Zungenbrennen


Klassifikation nach ICD-10
K14.6 Glossodynie
Zungenbrennen
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Das Symptom Zungenbrennen (Glossodynie, Burning-mouth-Syndrom, BMS) bezeichnet Missempfindungen, Schmerzen und Brennen an den Zungen- oder Mundschleimhäuten. Häufigste Ursachen sind mechanische Belastungen durch Zungenpressen oder Zungenreiben an Zahnkanten oder schlecht sitzenden Zahnprothesen oder auch Zungenautomatismen wie Saugen oder Pressen. Gegenüber diesen durch auffällige Verhaltensmuster hervorgerufenen Symptomen ist das Zungenbrennen als Ausdruck von Lokal- oder Allgemeinerkrankungen viel seltener und praktisch nie Ausdruck von bösartigen Erkrankungen.

Symptome

Am häufigsten tritt Zungenbrennen an der Zungenspitze oder am seitlichen Zungenrand auf. Die Beschwerden nehmen in der Regel während des Tagesverlaufs zu. Während der Nahrungsaufnahme tritt meist Besserung ein. Geschmacksmissempfindungen und Mundtrockenheit sind häufige Begleitsymptome.

Epidemiologie

Die Prävalenz der Erkrankung wird in der Literatur mit durchschnittlich 5 % angegeben. Der Anteil weiblicher Patienten überwiegt deutlich. Typischerweise beginnt das Zungenbrennen erst nach dem 40. Lebensjahr.

Diagnose

Zungenbrennen kann Symptom folgender Erkrankungen sein oder mit diesen Erkrankungen zusammen auftreten:

  • Reaktion auf Zahnersatz oder Zahnkaries, schlecht sitzende Zahnprothesen
  • Infektionen durch Candida albicans oder Herpes simplex
  • Erkrankungen der Speicheldrüsen mit Mundtrockenheit, Sjögren-Syndrom
  • Magensäurereflux
  • Nebenwirkung von Arzneimitteln wie ACE-Hemmern oder Tricylischen Antidepressiva
  • Nebenwirkung einer Strahlenbehandlung von Kopf-Hals-Tumoren
  • Mangelzustände wie Vitamin B12-, Nicotinamid- und Folsäure-Mangel, Eisenmangel. (siehe Zöliakie)
  • Stoffwechselerkrankungen wie Hypothyreose oder Leberzirrhose
  • Hormonstörungen, insbesondere Östrogenmangel

Behandlung

Die Behandlung richtet sich nach den Ursachen.

Die Erfolge von Medikamentenbehandlungen sind teilweise nicht gesichert. Ungezielte Behandlungsversuche mit Mundspüllösungen sollten vermieden werden.

Ob es Beziehungen zum "orofazialen Schmerzsyndrom" gibt, ist noch unbekannt. Ein Hinweis ist aber der, dass bei der "atypischen Trigeminusneuralgie" im Zahn-Mund-Kieferbereich heute üblicherweise als Behandlung der ersten Wahl Antiepileptika wie z.B. Carbamazepin zum Einsatz kommen. Die Tatsache, dass zentralnervös eingreifende Substanzen eine entscheidende Verbesserung der Kieferschmerzen bewirken, deutet darauf hin, dass aus unbekannten Gründen die Erregungsleitung der betroffenen Patienten gestört ist. Bis heute ist aber noch nicht einmal klar ob das peripher und/oder zentral geschieht.

Literatur

  • Waldfahrer, F.: Mundschleimhaut- und Zungenbrennen. Aktuelle Aspekte zum Burning-mouth-Syndrom. In: HNO Praxis heute, Bd. 24. Hsg. Biesinger, Iro. Springer Verlag 2005. ISBN 3-540-20029-0

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