Weißstirnkapuziner (Cebus albifrons) sind Primaten aus der Gruppe der Neuweltaffen (Platyrrhini). Sie sind im nordwestlichen Südamerika in den Ländern Ecuador, Kolumbien, Venezuela, Ost-Peru und großen Teilen des brasilianischen Amazonasgebiets verbreitet, wo sie in Regenwäldern in Höhen bis 2000 m zuhause sind [1].


Aussehen

Weißstirnkapuziner (Cebus albifrons) sind die kleinste Art innerhalb der Gattung Cebus. Der Kopf ist im Vergleich zum Körper klein und der Rumpf ist schlank, mit langen, schlanken Gliedmaßen. Die Körperlänge beträgt bei Mänchen 35 - 44 cm, der Schwanz ist 40,5 - 50 cm lang [6]. Weibchen sind mit einer körperlänge von 33 - 42 cm und einer Schwanzlänge von 41 - 50 cm etwas kleiner. Weißstirnkapuziner (Cebus albifrons) sind sexuell dimorph, wobei die Männchen größer als die Weibchen sind und eine hellere Schwanzspitze haben [1]. Erwachsene Männchen erreichen ein Gewicht von 1, 7 - 3,3 kg, Weibchen sind mit 1,4 - 2,3 kg leichter [5].

Weißstirnkapuziner (Cebus albifrons) weisen komplexe Farbmuster auf. Insgesamt sind sie hellbraun, oft mit Nuancen von gelb und rot. Das Fell auf der Bauchseite ist heller als auf dem Rücken, außerdem ist es länger und weicher. Die Krone des Kopfes hat einen runden, dunklen Fleck, an dessen Vorderseite bei Weibchen manchmal ein Fellbüschel wächst. Das spärlich mit Haaren bedeckte Gesicht, unter denen die pfirsichfarbene Gesichtshaut erkennbar ist, wird von einem schmalen, weißen Band eingerahmt. Ein Streifen, etwas dunkler als die Körperfarbe, verläuft auf dem Rücken parallel zur Wirbelsäule. Die Gliedmaßen sind in gelben und roten Brauntönen gefärbt. Während den Jahreszeiten kann sich das Fell farblich verändern, wobei es während der Trockenzeit insgesamt heller ist, als während der Regenzeit [1].


Nahrung

Weißstirnkapuziner (Cebus albifrons) ernähren sich in erster Linie von Früchten, die sie jeder anderen Art von Nahrungsmitteln vorziehen. Gelegentlich fressen sie aber auch Insekten und andere kleine Wirbellose, aber nur, wenn Früchte knapp sind oder die Gruppe sich auf dem Weg zu anderen Fruchtbäumen befindet. In Zeiten der Dürre nehmen sie auch Palmnüsse, Feigen und Nektar zu sich [4].


Gruppenleben

Weißstirnkapuziner (Cebus albifrons) leben in mittelgroßen Gruppen von 15 bis 35 Affen, die in der Regel durch das dominante Männchen und das dominante Weibchen angeführt werden. Aggressive Verhaltensweisen bilden nur etwa 10% der sozialen Interaktionen, und wie alle Primaten sind auch Weißstirnkapuziner (Cebus albifrons) sehr sozial und verbringen viel Zeit mit der gegenseitige Fellpflege. Dominante Männchen und Weibchen werden am meisten gepflegt, wobei sie selbst dies aber nur selten für anderen Affen tun [3].


Fortpflanzung

Wie bei anderen Cebus-Arten, scheint es bei Weißstirnkapuzinern (Cebus albifrons) keine feste Fortpflanzungszeit zu geben, obwohl die meisten Geburten während der trockenen Jahreszeit stattfinden [2]. Spitzenzeiten, zu denen Paarungen stattfinden, können sich von Ort zu Ort unterscheiden. Es scheint, dass Männchen in der Lage sind, empfängnisbereite Weibchen durch chemische Signale in ihrem Urin zu erkennen. Die Weibchen der Weißstirnkapuziner (Cebus albifrons) bringen alle 1 bis 2 Jahre ein einzelnes Junges zur Welt. Die Tragzeit dauert 150 bis 160 Tage. Stirbt der Nachwuchs kurze Zeit nach der Geburt, ist das Weibchen zur der nächsten Paarungszeit wieder empfängnisbereit; überlebt der Nachwuchs, schiebt sie ihre Empfängnisbereitschaft ein Jahr hinaus, um sich ganz der Aufzucht und der Pflege des Säuglings zu widmen [3].

Die Fürsorge für den Nachwuchs ist bei Weißstirnkapuzinern (Cebus albifrons) aber nicht auf die Mutter allein beschränkt. Andere Mitglieder der Gruppe helfen, wenn die Säuglinge in irgendeiner Weise in Not geraten sind, das schließt auch die dominanten Männchen nicht aus. Bis zu einem Alter von 2 Monaten werden die Kleinen von anderen Weibchen umsorgt und gefüttert [3]. Männchen verlassen mit Erreichen der Geschlechtsreife ihre Geburtsgruppe und verstreuen sich, die Weibchen bleiben in der Regel in der Gruppe.


Gefahren

Die geringe Körpergröße macht Weißstirnkapuziner (Cebus albifrons) anfällig für größere Raubtiere, aber sie geben bei Gefahr einen lauten Alarmruf von sich, der die anderen Gruppenmitglieder warnt, und möglicherweise sogar den Räuber selbst abschreckt. Weißstirnkapuziner (Cebus albifrons) werden in einigen Gegenden auch von Menschen wegen ihres Fleisches gejagt, jedoch nicht übertrieben, so dass die Jagd kaum Einfluß auf die Größe der Populationen hat [3].

Da Weißstirnkapuziner (Cebus albifrons) aber auf Regenwälder beschränkt sind, sind die Populationen von der Zerstörung der Lebensräume durch Abholzung und Rodung bedroht. Die Affen sind jedoch sehr weit verbreitet und die Populationen scheinen derzeit stabil zu sein. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) stuft Weißstirnkapuziner (Cebus albifrons) daher im Moment als nicht gefährdet (Least Concern) ein. [5].


Systematik


Literatur

[1] Hill, 1960; [2] Nowak, 1991; [3] Smuts et al., 1987; [4] Terborgh, 1992; [5] de la Torre, S., Morales, A. L., Link, A. & Cornejo, F. 2008. Cebus albifrons. In: IUCN 2010. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2010.1. <www.iucnredlist.org>. Downloaded on 29 March 2010; [6] MacDonald, 2003; [7] Rowe, N. 1996
Monos Capuchinos soltados en la selva virgen de la Reserva Buenaventura de la Fundación “Jocotoco” de Piñas
Monos Capuchinos soltados en la selva virgen de la Reserva Buenaventura de la Fundación “Jocotoco” de Piñas
White-fronted capuchin (Cebus albifrons)

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