Wie gut hören Kegelrobben ?



Bio-News vom 25.03.2014

TiHo-Wissenschaftler erforschen das Hörvermögen der Meeressäuger.

Wissenschaftler aus dem Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) erforschen unter der Leitung von Professorin Dr. Ursula Siebert und Dr. Andreas Ruser das Hörvermögen von Kegelrobben (Halichoerus grypus). Erste Ergebnisse haben sie im Online-Fachmagazin Plos one veröffentlicht. Finanziert hat die Untersuchungen das Bundesamt für Naturschutz (BfN), um das Wissen über die Auswirkungen von Unterwasserlärm auf Meeressäugetiere zu vergrößern. Sie sind Teil eines mehrjährigen, umfangreichen Forschungsprogramms des BfN. Das Messsystem wurde von der Wehrtechnischen Dienststelle 71 der Deutschen Bundeswehr gefördert.


Mit speziell angepassten In-ear-Kopfhörern haben TiHo-Forscher das Hörvermögen von Kegelrobben untersucht.

Publikation:


Andreas Ruser, Michael Dähne, Janne Sundermeyer, Klaus Lucke, Dorian S. Houser, James J. Finneran, Jörg Driver, Iwona Pawliczka, Tanja Rosenberger, Ursula Siebert
In-air evoked potential audiometry of grey seals (Halichoerus grypus) from the North and Baltic Seas

DOI: 10.1371/journal.pone.0090824



„Wir müssen dringend mehr darüber erfahren, wie gut und in welchem Frequenzbereich Kegelrobben hören“, sagt Institutsleiterin Professorin Dr. Ursula Siebert. „Die letzte wissenschaftliche Veröffentlichung dazu stammt aus dem Jahr 1975.“ Die Lärmbelastung im Meer nimmt immer mehr zu: Schiffsverkehr, Bauarbeiten im Meer, Sprengungen, Schallkanonen, mit denen nach Erdöl gesucht wird, oder der Einsatz von Sonargeräten belasten die Tiere. Um die Auswirkungen des Unterwasserlärms auf die Tiere beurteilen zu können, benötigen die Wissenschaftler exakte Daten über das Hörvermögen der Kegelrobben. Diese Robbenart gehört mit Schweinswalen und Seehunden zu den häufigsten marinen Säugetieren in der Nord- und Ostsee.

Für ihre aktuelle Studie untersuchten die Wissenschaftler sechs Kegelrobben aus Aufzuchtstationen. Dr. Andreas Ruser erklärt: „Im Grunde sind wir nach dem Prinzip verfahren, das wir vom Ohrenarzt kennen.“ Da Tiere aber im Gegensatz zum Menschen nicht sagen können, wann sie einen Ton hören, war die Herausforderung für die Wissenschaftler, herauszufinden, ob die Robben einen Ton wahrnehmen oder nicht. Die Wissenschaftler sedierten die Kegelrobben kurz bevor sie ausgewildert werden sollten. Dann spielten sie ihnen Töne vor und maßen die Nervenimpulse, die von der Hörschnecke (Cochlea) an den Hörnerv weitergeleitet werden. Waren die Tiere wieder wach, konnten sie ausgewildert werden.

Da Robben im sedierten Zustand ihren äußeren Gehörgang verschließen, ist es nicht möglich, sie über Lautsprecher zu beschallen. „Wir haben deshalb speziell angepasste In-ear-Kopfhörer benutzt“, erklärt Ruser. Die Forscher fanden heraus, dass Kegelrobben, ähnlich dem Menschen, in einem Frequenzbereich zwischen 1.000 und 20.000 Hertz hören können und in dem Bereich größer als 3.000 Hertz wesentlich sensitiver sind, als es bislang bekannt war. Zudem gibt es noch nicht bestätigte Hinweise, dass Kegelrobben auch über 20.000 Hertz hören können. „Mit dieser Methode können wir an wilden Tieren allerdings ausschließlich ein sogenanntes Luftaudiodiagramm erstellen, also nur Messungen an der Luft durchführen. Unter Wasser werden Schallwellen anders übertragen. Wir vermuten daher, dass Kegelrobben unter Wasser in noch höheren Frequenzen hören.“

Diesen Unterschied möchten Ruser und seine Kollegen als Nächstes mit trainierten, in Menschenhand gehaltenen Kegelrobben an der „University of Southern Denmark, Odense“ untersuchen: Die Kegelrobben müssen dafür zunächst über Wasser, dann unter Wasser „lernen“ zu signalisieren, ob sie etwas hören. So sollen die Robben trainiert werden, eine festgelegte Reaktion zu zeigen, sobald sie einen Ton hören. Dieses Training findet in den Becken der jeweiligen Robbenanlagen statt. Den Kegelrobben werden die Töne dann unter kontrollierten Bedingungen an der Luft mittels Kopfhörern oder Lautsprechern und unter Wasser mittels Lautsprechern oder Hydrophonen vorgespielt. „Wir sind gespannt auf die weiteren Ergebnisse, insbesondere zum Hörvermögen der Robben unter Wasser“, so Professorin Siebert. „Wir hoffen auf belastbare Aussagen, inwieweit Robben durch die zunehmende Lärmbelastung in Nord- und Ostsee betroffen sind.“


Diese Newsmeldung wurde mit Material des Informationsdienstes der Wissenschaft (idw) erstellt

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