Elefanten, Giraffen u Co fördern vielfältige Ökosysteme



Bio-News vom 02.03.2024

Elefanten in Europa, Riesen-Wombats in Australien und Bodenfaultiere in Südamerika – solche großen Pflanzenfresser prägten viele Millionen Jahre lang die Ökosysteme an Land. Viele starben aus, als der Mensch sich global ausbreitete. Welche dramatischen Folgen das für die Ökosysteme hatte, ist nicht vollständig geklärt. Im Vergleich zu früher sind große Pflanzenfresser selten geworden. Heute sind die Arten mit weniger Individuen vertreten und viele sind vom Aussterben bedroht.

Dabei beeinflussen wildlebende große Pflanzenfresser die Ökosysteme weiterhin in vielerlei Hinsicht von den Böden über die Pflanzen und kleineren Tiere bis zur strukturellen Vielfalt der Landschaft. Das zeigt ein internationales Team unter der Leitung von Forschenden der Universitäten Göttingen und Aarhus (Dänemark) mit einer Meta-Analyse über sechs Kontinente hinweg.


Eine Collage afrikanischer Säugetiere.

Publikation:


Trepel, J., le Roux, E., Abraham, A.J. et al.
Meta-analysis shows that wild large herbivores shape ecosystem properties and promote spatial heterogeneity

Nat Ecol Evol (2024)

DOI: 10.1038/s41559-024-02327-6



Sie kommen zu dem Schluss, dass Schutz- und Wiederherstellungsmaßnahmen große Pflanzenfresser einbeziehen sollten – auch, um Ökosysteme widerstandsfähiger gegen den Klimawandel zu machen.



Um bisherige Erkenntnisse zu den Auswirkungen großer Pflanzenfresser auf Ökosysteme übergreifend zu analysieren und zu verallgemeinern, trugen die Forschenden Daten von 279 Studien aus Afrika, Asien, Australien, Europa sowie Nord- und Südamerika zusammen. Es handelte sich dabei vor allem um sogenannte Exclosure-Studien. Hierbei zäunen Forschende Teile eines Untersuchungsgebiets ein, um zu verhindern, dass große Tiere eindringen. Durch den Vergleich von Bereichen mit und ohne Megafauna lässt sich dann beurteilen, wie die Tiere das Ökosystem verändern. Meta-Analysen gelten als besonders aussagekräftig, denn sie greifen auf große Datenbestände zurück und ermöglichen Schlussfolgerungen über einen lokalen Kontext hinaus.

Wie sich zeigte, prägen große Pflanzenfresser ein breites Spektrum ökologisch wichtiger Parameter: Sie verschieben Nährstoffe zwischen den Pflanzen und dem Boden, fördern eine halboffene bis offene Vegetation wie in Savannen oder Steppen, regulieren die Populationsgrößen kleinerer Tiere und haben Einfluss auf die Zusammensetzung von Tier- und Pflanzenarten. Zudem schaffen sie strukturelle Unterschiede in der Vegetation, indem sie pflanzliche Biomasse fressen, holzige Pflanzen zerbrechen und kleinere Pflanzen zertrampeln.


Giraffe bei der Nahrungsaufnahme.

„Der positive Einfluss auf die Variabilität der Vegetationsstruktur ist besonders bemerkenswert, denn die Verschiedenartigkeit der Umwelt gilt als Treiber der Biodiversität“, sagt Erstautor Jonas Trepel, Doktorand an der Universität Aarhus. Die Körpergröße spielt dabei eine entscheidende Rolle, fanden die Forschenden heraus: Pflanzenfresser-Gemeinschaften mit größeren Arten erhöhen die Vielfalt der Pflanzenarten eher, während Gemeinschaften mit kleineren Arten sie verringern.

Die ökologische Bedeutung großer Pflanzenfresser heißt im Umkehrschluss, dass mit ihnen auch wichtige Funktionen des Ökosystems verlorengehen. „In den meisten Schutzgebieten fehlen große Pflanzenfresser. Ihre Wiederansiedlung könnte diese Gebiete dynamischer gestalten und an Störungen gewöhnen“, sagt Trepel und fährt fort: „Strukturell vielfältige Ökosysteme bieten Tieren Rückzugsorte, etwa bei extremen Wetterereignissen, und ökologische Nischen für verschiedene Arten. Das kann verhindern, dass einzelne oder wenige Arten dominieren. Stattdessen können Arten mit ähnlichen ökologischen Ansprüchen koexistieren. Das macht Ökosysteme widerstandsfähiger, auch gegen die Folgen des Klimawandels.“

Prof. Dr. Johannes Kamp von der Abteilung Naturschutzbiologie der Universität Göttingen war an der Studie beteiligt. Er betont: „Angesichts der enormen Bedeutung großer Pflanzenfresser ist es zum Schutz unserer Biosphäre entscheidend, die wenigen verbliebenen Arten zu schützen. Auch eine angepasste Beweidung durch Haustiere kann stellenweise positive Effekte auf die biologische Vielfalt und Ökosystemfunktionen haben.“


Diese Newsmeldung wurde mit Material der Georg-August-Universität Göttingen via Informationsdienst Wissenschaft erstellt.

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