Geoffroy-Klammeraffe




Der Geoffroy-Klammeraffe (Ateles geoffroyi) ist ein mittelamerikanischer Primat aus der Gruppe der Neuweltaffen (Platyrrhini). Er ist von Veracruz in Mexiko bis nach Zentral-Panama verbreitet.

Einige Populationen leben im Nordwesten Kolumbiens. Die tagaktiven Primaten bewohnen hauptsächlich alte, gewachsene Regen- und Bergwälder [1].

Verbreitung

Aussehen

Weibliche Geoffroy-Klammeraffen (Ateles geoffroyi) erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 34 - 52 cm, Männchen sind mit 38 - 63 cm deutlich größer, was sich auch im Gewicht niederschlägt: Sie erreichen etwa 7,4 - 9 kg, Weibchen etwa 6 - 9 kg. Der Schwanz ist etwa 59 - 84 cm lang. Im Vergleich zur Körpergröße haben Geoffroy-Klammeraffen (Ateles geoffroyi) extrem lange Gliedmaßen und Schwänze. Der Kopf ist klein und die Schnauze steht hervor. Das Rückenfell ist schwarz, braun oder rötlich. Das Gesicht ist durch seine blasse, unpigmentierte Haut um Augen und Schnauze gekennzeichnet. Die Arme und Füße sind dunkel, an der Unterseite heller (weiß, hellbraun, rötlich oder cremefarben). Weibliche Geoffroy-Klammeraffen (Ateles geoffroyi) werden wegen ihrer vergrößerten Klitoris, die einem Penis ähnelt, oft mit Männchen verwechselt.

Steckbrief

Fortpflanzung

Geoffroy-Klammeraffen (Ateles geoffroyi) scheinen keine feste Fortpflanzungssaison zu haben. Der Sexualzyklus der Weibchen dauert etwa 26 Tage, Paarungen sind auf einen Zeitraum von 2 bis 3 Tage beschränkt und finden in einer sitzenden Position statt. Das Männchen befindet sich dabei hinter dem Weibchen und legt seine Beine über die Oberschenkel des Weibchens. Die Paarung dauert 8 - 25 Minuten. Nach einer Tragzeit von 226 - 232 Tagen kommt ein einzelnes Junges zur Welt. Weibchen gebären erstmals im Alter von 5 bis 7½ Jahren, Geburten finden alle 2 - 4 Jahre statt, da während der Stillzeit der Sexualzyklus der Weibchen unterdrückt wird. Männchen erreichen die Geschlechtsreife mit fünf Jahren, Weibchen mit 4 Jahren [2].

Gruppenleben

Geoffroy-Klammeraffen (Ateles geoffroyi) sind wie alle Primaten sehr soziale Säugetiere und bilden Gruppen von etwa 4 - 30 Affen, es wurden aber auch schon Gruppen beobachtet, die aus bis zu 100 Tieren bestanden. Während der Nahrungssuche teilen sich diese Gemeinschaften jedoch in kleinere Untergruppen auf. Die Gruppengröße variiert mit dem Lebensraumtyp und scheint weitgehend davon abhängen, wieviel Nahrungsrecourcen vorhanden sind. Nur für ein paar Wochen des Jahres, wenn Nahrung reichlich vorhanden ist, kommt die ganze Gruppe zusammen.

Die Reviergröße der Gruppen umfasst etwa 62 ha, innerhalb deren Grenzen legen die Affen auf der Such nach Nahrung täglich zwischen 350 und 3.000 m zurück [2]. Die Reviergröße variiert mit dem Geschlecht, so haben Männchen die größten Territorien, Weibchen mit Nachwuchs die kleinsten. Männliche Jugendliche im Alter zwischen 2 und 3 Jahren suchen die Nähe anderer, subadulter oder adulter Männchen. Der Großteil männlicher Interaktionen (85 %) ist an andere Männchen gerichtet.

Weibliche Geoffroy-Klammeraffen (Ateles geoffroyi) suchen häufig Bäume mit großen Mengen an Früchten auf, um so den Energieaufwand bei Suche nach Nahrung zu minimieren. Männchen verbringen weniger Zeit in den einzelnen Futterbäumen und ziehen weiter, wodurch sich die Chancen erhöhen, auf viele verschiedene Weibchen zu treffen [2].

Geoffroy-Klammeraffe (Ateles geoffroyi) im Belize Zoo
Geoffroy-Klammeraffe (Ateles geoffroyi) in einem neuseeländischen Zoo.

