Zwergseidenäffchen (Cebuella pygmaea)
Zwergseidenäffchen (Cebuella pygmaea) gehören zu den Marmosetten und sind die kleinsten Affen der Welt.

Die Marmosetten (Cebuella, Callithrix und Mico) bewohnen den Primärregenwald, zum Teil auch den Sekundärregenwald sowie Galeriewälder und Haine. Bis auf wenige Arten sind alle in Brasilien verbreitet. Marmosetten erreichen Körperlängen von 17 - 21 cm und Schwanzlängen von 19 - 29 cm. Das Gewicht dieser Primaten reicht von 120 g - 350 g.

Die Fellfarbe der Marmosetten reicht je nach Art von dunkel bis hell oder weiß, wobei die Ohrbüschel unterschiedlich ausgeprägt sind. Die Tragzeit der Marmosetten beträgt 150 bis 151 Tage, Zwillingsgeburten sind die Regel.

Bereits seit den 1980er Jahren führt man morphologische und genetische Studien über diese Affen durch. Als Resultat hat man die Gattung Cebuella ausgewiesen und sie mit der Gattung Callithrix zusammengeschlossen. Außerdem identifizierte man bei diesen Untersuchungen 9 neue Arten, die man in die Gattung Mico stellt (Macdonald, 2003).

Die Marmosetten sind die kleinsten Neuweltaffen (Platyrrhini) mit einem stark spezialisierten Gebiss. Es unterscheidet sich von dem der Tamarine (Saguinus) und anderer Platyrrhini durch ihre einzigartig vergrößerten Schneidezähne, die ähnlich hoch wie die Eckzähne sind. Darüber hinaus haben diese großen Schneidezähne nur eine dünne Schicht aus Zahnschmelz an der lingualen (zungenseitigen) Fläche, die schnell verschleißt und ihnen eine meißelartige, nagetier-ähnliche Form verleiht. Marmosetten nutzen diese "Meißelzähne" um Löcher in Bäume zu beißen und so den Fluss von Baumsäften und -harzen anzuregen.

Marmosetten (Callithrix) scheint man am häufigsten in trockenen und nicht überfluteten Wäldern anzutreffen, wo sie vor allem die Ränder und sekundäre Waldumgebungen bevorzugen. Sie ernähren sich von Insekten, die sie in den Kletterpflazen des Unterwuchses fangen. Dabei bewegen sie sich durch eine Kombination von vierbeinigem Gehen und Laufen und durch Sprünge fort. Sie klammern sich in aufrechter Körperhaltung an Baumstämmen fest, während sie sich an deren Exsudate gütlich tun. Abgesehen von den Zwergseidenäffchen (Cebuella pygmaea) sind sie jedoch in erster Linie Früchte- und Insektenfresser, die sich von den Exsudaten hauptsächlich am Ende der Regenzeit ernähren, wenn Früchte knapp sind.

In Gefangenschaft leben Marmosetten in streng monogamen Gruppen mit einem erwachsenen Männchen und einem einzigen erwachsenen Weibchen, von denen jedes andere Mitglieder des gleichen Geschlechts durch Kämpfe von der Gruppe fernhält. Die Weibchen der Marmosetten bringen in sechsmonatigen Abständen Zwillinge zur Welt, die ab der ersten Lebenswoche von den Männchen getragen werden. Wilde Gruppen von Callithrix bestehen meist aus mehreren Individuen, was darauf hindeutet, dass natürliche Populationen wahrscheinlich in komplexeren sozialen Gruppen mit mehreren erwachsenen Männchen und Weibchen leben. Marmosetten schlafen nachts oft in Baumhöhlen.


Systematik


Literatur

Fleagle, J.G. (1988) Primate Adaptation & Evolution. Academic Press, Inc. New York.;

Macdonald, D. (2001) The New Encyclopedia of Mammals: 1;. Oxford University Press, London.

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