Koboldmakis (Tarsiidae) sind urtümliche, nachtaktive Primaten und zugleich die ungewöhnlichsten Vertreter dieser Tiergruppe. Sie sind auf den Inseln Südostasiens heimisch. Man unterscheidet 5 Arten, wobei es sich bei den Tieren auf den Inseln Sangihe, Selayar und Tongian moglicherweise um eigene Arten handelt.

Im Gegensatz zu ihrem heutigen, beschränkten Verbreitungsbebiet wurden Fossilien von Koboldmakis in Afrika, Europa, Asien und Nordamerika gefunden und reichen bis zu 45 Millionen Jahre zurück.

Im Verhältnis zur Körpergröße haben Koboldmakis die größten Augen unter allen Säugetieren, die beim Sunda-Koboldmaki 16 mm im Durchmesser betragen können und mit einem Gewicht von 3 g schwerer sind, als das Gehirn dieses Primaten.

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Koboldmakis: Fenster in die Vergangenheit
Koboldmakis bevölkern die Erde bereits seit vielen Millionen Jahren und geben einen Einblick in die frühe Evolution der Primaten - Pressemitteilung der Uni Mainz

Der Sunda- und der Philippinen-Koboldmaki sind in ihrem Verbreitungsgebiet die einzigen Vertreter der Gattung, wobei die drei anderen Arten alle auf Sulawesi beheimatet sind. Letztere geben artspezifische Gesänge und Rufe von sich. Männchen und Weibchen gleichermaßen geben äußerst lautstarke Duette zum besten, die noch in 100 m Entfernung zu hören sind und der sozialen Kontaktaufnahme dienen.

Koboldmakis sind Fleisch- und Insektenfresser, so machen beim Sulawesi- und Sunda-Koboldmaki Motten, Heuschrecken, Zikaden und Käfer mehr als die Hälfte der Beute aus. Der Anteil an Wirbeltieren ist mit 1 % kaum der Rede wert, trotzdem ist z.B. der Sundakoboldmaki in der Lage Vögel zu überwältigen, die größer sind als er selbst. Koboldmakis formen ihre Finger zu einer Art Käfig, um mit dieser Falle ihre nächtliche, flinke Beute, z.B. Insekten, einzufangen.

Die Koboldmakis sind mit Ausnahme des Zwergkoboldmakis, der weniger als 100 g wiegt, alle etwa gleich groß. Ihr Fell ist gelblich-grau bis ockerfarben und fühlt sich bei allen Arten samtweich an. Ihre hinteren Gliedmaßen sind zweimal so lang wie der Körper, was ihnen Sprünge ermöglicht, die an Höhe das 40-fache ihrer Körperlänge übertreffen können. Bei Koboldmakis ist die dritte und zweite Zehe jeweils mit einer Kralle besetzt, die die Tiere als Putzkralle einsetzen.

Die auf Sulawesi (früherer Name: Celebes) beheimateten Arten haben einen langen, dünnen und schuppigen Schwanz mit einer 13 - 15 cm langen und buschigen Quaste - eine Ausnahme bilden die auf der Insel Selayar lebenden Tiere, deren Schwanzbehaarung recht spärlich ausfällt. Beim Sunda- und Philippinen-Koboldmaki ist die Schwanzquaste kürzer als 10 cm.

Lesen Sie hier mehr über Koboldmakis.


Systematik


Literatur

Macdonald, D. (2001) The New Encyclopedia of Mammals: 1;. Oxford University Press, London.
tarsius
Tarsier
Tarsier sanctuary, Corella
Sleeping beauty

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