Schopfaffe



Schopfaffen (Macaca nigra) leben am nordöstlichen Zipfel der indonesischen Insel Sulawesi und auf den kleinen, vorgelagerten Inseln Pulau Manadotua und Pulau Talise - in der Vergangenheit auch auf der Insel Pulau Lembeh, wo sie aber wahrscheinlich bereits ausgerottet sind.

Auf Sulawesi erstreckt sich ihr Verbreitungsgebiet östlich des Onggak Dumoga River und des Mount Padang [3]. Es gibt eine beträchtliche, aber eingeführte Population auf Pulau Bacan, einer der Maluku-Inseln östlich von Sulawesi.

Verbreitung

Lebensraum

Schopfaffen (Macaca nigra) leben in einer Vielzahl von Lebensräumen, etwa in Tieflandwäldern und montanen Primärwäldern, in jungen und alten Sekundärwäldern, Mangroven, landwirtschaftlichen Anbauflächen, die von primären und sekundären Wäldern umgeben sind, sowie in dicht besiedelten Regionen mit Landwirtschaft [7].

Steckbrief

Schopfaffen (Macaca nigra) sind semi-terrestrisch, d.h. dass sie viel Zeit auf dem Boden verbringen (60% ihrer Zeit), sich aber auch in den Bäumen aufhalten, in denen sie sich vierbeinig fortbewegen [8]. Sie wurden nie in Höhenlagen über 1.250 m gesichtet; die Mehrzahl der Beobachtungen fand unterhalb von 700 m statt. Die Höhenbeschränkungen stehen wahrscheinlich mit dem niedrigeren Angebot an Früchten in höheren Lagen (auf Bacan) im Zusammenhang. Im Tangkoko Nationalpark in Nord-Sulawesi leben sie nicht oberhalb 1.100 m [7].

Aussehen

Schopfaffen (Macaca nigra) haben ein schwarzes Gesicht und einen schwarzen Körper, mit Ausnahme der auffallenden, leuchtend rosa gefärbten Gesässschwielen. Die Kopfhaare bilden eine lange, nach hinten aufwärts gerichtete, spitze Haube. Ihr Gesicht ist von ausgeprägten Knochenwülsten beidseits der Nase, sowie von großen Überaugenwülsten geprägt [8][3].


Schopfaffe (Macaca nigra)
Schopfaffe (Macaca nigra)
Schopfaffen ungezwungen vor der Kamera

Schopfaffen (Macaca nigra) haben sehr kurze Schwänze, die lediglich 2 cm lang sind [2]. Die Primaten sind sexuell dimorph, wobei die Männchen fast doppelt so groß wie Weibchen sind: Sie erreichen eine Körperlänge einschließlich Kopf von 52,0 - 57,0 cm und bringen durchschnittlich 9,9 kg auf die Waage. Weibchen sind mit nur 5,5 kg erheblich leichter, ihre Körperlänge misst zwischen 44,5 bis 57,0 cm [8][9]. Männliche Schopfaffen (Macaca nigra) haben im Vergleich zu den Weibchen viel größere Eckzähne, welche bei aggressiven Auseinandersetzungen mit anderen Männchen, sei es um den Zugang zu Weibchen oder zur Verteidigung von Nahrungsressourcen gegen andere Gruppen, zum Einsatz kommen [4][5].

Ernährung

Schopfaffen (Macaca nigra) sind hauptsächlich Früchtefresser (70%), ernähren sich aber auch von Samen, Blättern, Blüten, Pflanzenmark, Kräutern, Grassamen und Pilzen. Darüber hinaus machen sie Jagd auf kleine Wirbeltiere wie Eidechsen, Frösche und Vögel, deren Eier sie ebenfalls nicht verschmähen [6].

