Pierolapithecus (Hominidae)



Pierolapithecus ist eine Primatengattung innerhalb der Familie Hominidae mit 2 Mitgliedern. Viele Überreste wurden in Spanien gefunden.

Pierolapithecus ist der Gattungsname eines ausgestorbenen Menschenaffen, der im Miozän in Europa verbreitet war.

Die großen Menschenaffen, zu denen Orang-Utans, Schimpansen, Gorillas und Menschen gehören, haben sich aus einer Gruppe primitiver Menschenaffen entwickelt, die vor 11 - 16 Millionen Jahren große Teile Eurasiens bevölkerten. Soviel scheint festzustehen, jedoch sind die fossilen Spuren aus dieser Zeit, dem mittleren Miozän, recht spärlich. Die größte Lücke umspannt den Zeitraum vor 14 bis 7 Millionen Jahren, an dessen unteren Ende sich scheinbar bereits der aufrechte Gang entwickelt hatte.

Fundorte

Salvador Moyà-Solà vom Miguel Crusafont Institut für Paläontologie in Barcelona, Spanien leitete das Team, das die Fossilien entdeckte. Er und seine Kollegen wollten gerade anfangen an einem neuen Fundort in der Nähe von Barcelona zu graben, als sie das erste Stück des Skeletts entdeckten. Es war ein Eckzahn, der aus der Erde ragte, die zuvor von einem Bulldozer aufgewühlt wurde, um die Grabungen vorzubereiten. "Paläontologen in Spanien sagen, nicht wir haben das Fossil gefunden, das Fossil hat uns gefunden!" berichtet Moyà-Solà in einer Pressekonferenz.

Steckbrief
Die Welt zur Zeit von Pierolapithecus
Landmassenverteilung im Holozän
Ernährung/Lebensraum
Basierend auf den Fossilien glaubt man, dass die Primatengattung Pierolapithecus Allesfresser (omnivor) waren. Ihr Leben verbrachen die Tiere vermutlich auf dem Boden, wo sie auch ihre Nahrung fanden.
* Daten nach Moyà-Solà et al., 2004
Verbreitung:
Südeuropa
Spanien
Physiologie
Gewicht: ?
Schwestertaxa

Vorfahr?

Die Bedeutung dieser neuen Fossilien liegt darin, dass zum ersten Mal alle wichtigen Skelettelemente, die moderne Menschenaffen definieren, gut erhalten sind. Dazu gehören Teile des Schädels, des Brustkorbs, der Wirbelsäule, Hände und Füße sowie einige andere Stücke (siehe Abbildung).

Der Brustkorb ist laut Moyà-Solà et al. (2004) der wichtigste anatomische Teil dieses Fossils, der erhalten blieb. Es ist das erste Mal, dass ein modern wirkender, menschenaffenähnlicher Thorax entdeckt wurde. Der Brustkorb von Pierolapithecus catalaunicus ähnelt dem eines modernen Menschenaffen, weil er breiter und flacher als der eines Tieraffen ist. Bei Fossilien von anderen Menschenaffen, wie Proconsul oder Equatorius, sind zwar ebenfalls einige Rippenfragmente enthalten, aber die Anatomie ist primitiv, ganz wie bei Tieraffen.

Der Schädel von Pierolapithecus hatte eine deutliche Ähnlichkeit mit Großen Menschenaffen. Das Gesicht ist relativ kurz und obere Nasenbereich liegt etwa auf gleicher Höhe mit den Augen. Bei Affen ragt die Nase zwischen den Augen hervor, was das Sehfeld mehr einschränkt.

Affenähnliche Merkmale von Pierolapithecus

Pierolapithecus hatte aber auch einige primitive Merkmale, die eher an Tieraffen erinnern. Dazu gehören ein geneigtes Gesicht sowie kurze Finger und Zehen. Moyà-Solà et al. (2004) glauben, dies ist ein Zeichen dafür ist, dass sich verschiedene Merkmale getrennt voneinander und vielleicht mehrmals in der Evolution der Menschenaffen entwickelten.

Pierolapithecus catalaunicus

Das Typusexemplar mit der Bezeichnung IPS-21350 ist ein Teilskelett einschließlich eines Teilschädels ohne Unterkiefer.

In der Paleobiology Database gibts zu Pierolapithecus catalaunicus folgenden Eintrag:
Sammlung Kommentar zum Fundort Epoche, Alter Kommentar zur Sammlung
Barranc de Can Vila BCV1; Els Hostalets de Pierola
Kommentar z. Stratigraphie
from "the lowermost part of the MN 7/8 bioestratigraphic unit" (sic)

Systematik


Literatur

S. Moyà-Solà, M. Köhler, D. M. Alba, I. Casanovas-Vilar, J. Galindo 2004, Pierolapithecus catalaunicus, a new Middle Miocene great ape from Spain. Science. 306, p. 1339 - 1344, DOI: 10.1126/science.1103094