Zoologischer Garten Hamburg


Asiatischer Elefant im Zoologischen Garten Hamburg um 1900
Das Aquarienhaus des frühen Hamburger Zoos war eines der bedeutendsten seiner Zeit.

Der Zoologische Garten Hamburg wurde am 17. Mai 1863 als fünfter deutscher Zoo eröffnet. Die Gründung erfolgte auf Initiative einiger Hamburger Bürger (unter ihnen Ernst Merck, Karl August Möbius, Heinrich Föhring und Heinrich Adolph Meyer).

Der Eröffnung war eine mehr als dreijährige Planungsphase mit der Gründung einer Zoologischen Gesellschaft auf Aktienbasis vorausgegangen. Bereits 1862 wurde der Zoologe Alfred Brehm zum ersten Direktor des Zoologischen Gartens berufen. Während seiner Zeit als Zoodirektor entstanden die ersten Bände zu seinem Hauptwerk Illustrirtes Thierleben (später Brehms Tierleben), das ab 1863 erschien. Der Hamburger Zoo beherbergte bei seiner Eröffnung das erste öffentliche Meerwasseraquarium auf deutschem Boden. Unter Brehms Leitung wuchs die artenreiche Tiersammlung rasch an. Als Zwischenstation im aufblühenden Tierhandel bot der Hamburger Zoo in den Anfangsjahren einen häufiger wechselnden Tierbestand[1]. Nach Reibereien mit dem Verwaltungsrat des Zoologischen Gartens und der Beschneidung von Brehms Kompetenzen kündigte Brehm auf Drängen des Verwaltungsrates mit Schreiben vom 29. Oktober 1866, das sein Ausscheiden zum Mai 1867 vorsah.[2] Nachdem der Konflikt jedoch in die Öffentlichkeit getragen worden war, wurde Brehm am 23. November 1866 mit sofortiger Wirkung entlassen.[3]

Kommissarisch hatte den Zoo wohl Inspektor Sigel geleitet. Einen Nachfolger zu finden, war nicht einfach. Ernst Haeckel lehnte die Stelle ab.[2] Im Januar 1868 übernahm dann der Zoologe Franz Hilgendorf die Leitung des Zoos, blieb aber nur bis zum 1. November 1870.[4] Danach war die Position gar bis 1875 unbesetzt.[2] Bis der Hamburger Mädchenschullehrer Heinrich Bolau zum 14. Oktober 1875 als Direktor berufen wurde.[5] Während seiner Amtszeit eröffnete Hagenbeck 1907 seinen als Tierparadies gepriesenen Tierpark in Stellingen und machte dem chronisch unterfinanzierten Hamburger Zoo zusätzlich das Leben schwer,[6] zu dem dieser keine Innovationen entgegenzusetzen wusste. Des Amtes müde, ließ sich Bolau zum 1. Mai 1909 in den Ruhestand versetzen.[5] So trat der afrikaerfahrene Zoologe Julius Vosseler 1909 kein leichtes Erbe an.[7] Dennoch gelang es ihm, einen erlesenen Tierbestand aufzubauen und den Tieren in schwierigen Zeiten eine tadellose Pflege angedeihen zu lassen.[6] Als die Zoologische Gesellschaft Hamburg die Umwandlung in einen Volks- und Vogelpark betrieb, ließ sich der verdiente Zoodirektor 1927 in den Ruhestand versetzen.[8]

Der Zoologische Garten hatte eine Fläche von ca. 14 Hektar, die der Zoologischen Gesellschaft für fünfzig Jahre vom Hamburger Senat kostenfrei überlassen wurde. Nur schleppend konnten Verlängerungen ausgehandelt werden, so dass die Fläche nach 1920 der Stadt Hamburg zurückgegeben werden sollte. Der Zoologische Garten ist seit 1930 geschlossen. Ein Teil des Geländes wurde in einen als "Volkspark" bezeichneten Rummelplatz mit Jahrmarktsbetrieb umgewandelt, der andere in einen Vogelpark.[9] Letzterer wurde bereits nach eineinhalb Jahren liquidiert.[10] In den Jahren 1934 und 1935 wurde die Parkanlage unter Leitung des Gartenarchitekten Karl Plomin für die Niederdeutsche Gartenschau neu gestaltet. An dieser Stelle befindet sich seitdem Planten un Blomen, eine etwa 47 ha große Parkanlage. Die Tiergartenstraße an der Grenze zur Bahn erinnert an diese Einrichtung. Bis 1970 wurden im Hamburger Stadtpark einige Kleintiergehege aus dem Zoologischen Garten gehalten.

