Botanischer Garten der Ruhr-Universität Bochum
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Der Botanische Garten der Ruhr-Universität Bochum (RUB) liegt inmitten eines waldreichen Gebietes im Stadtteil Querenburg, im Kalwes. Nördlich grenzt er direkt an die Ruhr-Universität Bochum. Südlich des sanft abfallenden Gartengeländes liegen das Lottental und der Kemnader See.
Der Garten ist nur während der hellen Tagesstunden geöffnet. Der Eintritt ist frei.
Geschichte
Der Botanische Garten dient der Biologischen Fakultät der 1962 gegründeten Ruhr-Universität zu Studien- und Forschungszwecken. Nach Vorarbeiten ab 1966 wurde der Garten 1968 mit der Einstellung des ersten Gärtners gegründet und seitdem ständig erweitert und ausgebaut. Seit 1971 ist er der Öffentlichkeit zugänglich. 1976 wurde das Tropenhaus, 1988 zum Anlass des 20-jährigen Bestehens das Wüstenhaus, 1990 der Chinesische Garten und 2000 das Savannenhaus fertiggestellt.
Daten
Der umzäunte Bereich des Botanischen Gartens nimmt insgesamt eine Fläche von 13.000 m² ein. Die Fläche der Gewächshäuser beträgt etwa 3.500 m². Zu den Besonderheiten gehört der Chinesische Garten, der als einmalig in Deutschland gilt, da er komplett durch chinesische Fachkräfte im südchinesischen Stil erbaut wurde. [1]
Weitere Besonderheiten sind Bereiche für
- Geobotanik (Europa, Asien, Nordamerika)
- Vegetationsgeschichte (Glazial, Postglazial-, Tertiärvegetation)
- Bachlauf
- Schmuckpflanzung
- Gewächshäuser (Tropen-, Savannen, Wüstenhaus)
An Spezialsammlungen sind erwähnenswert:
- Alpine Pflanzen
- Pflanzen der Kanarischen Inseln
- Ananasgewächse (Bromelien)
- Farne
- Palmfarne (Cycadeen)
- Fleischfressende Pflanzen (Karnivoren)
- Sukkulente Wolfsmilchgewächse (Euphorbien, Jatrophas)
- Sukkulenten Madagaskars
Gewächshäuser, Terrassen, Waldgebiete und Wiesen sind in die natürliche Umgebung harmonisch eingebettet und bieten so auch vielen Tieren einen erweiterten Lebensraum.
Gewächshäuser
Die vier Häuser sind über eine zentrale Eingangshalle miteinander verbunden, die über Schautafeln und einen oftmals besetzten Informationstisch verfügt.
Tropenhaus
Das Tropenhaus mit 17 Meter Höhe und 713 m² Größe vermittelt dem Besucher den Eindruck sich mitten in einem Dschungel zu befinden. Neben einem kleinen Bachlauf beinhaltet es große Bäume, Kräuter, Bananenstauden, Kaffesträucher und andere Nutzpflanzen der tropischen Regenwälder. In die Umgebung eingepasst bevölkern Tropenvögel wie Tukane und Nektarvögel das Haus.
Wüstenhaus
Im Wüstenhaus finden sich Pflanzen trockener tropischer und subtropischer Regionen Madagaskars, Afrikas und Amerikas in geographisch geordneten Bereichen. Hier kann man bei unterschiedlicher Verwandtschaft die ähnliche Entwicklung der Wuchsformen (Konvergenz) unter vergleichbaren klimatischen Bedingungen bestaunen. Neben vielen Sukkulenten sind auch reichlich krautige Pflanzen der Begleitvegetation vorhanden. Obwohl die Pflanzen viel dichter gedrängt stehen als in der Natur, vermittelt das Haus doch einen sehr guten Eindruck von ihrer Vielfältigkeit und ihren Lebensräumen. Besonders beeindruckend sind die riesigen, baumförmigen Sukkulenten, die man sonst nur als Miniaturausgaben vom Fensterbrett kennt. Doch auch unter den klein bleibenden Pflanzen finden sich viele, schön gewachsene Kostbarkeiten, die sonst in Deutschland kaum ein zweites Mal zu sehen sind. Trotz der vielen Giftpflanzen und oft gefährlichen Dornen sind alle Beete in einem sehr guten Pflegezustand.
Savannenhäuser
Die zuletzt fertig gestellten zwei Savannenhäuser, die sich zwischen Tropen- und Wüstenhaus befinden, zeigen Hartlaubgebüsche aus Südafrika und Australien mit ihrer Begleitvegetation. Neben vielen Eukalyptusarten sind dort als besondere botanische Kostbarkeiten u.a. australische Grasbäume (Xanthorrhoea) und eine baumförmige Cussonia zu sehen.
