Schwarzrückentamarin



Der Schwarzrückentamarin (Saguinus nigricollis) ist in Kolumbien, Ecuador und Peru nördlich des Amazonas beheimatet.

Lebensraum

Schwarzrückentamarine (Saguinus nigricollis) leben in alten Wäldern, sowie in sekundären, dichten, tropischen Regenwäldern. Hier leben sie an der Wald-Peripherie unterhalb 913 m [1][4][2].

Verbreitung

Aussehen

Das Fell dieser Primaten ist auf dem Kopf, dem Hals, dem Mantel und den vorderen Gliedmaßen schwarzbraun. Der Sattel, das Hinterteil, die Schenkel und die Waden sind von bräunlicher bis oliver Farbe.

Die Kopf-Rumpflänge von Saguinus nigricollis beträgt zwischen 22 und 22,6 cm. Die Schwanzlänge variiert zwischen 35,6 bis 36,1 cm und ist somit fast doppelt so lang wie der Rest des Körpers. Weibchen wiegen etwa 480 g, und sind im Durchschnitt 10 Gramm schwerer als Männchen. Schwarzrückentamarine haben ein schwarzes Fell von der Spitze bis zur Mitte des Rückens, wo es in eine rötliche Farbe übergeht. Die Hände, Füße und der Schwanz sind schwarz. Die Ohren sind haarlos, rund um die Schnauze befinden sich grau-weiße Haare. Die Affen westlich des Flusses Iquitos unterscheiden sich von denen, die östlich davon leben. Westlich des Iquitos haben Schwarzrückentamarine schwärzlich-graue bis olivfarbene Vorderhände, während die untere Hälfte schwärzlich bis gelb-oliv ist [1][2].

Steckbrief

Fortpflanzung

In freier Wildbahn pflanzt sich während der Paarungszeit nur das dominante Weibchen der Gruppe fort. Die Gattung Saguinus besitzt spezialisierte Duftdrüsen in der Mitte der Brustregion und im Bereich der Genitalien. Man vermutet, dass die Empfängnisbereitschaft anderer Weibchen durch deren Unterordnung sowie durch die Pheromone, die in den Duftmarken der Genitaldrüsen des dominanten Weibchen enthalten sind, unterdrückt wird. Dominante Weibchen paaren sich in der Regel mit mehreren Männchen, aber es kommt auch vor, dass sie sich nur mit einem einzigen paaren [3][4][2].

Die Weibchen der Schwarzrückentamarine (Saguinus nigricollis) bringen in der Regel nach einer Tragezeit von etwa 140 Tagen Zwillinge zur Welt (78% der Geburten). Einzelgeburten treten bei 21% der Weibchen auf, während Drillinge 1% der Geburten ausmachen. Schwarzrückentamarine gebären das ganze Jahr im Abstand von etwa 8,4 Monaten [3][4][2].

Bei der Gattung Saguinus hilft der Vater - und gelegentlich auch andere erwachsene Gruppenmitglieder - bei der Geburt durch den Empfang und das Reinigen der Neugeborenen mit. Die hilflosen Jungen haben kurze Haare und hängen eng am Körper der Mutter oder des Vaters. Der Vater gibt die Jungen zur Fütterung an die Mutter ab, nimmt sie aber dann wieder zurück. Dieser Wechsel geschieht etwa alle 2 bis 3 Stunden und dauert ca. 30 Minuten. Nach 21 Tagen beginnen die Jungen, ihre nähere Umgebung selbstständig zu erforschen, klettern aber für ca. 3 bis 4 weitere Wochen immer wieder auf den Rücken ihrer Eltern, um sich herumtragen zu lassen. Nach nur 4 Wochen beginnen die Jungen neben der Muttermilch weiche Nahrung zu sich zu nehmen. Einige Mitglieder der Gruppe helfen mit, die Kleinen zu beaufsichtigen und mit Nahrung zu versorgen [3][4][2].

Gruppenleben

Schwarzrückentamarine (Saguinus nigricollis) haben in der freien Wildbahn eine durchschnittliche Lebenserwartung von 13,9 Jahren [2]. Sie leben in kleinen, gemischten sozialen Gruppen von 4 bis 12 Affen, die ein Revier von 30 bis 50 Hektar beanspruchen. Die erwachsenen Gruppenmitglieder sind untereinander nicht verwandt. Es gibt nur wenige agonistische Interaktionen innerhalb der Gruppe. Gemischte Artenverbände wurden zwischen S. fuscicollis (Braunrückentamarine) und S. nigricollis gemeldet. Es wird vermutet, dass sich verschiedene Arten zu Verbänden zusammenschließen, um besser vor Raubtieren geschützt zu sein.

