Rotschwanzmeerkatze



Rotschwanzmeerkatzen (Cercopithecus ascanius) sind tagaktive Primaten aus der Gruppe der Altweltaffen (Catarrhini).

Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von der Zentralafrikanischen Republik ostwärts bis ins Rift Valley Kenias und Tansanias und südwärts bis nach Nord-Angola und Nordwest-Sambia. Die zahlenmäßig größten Populationen kommen in Uganda vor [7].

Lebensraum

Rotschwanzmeerkatzen (Cercopithecus ascanius) können in einer Vielzahl an Lebensräumen existieren. So trifft man sie im Tiefland in primären und sekundären Regenwäldern, in Galeriewäldern entlang von Flüssen, in Sümpfen und in Akazienwäldern an, sie leben aber auch in Bergwäldern in Höhenlagen bis zu 2.000 m [7][10].

Verbreitung

Aussehen

Bei Rotschwanzmeerkatzen (Cercopithecus ascanius) sind sich die Geschlechter sehr ähnlich, jedoch herrscht in Bezug auf die Körpergröße Sexualdimorphismus vor, d.h. dass die Männchen schwerer und größer als die Weibchen sind. Letztere erreichen eine Körperlänge einschließlich Kopf von 32,0 bis 46,3 cm und wiegen zwischen 3,2 und 3,4 kg. Ihr Schwanz misst im Durchschnitt 65 cm. Männchen sind mit 3,2 - 4,8 kg deutlich schwerer. Auch die Körperlänge übertrifft die Weibchen mit 40,5 - 62,9 cm deutlich, hinzu kommt der Schwanz mit durchschnittlich 77,0 cm [10].

Steckbrief

Rotschwanzmeerkatzen (Cercopithecus ascanius) sind gelb-braun gesprenkelt, mit blasser Unterseite. Das untere Ende des Schwanzes ist kastanienbraun, daher ihr Name. Das Gesicht ist schwarz mit blau um die Augen, an den Backen wachsen weiße Haare. Die Farbe der Nase variiert je nach Unterart von weiß bis gelb und schwarz .

Ernährung

Rotschwanzmeerkatzen (Cercopithecus ascanius) sind in erster Linie Früchtefresser, ergänzen ihren Speisezettel aber auch mit Blättern,Blüten, Knospen, Baumharzen und Insekten [1]. Für gewöhnlich stopfen sich die erwachsenen Affen erst die Backentaschen voll, um die Nahrung dann - geschützt vor Diebstahl durch Artgenossen - in einiger Entfernung zu verzehren [1].

Gruppenleben

Rotschwanzmeerkatzen (Cercopithecus ascanius) leben in mittleren Gruppen von 11 bis 14 Affen, die aus einem Männchen und mehreren Weibchen bestehen. Für gewöhnlich gehen mehrere Gruppen gemeinsam auf Nahrungssuche und finden sich zu den Ruhezeiten in großen Bäumen zusammen [4]. Die Reviere umfassen zwischen 22 und 55 ha innerhalb deren Grenzen die Gruppen auf der täglichen Nahrungssuche zwischen 1.400 und 1.550 m zurücklegen [10]. Die Reviere werden in der Regel durch visuelle Drohgebärden verteidigt und, falls erforderlich, durch körperliche Auseinandersetzungen [7].

Fortpflanzung

Rotschwanzmeerkatzen (Cercopithecus ascanius) haben ein durch Polygynie und Promiskuität geprägtes Fortpflanzungssystem [2]. Paarungen finden in der Regel das ganze Jahr über statt, Hauptsaison ist jedoch von November bis Februar [7]. Die genaue Tragzeit ist nicht bekannt, Geburten finden in den Monaten April bis November statt, wobei nur 3 % aller Geburten in den Monaten Juni bis August stattfinden [10]. Rotschwanzmeerkatzen (Cercopithecus ascanius) haben bei der Geburt wolliges, graues Fell. Der Nasenfleck ist zwar schon sichtbar, jedoch haben sie noch keine langen Backenhaare und der Schwanz ist braun. Mit zunehmenden Alter werden die Kleinen ihren Eltern immer ähnlicher [4][7].

