Südlicher Spinnenaffe



Der Südliche Spinnenaffe (Brachyteles arachnoides) oder Muruki ist ein tagaktiver, großer Primat aus der Gruppe der Neuweltaffen (Platyrrhini). Er ist im gesamten Südosten Brasiliens verbreitet, vom Bundesstaat Bahia im Norden bis in den Bundesstaat São Paulo im Süden.

Die Affen leben in den letzten Resten der atlantischen Küstenwälder und gelten als bedroht [1][4][2].

Lebensraum

Der bevorzugte Lebensraum der Südlichen Spinnenaffen (Brachyteles arachnoides) sind alte, immergrüne und sommergrüne Laubwälder des Tieflands. Die relativ großen Primaten verbringen die meiste Zeit in den Baumkronen. Obwohl sie strikte Baumbewohner sind, kommen sie doch auf den Boden herunter, wenn größere Lücken in den Baumkronen zu überbrücken sind [4][1].

Verbreitung

Aussehen

Die Südlichen Spinnenaffen (Brachyteles arachnoides) sind die größten südamerikanische Primaten. Die Männchen wiegen etwa 15 kg, die Weibchen sind mit etwa 12 kg etwas leichter. Die Affen erreichen eine Körperlänge von 78 cm, der Scwanz ist etwa gleichlang. Wenn sie mit ihren Armen in den Ästen hängen, beträgt die gesamte Körperlänge etwa 1½ Meter.

Steckbrief

Südliche Spinnenaffen (Brachyteles arachnoides) haben sehr lange Greifschwänze. Wegen der schwingenden Fortbewegungsweise haben sich ihre Daumen im Verlauf der Evolution verkleinert als verkümmert bezeichnet werden. Das Fell Südlichen Spinnenaffen (Brachyteles arachnoides) ist grau bis golden. Das Gesicht sieht aus, als sei es mit Ruß bedeckt und die Bereiche um die Genitalien sind röter als der Rest des Körpers. Die Genitalien sind ziemlich auffällig. Das Männchen hat einen großen Penisknochen, und die weibliche Klitoris ist sehr lang und mit rötlichem Haar bedeckt [3][4][1][2].

Ernährung

Südliche Spinnenaffen (Brachyteles arachnoides) ernähren sich von Früchten, Blättern, Blüten und einigen Samenarten, wobei Blätter mit 51 % den Großteil der Nahrung ausmachen, gefolgt von Früchten mit 32 %. Aufgrund ihrer Körpergröße und der großen Zahl von Individuen in einer sozialen Gruppe haben sie keine Probleme, neue Fruchtbäume zu finden und oft verjagen sie andere Affen, die bereits dort sind [4]. Etwa eine Stunde pro Tag sind sie nur mit der Suche nach Nahrung beschäftig, dabei bewegen sie sich von Baum zu Baum und fressen alles, was sich anbietet. Dabei legen sie innerhalb ihrer Reviere 350 bis 1400 m zurück. Die eigentliche Nahrungsaufnahme wird mit 3 Stunden täglich angegeben, die Ruhezeiten beanspruchen 50 % des Tages.

Gruppenleben

Die Reviergröße schwankt zwischen 70 und 168 ha. Die sozialen Gruppen bestehen aus 8 - 45 Affen, verkleinern sich jedoch bei der Nahrungssuche auf 5 - 24 Affen. Territoriale Meinungsverschiedenheiten lösen Südliche Spinnenaffen (Brachyteles arachnoides) meist durch Vokalisationen, anstatt sich auf körperliche Auseinandersetzungen mit fremden Artgenossen einzulassen.

Ökologie, Fortpflanzung

Südliche Spinnenaffen (Brachyteles arachnoides) spielen eine wichtige Rolle in ihrem Ökosystem, indem sie die Samen der Pflanzen im Wald verbreiten. Eine Studie zeigte, dass Samen aus dem Kot fast immer keimten. In einigen Fällen keimten die Samen sogar schneller als diejenigen, die voher nicht den Verdauungstrakt von Südlichen Spinnenaffen (Brachyteles arachnoides) passiert hatten.

Wenn es um den Zugang zu Weibchen geht, scheint scheint es kaum Konkurrenz unter den Männchen zu geben. Männchen warten ganz einfach auf ihre Chance, um sich mit einem empfängnisbereiten Weibchen zu paaren. Einige Forscher sind der Meinung, dass Südliche Spinnenaffen (Brachyteles arachnoides) die friedlichsten Primaten überhaupt sind. Sowohl Männchen als auch Weibchen paaren sich mit mehreren Partnern. Wegen des minimalen Sexualdimorphismus sind die Weibchen sind in der Lage, ihre Geschlechtspartner selbst zu bestimmen. Auch können sich Weibchen zu entscheiden, welcher Männchengruppe sie sich anschließen, wenn sie bei Erreichen des Erwachsenenalters ihre Geburtsgruppen verlassen [4][1].

Die Weibchen erreichen die Geschlechtsreife mit etwa 11 Jahren, Männchen mit 5,5 Jahren. Nach einer Trageit von 7 bis 8 ½ Monaten kommt ein einzelnes Junges zur Welt. Geburten finden während der Trockenzeit von Mai bis September statt [4][1]. Die Aufzucht der Jungen liegt prinzipiell in der Verantwortung der Weibchen, ob und in welchem Umfang Männchen mithelfen, wurde noch nicht beschrieben. Die Säuglinge sind bei der Geburt absolut hilflos, sind aber in der Lage, sich im Fell der Mutter festzuklammern. Bis zum Alter von 6 Monaten reiten die Kleinen auf dem Rücken der Mutter. Mit zunehmendem Alter werden sie immer selbstständiger und beginnen, ihre Umwelt zu erforschen. Dabei entfernen sie sich jedoch nie weiter als ein paar Meter von der Mutter.

