Fünf neue Nagetier-Arten in den Bergwäldern Ecuadors entdeckt



Bio-News vom 09.06.2022

Bisher nur als eine einzelne Art erfasst, verbergen sich mindestens fünf weitere neue Spezies unter dem Namen Chilomys instans. Nach elf Jahren Feldarbeit in verschiedenen Regionen der ecuadorianischen Anden konnte eine internationale Gruppe von Forschenden fünf neue Arten der Mausgattung Chilomys beschreiben. Die im Volksmund „Nebelwaldmäuse“ genannten Nager leben in Höhen zwischen 1.200 und 4.050 Metern. Die Gattung Chilomys entpuppt sich als eine Gruppe morphologisch unverwechselbarer Anden-Nagetiere, die einzigartige Spezialisierungen aufweist. Die Namen der neuen Arten ehren bedeutende Persönlichkeiten.

Die Gruppe von Expertinnen und Experten der jetzt erschienenen Publikation sammelte eine beträchtliche Anzahl von Individuen der Maus-Gattung Chilomys. “Wir haben mit umfassenden Methoden nachweisen können, dass es sich bei der bisher in Ecuador als Chilomys instans bezeichneten Art tatsächlich um einen Komplex handelt, der mindestens fünf neue Arten umfasst”, erläutert Dr. Claudia Koch, Kuratorin der Herpetologie am LIB, Museum Koenig Bonn. Grundlagen waren genetische Untersuchungen sowie morphometrischer Analysen und dreidimensionale Schädel-Rekonstruktionen, die mittels Computertomographie-Aufnahmen angefertigt wurden.


Die neue Art Chilomys percequilloi.

Publikation:


Brito, J., Tinoco, N., Pinto, C. M., García, R., Koch, C., Fernandez, V., Burneo, S., Pardiñas, U. F. J.
Unlocking Andean sigmodontine diversity: five new species of Chilomys (Rodentia: Cricetidae) from the montane forests of Ecuador
PeerJ 10:e13211 (2022)

DOI: 10.7717/peerj.13211



Obwohl die Gattung Chilomys seit ihrer Beschreibung 1897 die meiste Zeit als monotypisch galt, bestand sie vor den jüngsten Entdeckungen aus zwei Arten: C. fumeus, die auf die nördlichsten Anden in Kolumbien und Venezuela beschränkt ist, und der weit verbreiteten C. instans, der Typusart der Gattung, die von Zentralkolumbien bis Nordperu vorkommt. Beide Arten weisen eine hohe Ähnlichkeit auf (in der Tat wurden sie weitgehend als Synonyme betrachtet) und wurden lediglich durch subtile metrische Merkmale unterschieden.

Auf der Grundlage dieser bemerkenswerten neuen Erkenntnisse liefern die Forschenden eine überarbeitete Gattungsdiagnose, die um mehrere wichtige kraniodentale Merkmale erweitert ist, wie z. B. nach vorne gerichtete obere Schneidezähne und Mikrodontie. Die Ergebnisse deuten auch darauf hin, dass Chilomys wahrscheinlich in weiten Teilen Kolumbiens und Perus eine zusätzliche Vielfalt aufweist, was eine Revision der gesamten Gattung erforderlich macht.

Jorge Brito, Initiator und Erstautor der Publikation, hebt hervor, dass er das erste Mal ein Exemplar von Chilomys im Polylepis-Wald in der Provinz Carchi im Jahr 2011 während seiner Bachelorarbeit gefangen hat. Daraus entstand die Idee, diese Nagetier-Gruppe, der bis dahin nur wenige Menschen Beachtung geschenkt hatten, intensiver zu erforschen und im Laufe der Zeit schlossen sich ihm mehrere nationale und internationale Experten an. Die kleinen Tiere, die im Volksmund "Nebelwaldmäuse" genannt werden, sind schwer zu fangen, weshalb die umfangreichen Feldstudien mehrere Jahre dauerten.



Die Autoren der fünf neuen Chilomys-Arten schließen ihre Untersuchung mit dem Hinweis, dass die neu entdeckte Vielfalt auf allopatrische Speziation (Speziation durch geografische Isolation) zurückzuführen ist, die mit den Auswirkungen der quartären Gletscherzyklen auf die Vegetationsgürtel zusammenhängt. Die Gattung Chilomys entpuppt sich als eine Gruppe morphologisch unverwechselbarer Anden-Nagetiere, die einzigartige Spezialisierungen aufweist, welche mit der Stellung der Schneidezähne zusammenhängen und vermutlich auf eine Ernährungsweise hindeutet, die auf Wirbellose spezialisiert ist.


Diese Newsmeldung wurde mit Material des Leibniz-Instituts zur Analyse des Biodiversitätswandels via Informationsdienst Wissenschaft erstellt

Die News der letzten 7 Tage 6 Meldungen






warte

warte

warte

warte

warte

warte

warte

warte

warte

warte