Ernst Emanuel von Silva-Tarouca


Ernst Emanuel von Silva-Tarouca (1895)

Ernst Emanuel Graf von Silva-Tarouca (* 3. Jänner 1860 in Čechy pod Kosířem, Mähren; † 15. August 1936 im Schloss Schwaigern in Baden-Württemberg) war ein österreichischer Dendrologe und Politiker. Sein botanisches Autorenkürzel lautet „Silva Tar.“.

Leben

Ernst Graf von Silva-Tarouca war der Sohn des Rittmeisters August Alexander Graf von Silva Tarouca und dessen ersten Ehefrau Gisela Gräfin zu Stolberg-Stolberg (1824–1864). Sein Bruder war Franz Josef von Silva-Tarouca. Verheiratet war er ab 1885 mit Maria Gräfin von Nostitz-Rieneck. Da sein Vater früh starb wurde Ekbert Graf Belcredi sein Vormund.

Silva-Tarouca wurde in Kalksburg erzogen und studierte anschließend an der Universität Wien Jura. Danach war er kurze Zeit in Prag an der Statthalterei beschäftigt.

Nach seiner Heirat mit Maria Gräfin von Nostitz-Rieneck widmete er sich dem Erbe seiner Gattin, dem Schloss Průhonice und dem dazugehörigen Schlosspark. Er ließ das Schloss im Stil der tschechischen Renaissance umbauen. Auch den Schlosspark gestaltete er im englischen Landschaftsstil um und bepflanzte ihn mit vielen seltenen Baumarten, die heute beeindruckende Gruppen teils mächtiger Bäume in einem Arboretum bilden.

Auf dem Gebiet der Dendrologie war er, als Autodidakt, mit Camillo Schneider führend bei Fachpublikationen. Im Jahr 1908 war er Mitbegründer der Österreichisch-ungarischen dendrologischen Gesellschaft.

Im kirchlichen Bereich war er als Generalkommissär für die Organisation der Allgemeinen österreichischen Katholikentage ab dem Jahr 1893 verantwortlich. In den Jahren 1905 bis 1910 war er Präsident der Zentralstelle aller nichtpolitischen Vereine Österreichs, der Vorläuferorganisation der späteren Katholischen Aktion. 1915 war er kurz Vizepräsident des katholischen Volksbundes, einer Laienorganisation.

Politische Funktionen

  • 1891-1913 Reichsratsabgeordneter
  • 1892-1913 Landtagsabgeordneter im Königreich Böhmen
  • 1907-1918 Mitglied des Herrenhauses
  • 1888 Kämmerer
  • 1902 Geheimer Rat
  • 30. August 1917 bis 31. Oktober 1918 (Übergabe an den deutschösterreichischen Staatsrat) bzw. 11. November 1918 (Enthebung durch den Kaiser): k.k. Ackerbauminister, zuletzt im Ministerium Lammasch

Tätigkeit nach dem Ersten Weltkrieg

Nach dem Weltkrieg zog er sich auf seine Güter zurück und gab mit Camillo Schneider in den Jahren 1922 und 1923 die dreibändigen Kulturhandbücher für Gartenfreunde heraus. Ab dem Jahr 1922 stand er an der Spitze der dendrologischen Gesellschaft in der Tschechoslowakei. Im Jahr 1927 verkaufte er den Park von Průhonice an den tschechoslowakischen Staat, der im Park eine Versuchsstation, dem Vorläufer des heute nach Silva-Touruca benannte Instituts für Landschafts- und Gartengestaltung.

Werke

  • Kein Heger, kein Jäger! Ein Handbuch der Wildhege für weidgerechte Jagdherren und Jäger. Berlin: Parey, 1899, 2. Aufl. 1927
  • Glückliche Tage. Jagdgeschichten aus fünf Jahrzehnten, 1923, (4. Aufl.) Wehrmachtsausg. 1944
  • Mittheilungen der Dendrologischen Gesellschaft zur Förderung der Gehölzkunde und Gartenkunst in Österr.-Ungarn 1, 1911–12
  • F. v. Raesfeld, Das dt. Waidwerk, 4. Aufl. 1931
  • Der Park, 1894
  • Die Silva’s in Oesterreich, 1899
  • Unsere Freiland-Nadelhölzer: Anzucht, Pflege und Verwendung aller bekannten in Mitteleuropa im Freien kulturfähigen Nadelhözer mit Einschluß von Gingko und Ephedra (zus. mit Camillo Schneider). 2., neudurchges. u. verm. Aufl., Wien u.a.: Hölder-Pichler-Tempsky u.a., 1923. 315 Seiten.
  • Unsere Freiland-Laubgehölze: Anzucht, Pflege und Verwendung aller bekannten in Mitteleuropa im Freien kulturfähigen Laubgehölze (zus. mit Camillo Schneider). 3. gänzl. umgearb. u. verm. Aufl., Wien u.a.: Hölder-Pichler-Tempsky u.a., 1931. 434 Seiten.
  • Unsere Freiland-Stauden: Anzucht, Pflege und Verwendung aller bekannten in Mitteleuropa im Freien kulturfähigen ausdauernden krautigen Gewächse (zus. mit Camillo Schneider). 5., gänzl. neu bearb. und erw. Aufl., Wien: Hölder-Pichler-Tempsky; Leipzig: Freytag, 1934. 482 Seiten.

Auszeichnung

Er erhielt im Jahr 1918 wenige Stunden vor der Abdankung Kaiser Karl I. den letzten ö.k. Leopold-Orden.

Weblinks

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