel an der Konformität zu § 2 Tierschutzgesetz bestehen.[2] Die Haltung von Fischen in einem solchen Glas wurde als Tierquälerei eingestuft. Dies hat verschiedene Gründe:

  • Mit einem durchschnittlichen Volumen von zwölf Litern grenzt die Größe des Gefässes die Bewegungsfreiheit der Fische extrem ein. Zudem ist nur ein geringer Besatz möglich, was zur Vereinsamung des in der Regel geselligen Fisches führt. Als Mindestvolumen für ein Aquarium zur dauerhaften Haltung ausgewachsener Fische sind in Deutschland 54 Liter (60×30×30 cm) anzusehen, da ein erhöhtes Wasservolumen eine stabilere Wasserqualität garantiert. Ausgenommen von der Vorschrift sind dabei die nicht dauerhafte Haltung zum Beispiel für Zucht, Fischbörsen oder im Handel und besonders kleine Fischarten.
  • Aufgrund der geringen Bodenfläche ist es kaum möglich, Verstecke aus Pflanzen, Steinen oder ähnlichem für den Fisch zu schaffen. Dies führt bei dem Tier zu Stress, da es weder Schutz suchen, noch ein Territorium wieder erkennen kann. Dies ist besonders bei Kampffischen und anderen territorialen Fischen für eine artgerechte Haltung vonnöten.
  • Die Wasseroberfläche ist aufgrund der Kugelform im Verhältnis zur Wassermenge recht klein, was zu einem geringen Gasaustausch führt. Außerdem ist das Halten von Pflanzen in einem Goldfischglas aufgrund von Platz- und Grundmangel sowie ungenügender Beleuchtung nicht in einem solchen Maße möglich, als dass es zu einer ausreichenden Stickstoffumwandlung (siehe auch: Aquarium) kommen könnte. Es gelangt nur sehr wenig Sauerstoff ins Wasser, sodass der Fisch zu ersticken droht.
  • In Ermangelung eines Aquariumfilters muss das Wasser täglich ausgetauscht werden, was wiederum Stress für den Fisch bedeutet.
  • Durch die Krümmung des Glases sieht der Fisch in jeder Richtung ein verzerrtes Spiegelbild seiner selbst. Außerdem werden sämtliche Bewegungen des Fisches von den gekrümmten Wänden zurückgeworfen. Der Fisch kann diese mit seinem Seitenlinienorgan wahrnehmen und erhält den Eindruck, als wäre ständig um ihn herum sehr viel Bewegung, was den Fisch zusätzlich belastet.
  • Aufgrund der geringen Wassermenge und in Ermangelung einer technischen Temperaturkontrolle ist der Fisch starken Temperaturschwankungen unterworfen, ein weiterer Stressfaktor, was für das Tier tödlich enden kann.
  • Da ein Goldfischglas im Gegensatz zum Aquarium nach oben hin offen ist, gelangen vermehrt Keime und Bakterien ins Wasser. Aufgrund des unvollständigen Biosystems kommt es nicht zu einem ausreichenden Abbau von Schadstoffen und Ausscheidungen. Der Fisch hat durch die zahlreichen Belastungsfaktoren meist ein geschwächtes Immunsystem und ist daher sehr anfällig für Bakterien und Krankheiten.

All das führt zu einem verfrühten und qualvollen Tod des Fisches. Trotzdem ist die Haltung in einem solchen Behältnis nur selten direkt verboten, wie zum Beispiel in Rom.[3]

Weblinks

Einzelnachweise

<references>

  1. [1]
  2. ZZF: Gefährliches Zubehör für Heimtiere. Vorläufige Negativliste gemäß der Abstimmung des gemeinsamen ZZF- und IVH-Arbeitskreises „Tierschutzrelevante Aspekte“ am 14. Oktober 1998 – ergänzt am 15. Februar 2002
  3. www.krone.at – Mehr Freiraum für römische Goldfische

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