Die Mitglieder einer Gruppe schlafen in der Regel in einem „Haufen” beieinander, wobei sie als Ruheplätze verschlungene Kletterpflanzen bevorzugen. Im Vergleich zu anderen Primaten scheinen Tamarine erst am späteren Vormittag, etwa eine Stunde nachdem die Sonne aufgegangen ist, aktiv zu werden. Schwarzrückentamarine (Saguinus nigricollis) legen 2 bis 3 mal täglich für 60 bis 90 Minuten Ruhepausen ein. Es gibt zwei Phasen, bei denen die Affen bei der Nahrungssuche besonders emsig sind. Die erste Phase dauert von Anfang bis Mitte des Vormittags, die zweite Aktivitätsphase tritt auf, kurz bevor sie sich zur Nachtruhe begeben.

Viele Arten der Tamarine wurden beim Spielen beobachtet. In der Regel sind es die jugendlichen Affen, die miteinander spielen. Seltener spielen Erwachsene mit ihren Säuglingen, Kleinkinder und Halbstarke spielen praktisch immer. Bei Gruppen, die in Gefangenschaft leben, ist der Spieltrieb ausgeprägter als in freier Wildbahn, möglicherweise weil die Affen hier vorrangig andere Fähigkeiten erlernen müssen, wie etwa das Fangen von Insekten [5][6].

Nahrung

Schwarzrückentamarine (Saguinus nigricollis) verbringen 34,8% des Tages mit der Jagd auf Insekten, besonders die großen Springschrecken (Orthoptera) scheinen ihnen besonders gut zu schmecken. 17% des Tages verbringen sie auf der Suche nach pflanzlicher Nahrung. Sie ernähren sich von einer Vielzahl von Pflanzenteilen, wie etwa Früchte, Samen, Blüten, Nektar und Baumharz von 41 verschiedenen Pflanzenarten. Erwachsene Schwarzrückentamarine (Saguinus nigricollis) fangen fliegende Insekten mit dem Mund und größere Insekten mit den Händen. Der Fang wird oft an Kinder und Jugendliche abgegeben. Große Heuschrecken, sehr beliebte Insekten, werden mit dem Kopf zuerst in etwa 5 Minuten aufgefressen [1][4][6].

Öklologie und Bedrohungen

Tamarine selbst sind aber auch Beute von einer Vielzahl von Tieren wie Greifvögel, Schlangen, Katzen und sogar Menschen. Die Menschen sind es jedoch, die für die ständig sinkende Anzahl der Tamarine durch die Vernichtung ihres Lebensraums Wald sorgen. Vor Raubtieren schützen sich die Gruppen der Schwarzrückentamarine (Saguinus nigricollis), indem sie sich gegenseitig vor drohender Gefahr warnen [4][5].

Schwarzrückentamarine (Saguinus nigricollis) sind für ihre Ökosysteme als Insektenfresser und Vertilger anderer wirbelloser Tiere wichtig, und als Beutetiere haben sie Einfluß auf die Raubtierdichte ihres Lebensraums. Wichtig sind sie auch für Pflanzen, deren Früchte sie fressen, und so für die Verbreitung der Samen sorgen.

Tamarine sind fast schon charismatische Mitglieder des intakten tropischen Waldes, so dass sie potenziell wertvoll für den sanften Ökotourismus sein könnten. Leider gelangen immer noch viel zu viele Affen in den Haustierhandel.

Man unterscheidet zwei Unterarten:

  • S. n. nigricollis
  • S. n. hernandezi

S. n. hernandezi kommt zwischen den Flußläufen des Rio Caquetá und Rio Caguán in Kolumbien vor. Bei dieser Art verläuft ein schwärzliches Band im Bereich des unteren Rückens und des Schwanzansatzes.

Schwarzrückentamarine (Saguinus nigricollis) sind durch die Zerstörung der Wälder in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet bedroht. Die Unterart S. nigricollis hernandezi des südlichen Kolumbien ist von der IUCN als gefährdet eingestuft worden.


Systematik


Literatur

[1] Emmons, 1990; [2] Rowe, 1996; [3] Macdonald, 1984; [4] Nowak, 1999; [5] Kinzey, 1997; [6] Wisconsin Primate Research Center, 2000

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