Harpia harpyja, die Harpyie ist ein großer Raubvogel
Die Harpyie (Harpia harpyja) ist ein sehr großer, kräftig gebauter Greifvogel in den tropischen Wäldern Mittel- und Südamerikas. Er ernährt sich vor allem von Faultieren und Affen, darunter auch Totenkopfäffchen.

Nach dem die Kleinen etwa ein Jahr alt sind, wandern sie weiter umher, etwa um mit anderen Jugendlichen zu spielen. Nun verlässt auch die Mutter manchmal ihren Nachwuchs, um allein auf Nahrungssuche zu gehen. Zu dieser Zeit beginnt der Nachwuchs auch, sich langsam selbst zu ernähren. Das für Menschen idyllisch erscheinende Mutter-Kind Verhältnis endet abrupt, wenn der Nachwuchs entwöhnt und von der Mutter durch Beißen und Zwicken verjagd wird. Die Zeit der Entwöhnung tritt zwischen 18 und 30 Monaten ein und ist jedesmal von lautem Geschrei der Jungen begleitet, wenn die Mutter die Kleinen abweist.

Wenn die Jugendlichen mit 4 - 6 Jahren erwachsen werden, gehen sie ihre eigenen Wege. Die Männchen suchen engeren Kontakt mit anderen Männchen und die jungen Weibchen distanzieren sich, indem sie sich darauf vorbereiten ihre Geburtsgruppe zu verlassen und sich einer neuen Gruppe anzuschließen. Südliche Spinnenaffen (Brachyteles arachnoides) sind eine der wenigen Gruppen von Primaten, wo die Männchen in der Geburtsgruppe verbleiben und die Weibchen diejenigen sind, die sich anderen Gruppen anschließen.

Verhalten, Kommunikation

Südliche Spinnenaffen (Brachyteles arachnoides) praktizieren kaum gegenseitige Fellpflege, wie es sonst bei den meisten Primaten üblich ist. Weniger als 1 % ihrer Zeit besteht aus sozialen Interaktionen, ausgenommen die Interaktionen zwischen Müttern und ihrem Nachwuchs.

Bevor sich Südliche Spinnenaffen (Brachyteles arachnoides) zur Nachtruhe begeben, kann man oft weithin hörbare Rufe von ihnen vernehmen. Aggressive Bellrufe wurden verwendet, um einen Forscher zu bedrohen, der sie beobachtete. Kichern und Trällern vermitteln bei Südlichen Spinnenaffen (Brachyteles arachnoides) entweder Geborgenheit oder Aufregung. Wiehern kann unterschiedliche Bedeutungen haben, aber meistens verwenden sie solche Laute, um mit Artgenossen in Kontakt zu treten. Während der Paarungszeit produzieren Weibchen zwitschernde Laute. Wenn sich größere Raubtiere nähern, warnen sie ihre Artgenossen mit Alarmrufen. Bedrohungen aus der Luft gibt es wegen ihrer Körpergröße kaum, und so werden vorbeifliegende Raubvögel meistens ignoriert.

Gefahren

Eine große Gefahr für Südliche Spinnenaffen (Brachyteles arachnoides) geht von einheimischen Naturvölkern aus, da ihr Fleisch als Delikatesse gilt. Obwohl sicherlich einige Südliche Spinnenaffen (Brachyteles arachnoides) Opfer von großen Raubtieren wie Jaguar, Ozelot oder Harpyie werden können, gibt es nicht viele bestätigte Fälle dieser Art von Bedrohung. Eine Gruppe, die man etwa ein Jahrzehnt lang beobachtete, verlor in diesem Zeitraum nur fünf Mitglieder durch Raubtiere, und zwei dieser fünf verschwanden auf mysteriöse Weise [4].

Schätzungen zufolge müssen vor der Kolonialisierung Südamerikas die Zahlen der Südlichen Spinnenaffen (Brachyteles arachnoides) in die Hunderttausende gegangen sein, so glaubt man, dass Populationen dieser Primaten einst auf dem gesamten Kontinent verbreitet waren. Heute gibt es nur noch weniger als 1.500 Individuen, die verstreut in fragmentierten Wäldern an Brasiliens Küsten leben. So ist es durchaus möglich, dass die Populationen im Laufe der kommenden zwei Generationen, das sind bei Südlichen Spinnenaffen (Brachyteles arachnoides) etwa 40 Jahre, um weitere 20 % zurückgehen werden. In der Vergangenheit hat der Verlust von Lebensraum dazu geführt, dass innerhalb der letzten 60 Jahre die Bestände um 80 % geschrumpft sind.

Die Weltnaturschutzunion (IUCN) stuft Südliche Spinnenaffen (Brachyteles arachnoides) wegen der kleinen Populationsgröße und des fortgesetzten Jagddrucks als gefährdet (Endangered) ein. Das Washingtoner Artenschutzübereinkommen listet die großen Primaten in Anhang I [5].

Systematik


Literatur

[1] Massicot, 2001; [2] Moynihan, 1976; [3] Napier und Napier, 1985; [4] Strier, 1992; [5] Mendes, S.L., de Oliveira, M.M., Mittermeier, R.A. & Rylands, A.B. 2008. Brachyteles arachnoides. In: IUCN 2010. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2010.1. <www.iucnredlist.org>. Downloaded on 08 April 2010; [6] Rowe, 1996.

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