Nicht öffentliche Gewächshäuser
Der Gang, der vom Tropenhaus ausgehend die nicht öffentlichen Gewächshäuser verbindet, ist auch einen Besuch wert. Dort findet man neben Palmen und Palmfarnen auch schöne Vitrinen mit Orchideen, Bromelien und Sukkulenten. Im Winter, wenn die vielen Kübelpflanzen des Gartens einen warmen Überwinterungsplatz brauchen, wird es im Gang recht eng.
Grundsätzlich können auch die in den nicht öffentlichen Gewächshäuser gelegenen Spezialsammlungen besichtigt werden. Dazu muss jedoch der zuständige Gärtner oder Gärtnermeister anwesend sein und ausreichend Zeit für den Besucher haben. Das ist aber besonders im Frühling und Sommer, wenn die Pflanzen vermehrt gegossen und gepflegt werden müssen, nur selten der Fall. Wenn ein Besucher also an einer der Spezialsammlungen besonders interessiert ist, muss er Glück oder besser rechtzeitig vorher im Sekretariat einen Besuchstermin vereinbart haben.
Außenanlagen
Den Südteil des Botanischen Gartens nimmt die Geobotanische Abteilung ein. Es handelt sich hier um ein Gebiet aus typisch europäischen Biotopen, wie verschiedene Waldarten und Vertreter der Heide- und Küstenvegetation. Diese werden durch Wiesen, Steppen, Moore und Waldbaumarten ergänzt, wie sie gewöhnlich nur in Asien und Teilen Amerikas anzutreffen sind. Hier kann man lernen, die Beziehungen der Pflanzen untereinander und innerhalb des Umweltkontextes zu verstehen.
Im Frühling und Sommer ist der Bachlauf mit den Teichen eine besondere Attraktion. Dann tummeln sich dort zwischen den Wasserpflanzen unzählige Frösche, deren Quaken mehrere hundert Meter weit zu hören ist. Das Glucksen des Baches, umherschwirrende Libellen und das allgegenwärtige Zwitschern der Vögel bereichern die Geräuschkulisse.
Um das Wüstenhaus und besonders auf dessen Südseite ist im Sommer eine etwa 400 m² große Steppen- und Wüstenlandschaft nachgebildet. Dort sind als Kübelpflanzen gehaltene Sukkulenten in den Sandboden eingelassen und so geschickt mit Bruchsteinen und Begleitvegetation arrangiert, dass der Eindruck einer echten Landschaft entsteht. Durch die geschützte, südliche Lage ertragen die Sukkulenten auch einen verregneten Sommer ohne größere Probleme.
Alle Abteilungen finden sich inmitten einer Landschaft aus Beeten, Wiesen und Treppen, die von Kübelpflanzen gesäumt sind. Der Besucher kann also auf seinem Weg zwischen den verschiedenen Bereichen Nutzpflanzen, Kräuter, Gartenblumen, exotisches Busch- und Staudenwerk, geschickt angelegte Felsfluren mit alpinen Pflanzen und Rabatten mit Zierpflanztechniken bestaunen.
Der Chinesische Garten
Erstellung
Der Chinesische Garten Bochums mit dem Namen Qian Yuan (chinesisch {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value), Pinyin {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value) – „Qians Garten“) ist als Garten im Garten im unteren Hangbereich des Botanischen Gartens konzipiert und vollständig von einer Mauer umgeben. Der Zugang erfolgt über Trittplatten in einem Eingangsbassin; die Anlage selbst umfasst 1000 m², wobei ein Teich die Hälfte dieser Fläche einnimmt. Dieses Beispiel für chinesische Gartenkunst stiftete die Tongji-Universität Shanghai der Ruhr-Universität als Zeichen der Freundschaft. Chinesische Architekten und Handwerker haben ihn 1986 aus originalen Bauteilen gestaltet, die über den Seeweg transportiert wurden. Beim Aufbau wurden 600 Tonnen Gestein unter Anleitung chinesischer Spezialisten zu Felsformationen aufgetürmt und mit Mauerdurchlässen, Terrassen und Pavillons versehen.
Im Jahr 2001 sanierten chinesische Facharbeiter den Garten für vier Monate grundlegend, da insbesondere konstruktiv tragende Hölzer auf Grund eines Pilzbefalls vom Zerfall bedroht waren und die Dachziegel Frostschäden aufwiesen, so dass die Anlage vorübergehend geschlossen werden musste. Am 18. Oktober 2001 erfolgte die Wiedereröffnung des Gartens.