Schopfaffe (Macaca nigra) im Tangkoko National Park, Nord-Sulawesi
Schopfaffe (Macaca nigra) im Tangkoko National Park, Nord-Sulawesi

Gruppenleben, Fortpflanzung

Die Gruppen der Schopfaffen (Macaca nigra) bestehen aus mehreren Männchen und Weibchen und zählen zwischen 27 und 97 Affen [8]. Sowohl Männchen als auch Weibchen paaren sich mehrfach mit mehreren Partnern [10]. Wie bei fast allen Makaken (Macaca) weisen die Weibchen während ihres Sexualzyklus offensichtliche Schwellungen im Bereich ihrer Genitalien auf, begleitet von einer rosa oder roten Färbung der Haut [10].

Der Sexualzyklus dauert bei weiblichen Schopfaffen (Macaca nigra) 40 Tage, in denen die Schwellungen ein Maximum erreichen und mit Beginn der Menstruation wieder zurückgehen. Die Schwellungen sind ein Signal, mit dem die Weibchen zur Paarung auffordern. Sie umwirbt das Männchen durch die Präsentation ihrer Genitalschwellungen in seine Richtung, dabei blickt es über die Schultern zurück und schmatzt mit den Lippen [1]. Der Zeitpunkt der Empfangsbereitschaft (Eisprung) ist nicht immer zeitgleich mit der maximalen Genitalschwellung, möglicherweise eine Anpassung, um die Vaterschaften zu verschleiern [12]. Weibliche Primaten, die sich während einer Fortpflanzungsperiode mit mehreren Männchen paaren, profitieren von der unsicheren Vaterschaft, weil Männchen dann den Nachwuchs kaum bedrohen, verletzen oder sogar töten (Infantizid), denn es könnten ja ihre eigenen Nachkommen sein [10].

Weibchen erreichen die Geschlechtsreife mit 49 Monaten [8]. Nach einer Tragzeit von 174 Tagen bringen die Weibchen ein einzelnes Junges zur Welt, wobei sie im Alter von etwa 5½ Jahren erstmals gebären, danach etwa alle 1½ Jahre. Paarungen und Geburten finden bei Schopfaffen (Macaca nigra) das ganze Jahr über statt und sind an keine bestimmte Jahreszeit gebunden [12]. Trotz der Fürsorge der Mütter liegt die Säuglingssterblichkeit bei 21 % [8]

Gefahren

Schopfaffen (Macaca nigra) sind in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet durch Lebensraumverlust stark bedroht. Eine weitere Bedrohung geht von der Jagd aus (Buschfleisch). Der Jagddruck ist teilweise so hoch, dass man die Primaten sogar in offenbar intakten Umwelten vergeblich sucht. Außerdem gibt es einen regen Tierhandel mit diesen Affen. Regional sind sie sogar in Parks von der illegalen Goldsuche mit Quecksilber bedroht, das ihr Trinkwasser vergiftet. Schopfaffen (Macaca nigra) sind wahrscheinlich die am stärksten bedrohten Primatenarten auf Sulawesi [11].

Schopfaffen (Macaca nigra) sind laut Weltnaturschutzunion (IUCN) vom Aussterben bedroht. Die Populationen befinden sich auf einem starken Abwärtstrend, so ist die Zahl der Affen aufgrund von Lebensraumverlust und Bejagung in den letzten 3 Generationen (ca. 40 Jahre) um mehr als 80% zurückgegangen. Die eingeführte Population auf Bacan Island (etwa 100.000 Individuen) ist bei dieser Bewertung nicht einbezogen, da sie dort selbst zu einer Bedrohung für einheimische Tier- und Pflanzenarten geworden sind [11].

Systematik


Literatur

[1] Bernstein und Baker, 1988; [2] Bynum, 1999; [3] Groves, 2001; [4] Hadidian, 1980; [5] Kinnaird und O'Brien, 2000; [6] O'Brien und Kinnaird; [7] Rosenbaum et al., 1998; [8] Rowe, 1996; [9] Singh und Sinha, 2004; [10] Soltis, 2004; [11] Supriatna, J. & Andayani, N. 2008. Macaca nigra. In: IUCN 2010. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2010.1. <www.iucnredlist.org>. Downloaded on 12 May 2010; [12] Thomson et al., 1992

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