Literatur

  • Alfred Edmund Brehm: Meine Stellung zum Zoologischen Garten Hamburg und meine Entlassung. Hamburg 1866.
  • Anonym: Nachrichten aus Zoologischen Gärten. Hamburg. (Hamburger Vogelpark.) In: Der Zoologische Garten (N.F.). Band 4, 1931, S. 258-259.
  • K. Braun und Georg Grimpe: Personalnachrichten. Hamburg. In: Der Zoologische Garten (N.F.). Band 6, 1933, S. 283.
  • M.A.H. Bungartz: Zur Eröffnung des Hamburger Vogelparkes. In: Der Zoologische Garten (N.F.). Band 3, 1930, 290-291.
  • Georg Grimpe: Julius Vosseler zum 70. Geburtstage. In: Der Zoologische Garten (N.F.). Band 4, 1931, S. 313-317.
  • Hans-Dietrich Haemmerlein: Der Sohn des Vogelpastors. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1985.
  • Ludwig Heck: Heiter-ernste Erinnerungen an Tiergärtner. In: Der Zoologische Garten (N.F.). Band 13, 1941, S. 355-361.
  • Franz Hilgendorf, Führer durch den Zoologischen Garten zu Hamburg. Mit einer Einleitung zur Geschichte des Gartens von Dr. jur. H. Donnenberg, Verlag der Zoologischen Gesellschaft, Hamburg, 1869. Digitalisat
  • William Alford Lloyd: Das Aquarienhaus des zoologischen Gartens Hamburg. In: Der Zoologische Garten. Band 5, 1864, S. 84-87. Digitalisat
  • Erna Mohr: Der Vogelpark in Hamburg. In: Der Zoologische Garten (N.F.). Band 4, 1931, S. 165-169.
  • Jürgen W. Scheutzow: Aus 125 Jahren Hamburger Ausstellungsgeschichte, Sonderdruck (16 Seiten), Hamburg Messe und Congress GmbH, Hamburg ca. 1983.
  • Lothar Schlawe: Aus der Geschichte des Hamburger Tiergartens. In: Der Zoologische Garten (N.F.). Band 41, 1972, S. 168-186.
  • Werner Kourist: 400 Jahre Zoo. Im Spiegel der Sammlung Werner Kourist/Bonn. Rheinland-Verlag in Kommission bei Rudolf Habelt Verlag, Bonn 1976, S. 142-151.
  • Annelore Rieke-Müller und Lothar Dittrich: Der Löwe brüllt nebenan. Die Gründung Zoologischer Gärten im deutschsprachigen Raum 1833-1869. Böhlau, Köln 1998, S. 141-157.
  • Wilhelm Weltner: Franz Hilgendorf. 5. Dezember 1839 - 5. Juli 1904. Ein Nachruf. In: Archiv für Naturgeschichte. Band 72, 1906, Nr. 1, S. I-XII. Digitalisat

Anmerkungen

  1. Rieke-Müller & Dittrich (1998), S. 156
  2. 2,0 2,1 2,2 Haemmerlein (1985), S. 175
  3. Haemmerlein (1985), S. 176
  4. Weltner (1906), S. III
  5. 5,0 5,1 Heck (1941); S. 357
  6. 6,0 6,1 Grimpe (1931), S. 316
  7. Grimpe (1931), S. 315
  8. Braun & Grimpe (1933)
  9. Mohr (1931)
  10. Anonym (1931)

Weblinks

Commons: Zoo Hamburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 53° 33′ 47,7″ N, 9° 58′ 55,5″ O

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