Eierlegende Schleichenlurche produzieren Milch für ihre Jungen



Bio-News vom 09.03.2024

Elterliche Fürsorge für den Nachwuchs ist weit verbreitet im Tierreich und ist ein wesentlicher Bestandteil der Reproduktion, der Fortpflanzung und der Entwicklung eines Organismus. Forschende berichten nun in der Fachzeitschrift „Science“ über Amphibien mit ähnlich komplexen Brutpflegemechanismen wie Säugetiere.

Ein internationales Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Brasilien, den USA und Deutschland, darunter PD Dr. Alexander Kupfer, Kurator für Amphibien und Reptilien am Naturkundemuseum Stuttgart, haben erstmals erforscht, wie eierlegende Schleichenlurchweibchen ihren Nachwuchs erfolgreich im Nest aufziehen.


Ein Weibchen des brasilianischen Schleichenlurchs Siphonops annulatus mit seinen Jungen im Nest.

Publikation:


Pedro L. Mailho-Fontana, Marta M. Antoniazzi, Guilherme R. Coelho, Daniel C. Pimenta, Lígia P. Fernandes, Alexander Kupfer, Edmund D. Brodie Jr. & Carlos Jared
Milk provisioning in oviparous caecilian amphibians

Science 383: 1092-1095 (2024)

DOI: 10.1126/science.adi5379



Schleichenlurche gelten als eine der am wenigsten bekannten Wirbeltiergruppen und gehören zu den Amphibien. Das Forschungsteam fand heraus, dass die Weibchen von eierlegenden Schleichenlurchen, wie der Art Siphonops annulatus, eine ähnlich fettreiche Milch an ihre Jungen im Nest abgeben, wie beispielsweise eierlegende Säugetiere es tun. Diese neue Entdeckung zeigt die Komplexität der Evolution von Fortpflanzungsstrategien bei Wirbeltieren und erweitert das Wissen über die Brutpflege und Kommunikation bei den Schleichenlurchen. Die Forschungsergebnisse wurden in der renommierten Fachzeitschrift „Science“ veröffentlicht.

Bei den meisten Wirbeltieren ist der Dotter in der Regel die einzige Form der Nahrung, die das Weibchen für den heranwachsenden Embryo bereitstellt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten beobachten, dass die Jungen der Art Siphonops annulatus über zwei Monate lang Milch zu sich nahmen, die scheinbar als Reaktion auf taktile und akustische Stimulation durch die mütterliche Kloake abgesondert wird. Die verfütterte Milch besteht hauptsächlich aus Fetten und Kohlenhydraten und wird in den Drüsen der Eileiter des Weibchens produziert.

Dr. Alexander Kupfer mit einem Schleichenlurchmodell mit Jungen in den Sammlungen des Naturkundemuseums Stuttgart.

„Wir haben durch unsere Untersuchungen bei den Schleichenlurchen nun ein Wirbeltiersystem bei Amphiben entdeckt, das ähnlich umfassende Brutpflegemechanismen entwickelt hat, wie bei den Säugetieren. Dazu gehört die Produktion von fettreicher Muttermilch und die Milchabgabe an die Jungen im Nest, die sogenannte Laktation. Das verrät uns viel über die Evolution und die Fortpflanzungsstrategien dieser immer noch wenig bekannten Wirbeltierordnung“, so Dr. Alexander Kupfer, Zoologe am Naturkundemuseum Stuttgart.

Schleichenlurche sind fußlose, schlangenförmige Amphibien, die in den tropischen Regionen der Erde verbreitet sind. Alle Schleichenlurche betreiben Brutpflege. Die Weibchen des brasilianischen Schleichenlurchs Siphonops annulatus legen Eier und ziehen ihre Schlüpflinge im Nest neben ihrer eigenen Haut als Futter auch mit fettreicher „Milch“ auf. Die elterliche Brutfürsorge ist daher sehr ähnlich der von eierlegenden Säugetieren, wie den Schnabeligeln und den Schnabeltieren.


Diese Newsmeldung wurde mit Material Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart via Informationsdienst Wissenschaft erstellt.

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