Die Weibchen werden im Alter von 54 Monaten geschlechtsreif, Männchen sehr viel später mit 72 Monaten. Bei ihrer ersten Geburt sind die Weibchen zwischen 4 und 5 Jahre alt. Danach bringen sie in der Regel alle 18 - 52 Monate ein einzelnes Junges zur Welt, das etwa 400 g wiegt und vollkommen abhängig von der Mutter ist [10]. Wie bei den meisten Primaten ist die Aufzucht der Jungen Angelegenheit der Weibchen, sie tragen die Kleinen in den ersten Lebenswochen herum, säugen, pflegen und beschützen sie. Die Mutter-Tochter Beziehung ist bei Rotschwanzmeerkatzen (Cercopithecus ascanius) sehr ausgeprägt und dauert ein Leben lang an. Es gibt Anhaltspunkte, wonach der soziale Rang eines jungen Weibchens wesentlich vom Rang seiner Mutter abhängt [6][7]. Bei Rotschwanzmeerkatzen (Cercopithecus ascanius) ist Allomothering gebräuchlich. Bei einigen Gruppen wurde beobachtet, dass Weibchen hartnäckig sind, wenn es darum geht, den Nachwuchs eines anderen Weibchens zu betreuen; bei einer Beobachtung ging das so weit, dass das Junge zu Schaden kam [8].

Die Männchen der Rotschwanzmeerkatzen (Cercopithecus ascanius) verlassen bei Erreichen der Geschlechtsreife ihre Geburtsgruppe und schließen sich entweder herumziehenden Männergruppen an oder verdrängen ein dominantes Männchen aus seiner Gruppe [2]. Dabei kommt es oft zu dramatischen Szenen, da der neue Haremsherrscher alle Säuglinge zu töten versucht, um den Sexualzyklus der Weibchen wieder in Gang zu setzen und so schneller Nachkommen zeugen zu können [1][2][4][7][8][9].

Kommunikation

Wie bei allen Primaten, ist die Kommunikation bei Rotschwanzmeerkatzen (Cercopithecus ascanius) sehr komplex und umfasst chemische, visuelle, auditive und taktile Komponenten. Die visuelle Kommunikation besteht z.B. aus dem Hochziehen der Augenbrauen und Wippen des Kopfes [3]. Diese Signale werden häufig verwendet, um potentielle Feinde oder unerwünschte Eindringlinge zu warnen. Vokale Kommunikation zwischen den Mitgliedern einer Gruppe besteht aus vogelartigen Zirplauten [4]. Diese Form der Kommunikation tritt vor allem unter den Mitgliedern einer sozialen Gruppe auf, wo bei sich diese auch mit den Nasen berühren, um sich zu begrüßen. Nach dieser Begrüßung folgt gemeinhin gegenseitige soziale Fellpflege oder die Affen spielen miteinander [3].

Gefahren

Rotschwanzmeerkatzen (Cercopithecus ascanius) sind potentielle Beute für Schimpansen (Pan troglodytes), Kronenadler (Stephanoaetus coronatus), vielen Katzen und Menschen [4][5]. Es ist wahrscheinlich, dass sie den gleichen Räubern zum Opfer fallen, wie andere, baumlebende Primaten in den afrikanischen Wäldern. Dazu gehören Leoparden, Schlangen, und eine Vielzahl von Raubvögeln [6].

In einigen Regionen fallen Rotschwanzmeerkatzen (Cercopithecus ascanius) regelmäßig über landwirtschaftliche Anbauflächen mit Mais, Bananen, Hirse, Bohnen, Kürbis, Ananas, Passionsfrucht und anderen Kulturpflanzen her [4]. In Gebieten mit geringer Produktivität hat sich dieses Verhalten zu einem ernsthaften Problem für die Menschen in den Dörfern entwickelt. Rotschwanzmeerkatzen (Cercopithecus ascanius) sind Träger des Gelbfieber-Erregers. Wenn sich die Affen in die Dörfer wagen, besteht die Gefahr, dass ein infiziertes Tier die Krankheit auf die Menschen überträgt [4].

Es gibt offenbar keine größeren Gefahren, die für die Populationen der Rotschwanzmeerkatzen (Cercopithecus ascanius) zur Bedrohung werden könnten. Es ist zwar wahrscheinlich, dass einige Populationen lokal durch den Verlust von Lebensräumen oder die Jagd bedroht sind, jedoch gefährdet dies nicht die Art als Ganzes. Da Rotschwanzmeerkatzen (Cercopithecus ascanius) in einer Vielzahl von Lebensräumen und Waldfragmenten existieren, besteht auch durch die Jagd kaum Druck auf die Populationen. Die Weltnaturschutzunion stuft die Art daher als nicht gefährdet (Least concern) ein [11].

Systematik


Literatur

[1] Chapman und Chapman, 2000; [2] Cords, 1984; [3] Estes, 1991; [4] Kingdon, 1984; [5] Leland und Struhsaker, 1993; [6] Nowak, 1999; [7] Smuts et al., 1987; [8] Struhsaker und Leland, 1979; [9] Struhsaker, 1977; [10] Rowe, 1996; [11] Oates, J.F., Hart, J., Groves, C.P. & Butynski, T.M. 2008. Cercopithecus ascanius. In: IUCN 2010. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2010.1. <www.iucnredlist.org>. Downloaded on 23 April 2010.