Klaus-Jürgen Sucker

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Klaus-Jürgen Sucker (Afroalpine Zone des Mt. Muhavura)

Klaus-Jürgen Sucker (* 12. November 1956 in Minden; † 20. Juni 1994 in Kisoro, Uganda) war Zoologe und Verhaltensforscher. Er war spezialisiert auf die Erforschung von Berggorillas und gründete und leitete von 1989 bis 1994 das Mgahinga Gorilla National Park Project (MGNPP).

Leben und Wirken

Sucker studierte Biologie an der Universität Bielefeld und führte im Primatenzentrum Apenheul (Holland) eine ethologische Studie an Flachlandgorillas durch: Verhaltensstudie über Raumnutzung, Raumverteilung und Raumdynamik einer Gorillagruppe in seminatürlicher Haltungsform (Gutachter war Prof. Dr. Klaus Immelmann. Er war Mitbegründer und aktiv bei mehreren nichtstaatlichen Organisationen (Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz (ARA), Berggorilla & Regenwald Direkthilfe (B&RD) und Herausgeber der Regenwälder Nachrichten.

1988 erarbeitete Sucker eine Studie über die Gefährdung des Bergregenwaldgebietes im Dreiländereck Uganda / Dem. Rep. Kongo (damals Zaire) und Rwanda gelegenen Mgahinga Forest Reserve. Ein völlig vernachlässigtes, zur Kette der Virunga-Vulkane gehörendes Wildschutzgebiet, das durch illegale Rodungen, Wilderei und Vieheintrieb bereits stark geschädigt war. Vor allem als Lebensraum für die vom Aussterben bedrohten Berggorillas übte dieses Gebiet eine enorme Faszination auf ihn aus.

Im Dezember 1989 wurde er im Auftrag des Deutschen Tierschutzbundes Projektleiter des Mgahinga Gorilla National Park Project (MGNPP) in Kisoro. Seit Juli 1991 arbeitete er als integrierte Fachkraft des Centrum für internationale Migration und Entwicklung (CIM) sowie Technical Advisor des Ministry of Tourism and Wildlife Uganda und Chief Park Warden. Im Mai 1991 erklärte das ugandische Parlament das einstige Wildschutzgebiet zum Mgahinga-Gorilla-Nationalpark.

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Klaus-Jürgen Sucker und seine Ranger am Eingang des Mgahinga-Gorilla-Nationalpark

Im Juni 1992 wurde der bis dahin nur 24,5 km² große Nationalpark unter seiner Leitung auf 33,7 km² ausgeweitet. Es war das erste und bislang einzige Mal in der Geschichte des Berggorillaschutzes, dass der stetig schrumpfende Lebensraum der Großaffen vergrößert werden konnte.

Sucker führte, wie Dian Fossey im benachbarten Virunga-Nationalpark in Rwanda, streng reglementierten Gorillatourismus im Mgahinga-Gorilla-Nationalpark ein und unterband erfolgreich Wilderei und andere illegale Eingriffe. Die Anzahl der Berggorillas, die das Gebiet in dieser Zeit frequentierten, verdoppelte sich fast.

1994 verlor Sucker seinen Posten als Chief Park Warden des Nationalparks im Zusammenhang mit Auseinandersetzungen um so genannte Multiple-Use-Projekte (Development through Conservation), die die Hilfsorganisation CARE etablieren wollte. Der lokalen Bevölkerung sollte damit der Zugang zum Nationalpark eröffnet werden, um dort Bambus (eine der Hauptnahrungsquellen der Berggorillas) zu ernten oder Kräuter zu sammeln. Sucker sollte fortan in dem im Norden Ugandas gelegenen Kidepo-Valley-Nationalpark als Primatologe eingesetzt werden.

Mysteriöser Tod

Am 20. Juni 1994 wurde Klaus-Jürgen Sucker unter bis heute ungeklärten Umständen erhängt in seinem Wohnhaus in Kisoro aufgefunden. Die von offiziellen Stellen verbreitete Erklärung einer Selbsttötung ist bis zum heutigen Tage widersprüchlich und wird von Weggefährten und Freunden stark angezweifelt[1].

Vielfach wird Suckers Wirken und rätselhafter Tod mit dem Schicksal seines ungleich bekannteren Vorbilds, der US-amerikanischen Primatologin Dian Fossey, verglichen, die im Dezember 1985 in Ruanda ermordet wurde[2].

Klaus-Jürgen Sucker wurde 1994 in einem anonymen Urnengrab in Bielefeld beigesetzt.

Siehe auch

Quellen

Weblinks

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