Stil
Grundsätzlich gibt es zwei stilistische Ausprägungen in der Gartenbaukunst Chinas. Der Nordchinesische oder Imperiale Stil bezeichnet weitläufige Anlagen unter Verwendung wertvoller Materialien wie Marmor oder in unterschiedlichen Farben glasierter Dachziegel. Der Chinesische Garten der Ruhruniversität Bochum ist demgegenüber der einzige Garten Deutschlands, der im Südchinesischen Stil ausgeführt wurde. Dieser Stil steht für einfache Materialien wie Naturstein, Holz, einfarbige Ziegel als auch für zurückhaltende Farbgestaltung und wird von hochrangigen Beamten, Gelehrten und Künstlern bevorzugt. Er orientiert sich an südchinesischen Hausgärten und soll den Eindruck hervorrufen, als seien die eingesetzten Landschaftselemente wie Wasser, Felsen, Erhebungen und die Terrainausprägung bereits durch die Natur vorgegeben und vorhanden gewesen. Deshalb wurden auch in Bochum diese schlichten Materialien und zurückhaltende Farben (Weiß, Schwarz, Braun, Grau und Dunkelrot) eingesetzt.
Das Prinzip des Gartens ist dergestalt, dass Ruhe und Bewegung der Natur architektonisch zu einem Ganzen verwoben werden: das Wasser in ruhiger Form als Teich oder Brunnen, bewegt als Quelle oder Wasserfall. Auf den Wandelgängen, die die gesamte Anlage durchziehen, bewegt sich der Besucher zu den schönsten Blickpunkten im Garten und kann immer wieder in kleinen Pavillons innehalten, deren geschwungen auslaufenden Dachflächen mit einzigartigen und handgearbeiteten Ziegeln gedeckt wurden.
Rundgang
Schon außerhalb der chinesischen Natursteinmauern soll der Besucher auf die Schlichtheit der südchinesischen Gestaltkunst meditativ eingestimmt werden. Dieses wird architektonisch durch kunstvoll gestaltete, teils runde, aber auch durchbrochene Wandöffungen erreicht, die als eine Verbindung zwischen Innen und Außen auf die Besonderheit des "Gartens im Garten" hinweisen sollen.
Auf großen Trittsteinplatten über einem Zugangsbassin gelangt der Besucher durch eine hölzerne Flügeltür in die kleine Eingangshalle. Zur Linken führt sodann ein gewundener Wandelgang in den Garten – über eine kleine Brücke zur geräumigen Haupthalle. Von dort aus genießt der Besucher die Aussicht über die ganze Gartenlandschaft. Von der Haupthalle führen ein paar Steinstufen hinunter zum Wasserpavillon.
Vom rückwärtigen Teil der Haupthalle zweigt ein kleinerer Wandelgang ab, der den Besucher an vier außergewöhnlich schönen, großflächigen Gartendarstellungen (Grundrisse und Perspektivdarstellungen) in Form von Steinrelief-Arbeiten vorbei zu einem antiken Brunnen führt. Von jahreszeitlich abgestimmten Blumen umgeben, wird die perfekte Illusion dörflichen Stilllebens erzeugt.
Das nächste sich bietende Bild auf dem Weg – schroffe Felsen und eine Hütte mit niedrigem Strohdach direkt am Wasser – erinnert an eine alte Fährstelle. Nachdem man an einigen hoch aufgetürmten Felsen mit ein paar Bergpfaden vorbeigekommen ist, scheint der Weg plötzlich vor einer Felswand zu enden und führt doch weiter in eine dunkle Quellhöhle. Danach tritt der Besucher wieder ins Licht. Auf dem Wandelweg kommt er schließlich zum kleinen Insel-Pavillon mit sechseckigem Grundriss, von wo aus der Blick noch einmal die gesamte Gartenanlage umfasst.
Bedeutung des Namens
Der Gartenname "Qians Garten" geht auf Tao Qian (365–427 n. Chr.) zurück, einen bekannten Schreiber, dessen "Bericht vom Pfirsichblütenquell" sich seit Jahrhunderten in China großer Beliebtheit erfreut. In dieser Erzählung verirrt sich ein Fischer in ein Traumland namens "Pfirsichblütenland". Dort führen die Menschen ein harmonisches und sorgenfreies Leben in einer wundervollen Umgebung. Tao Qian beschreibt auf diese Weise seine Hoffnung auf eine ideale Gesellschaft und die Sehnsucht nach einem harmonischen Leben in Einklang mit der Natur. Im Sinne dieser Philosophie errichteten die Architekten des "Qian Yuan" in Bochum den Garten.
Quellen
- ↑ Verfall des Chinesischen Gartens löst Bedauern aus in WAZ Bochum, 28. Januar 2000
Literatur
- Der chinesische Garten Qianyuan im Botanischen Garten der Ruhr-Universität Bochum − The Chinese Garden Qianyuan at Ruhr-University Bochum, Vorwort: Martin Woesler, Fotos: Eberhard Koch, Übersetzung: Johanna Franke u. Yi Song, Bearbeitung: Arno Caspelherr u. Stefanie Moser, Europäischer Universitätsverlag, Bochum 2004, ISBN 978-3-89966-012-8
Weblinks
Koordinaten: 51° 26′ 31″ N, 7° 16′ 3″ O