Nahrung

Geoffroy-Klammeraffen (Ateles geoffroyi) fressen hauptsächlich reife Früchte, seltener Blätter und Blüten. Gelegentlich ergänzen sie ihren Speiseplan mit einigen Nüssen, Samen, Insekten, Spinnentieren und Eiern. Ihre Nahrung suchen sie vorwiegend in den Baumkronen und hauptsächlich während des frühen Morgens. Sie sind sehr agile Affen, die oft an einer Hand, einem Fuß oder am Schwanz hängend in den Baumkronen anzutreffen sind. Sie bewegen sich vierbeinig und flink auf der Oberseite von Ästen fort. Mit ihrem langen Schwanz können sie Objekte fassen, und tatsächlich dient er auch als fünfte Hand. Geoffroy-Klammeraffen (Ateles geoffroyi) werden bei der Nahrungssuche manchmal von Weißschulterkapuzinern (Cebus capucinus) begleitet.

Kommunikation

Geoffroy-Klammeraffen (Ateles geoffroyi) geben bellende Laute von sich, wenn sie sich bedroht fühlen. Als sich beobachtende Wissenschaftler einer Gruppe näherten, warfen die Affen außerdem mit Ästen, sprangen auf und ab und schüttelten Äste und Zweige. Verliert ein Affe den Anschluß an die Gruppe oder werden sie voneinander getrennt, geben sie Lautäußerungen von sich, die so ähnlich wie ein Wiehern klingen [2].

Taxonomie

Derzeit unterscheiden Primatologen sieben Unterarten [3]:

  • Ateles geoffroyi geoffroyi, verbreitet in der Küstenregion um San Juan del Norte im Südosten Nicaraguas.
  • Ateles geoffroyi azuerensis, verbreitet nur an der Westseite bewaldeter Berge auf der Azuero Halbinsel in der Nähe von Ponuga, Provinz Veraguas, Panama, wo die Art scheinbar ziemlich isoliert lebt.
  • Ateles geoffroyi frontatus ist über den Nordwesten Costa Ricas verbreitet, sowie im äußersten Westen und Norden Nicaraguas.
  • Ateles geoffroyi grisescens ist eine Spezies, an deren Validität einige Primatologen zweifeln. Die Affen leben im äußersten Südosten Panamas und in der Cordillera de Baudó, einer Bergregion am Pazifik im Nordwesten Kolumbiens.
  • Ateles geoffroyi ornatus ist in bewaldeten Regionen Panamas östlich der Kanalzone und im zentralen bis westlichen Costa Rica verbreitet.
  • Ateles geoffroyi vellerosus ist in den Wäldern von Veracruz, Mexiko, in Bergregionen Guatemalas, sowie in El Salvador und Honduras verbreitet.
  • Ateles geoffroyi yucatanensis lebt in den Wäldern der Yucatán-Halbinsel im Nordosten Guatemalas, Teilen von Belize bis in den Süden Mexikos.

Gefahren

Die Lebenserwartung von Geoffroy-Klammeraffen (Ateles geoffroyi) liegt etwa bei 27 Jahren, in Gefangenschaft sind einige Affen bis zu 33 Jahre alt geworden [2]. In einigen Gegenden werden sie gejagt oder für den Haustierhandel eingefangen, die größte Bedrohung für Geoffroy-Klammeraffen (Ateles geoffroyi) geht jedoch vom Verlust ihres Lebensraums aus, wovon einige Unterarten besonders stark betroffen sind. Allerdings gibt es noch mehrere große Gebiete mit relativ kontinuierlichem Lebensraum in der Selva Maya (Mexiko, Guatemala und Belize), in den atlantischen Regionen von Nicaragua und Honduras, entlang der Atlantikküste sowie in der Provinz Darién in Panama [3].

Obwohl Geoffroy-Klammeraffen (Ateles geoffroyi) in einigen Regionen noch recht häufig vorkommen, stuft die Weltnaturschutzunion IUCN die Art als gefährdet (Endangered) ein. Der Grund liegt zum einen darin, dass viele geeignete Lebensräume bereits vernichtet sind, und zum anderen, dass die Populationen in den vergangen 45 Jahren (=3 Generationen) schätzungsweise um 50 % zurückgegangen sind [3]

Systematik


Literatur

[1] MacDonald, 2001; [2] Rowe, 1996; [3] Cuarón, A.D., Morales, A., Shedden, A., Rodriguez-Luna, E. & de Grammont, P.C. 2008. Ateles geoffroyi. In: IUCN 2010. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2010.1. <www.iucnredlist.org>. Downloaded on 21 April 2010.

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