Gezeitenwelle


Gezeitenwelle an der oberen Cook Inlet in Alaska
Gezeitenwelle in der Bucht von Hangzhou

Eine Gezeitenwelle ist eine Welle, die durch die Tide ausgelöst wird und sich von einer Flussmündung aus flussaufwärts bewegt. Sie findet sich an den Unterläufen praktisch aller Flüsse, die in Meere mit deutlichem Tidenhub münden. Besonders auffällig sind extreme Formen, die sogenannten Boren (indisch: Flut). Gezeitenwellen werden entgegen Tsunamis von anderen Phänomenen ausgelöst.

Bei Flut wird Wasser in einen Flusslauf hineingedrückt und es entsteht eine Welle bzw. mehrere Wellen, die entgegen der Strömungsrichtung des Flusses verlaufen und deren Wasserspiegelauslenkungen oberhalb des Ruhewasserspiegels liegen.

Die extreme Form, die Bore, wird weltweit nur an wenigen Orten beobachtet. Sie ist auf Gebiete beschränkt, in denen der Tidenhub besonders groß ist. Bestimmte Gezeiten und Mündungsformen können ihre Entstehung begünstigen. Boren können entweder als einzelne brechende Welle auftreten oder auch von mehreren kleineren Wellen gefolgt werden. Größere Exemplare können gefährlich für die Schifffahrt sein, stellen aber auch eine Herausforderung für Surfer dar.

Flüsse, auf denen Gezeitenwellen auftreten

Weltkarte: Küsten mit einem Tidenhub über 4 Meter

Weltweit ist für insgesamt 67 Orte das Auftreten von Boren bekannt.

Asien

  • Brahmaputra, Bangladesch
  • Kampar, Sumatra, Indonesien
  • Indus, Pakistan
  • Qiantang, China, wo die mit bis zu 8-9 Metern weltweit größte Gezeitenwelle, der sogenannte „Silberne Drache“, auftritt. Anfang September fließt die Bore in die Bucht von Hangzhou hinein und rollt den Fluss Qiantang mit einer Geschwindigkeit von 25-40 Kilometern pro Stunde hinauf.

Südamerika

  • Amazonas, wird im Frühling bei Springflut bis zu 5 Meter hoch und bis zu 65 Kilometer pro Stunde schnell. Die Welle, die aufgrund ihres lauten Grollens von den Indianern Pororoca (großer Lärm) genannt wird, wälzt sich bis zu 800 km (Stadt Óbidos) flussaufwärts.

Nordamerika

Gezeitenwelle am Petitcodiac River
  • Petitcodiac in der Bay of Fundy, Neubraunschweig, Kanada, ehemals die größte Gezeitenwelle Nordamerikas, bis zu 7,5 Meter hoch. Nach dem Bau eines Straßendamms 1968 und der durch ihn verursachten Versandung des Flusses ist sie heutzutage jedoch bedeutend kleiner.
  • Shubenacadie, auch in der Bay of Fundy, Neuschottland
  • Der Turnagain-Arm des Cook Inlet, Alaska, bis zu zwei Meter hoch und zwanzig Kilometer pro Stunde schnell

Europa

  • Dee, Wales/England
  • Mersey, England
  • Severn, Wales/England bis zu 2 Meter hoch
Surfer auf der Gezeitenwelle des Severn in UK
  • Trent, England und andere Zuläufe des Humber
  • Parrett, England
  • Kent, England
  • Great Ouse, England
  • Eden, England
  • Esk, Schottland
  • Gironde und Garonne bzw. Dordogne, Frankreich
  • Auf der Seine (Frankreich) gab es bis in die 1960er-Jahre eine bedeutende Gezeitenwelle („le mascaret“), die aber durch Baggerarbeiten praktisch zerstört wurde
  • Schwächere Gezeitenströme auf der Weser (bis Bremen-Vegesack sichtbar) sowie der Elbe
  • Nach nahezu jedem Niedrigwasser auf der Ems

Ozeanien

  • Styx, Queensland, Australien
  • Daly, Northern Territory, Australien

Siehe auch

Weblinks

Commons: Gezeitenwelle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Die News der letzten Tage