Wilde Malve



Wilde Malve

Wilde Malve (Malva sylvestris)

Systematik
Eurosiden II
Ordnung: Malvenartige (Malvales)
Familie: Malvengewächse (Malvaceae)
Unterfamilie: Malvoideae
Gattung: Malven (Malva)
Art: Wilde Malve
Wissenschaftlicher Name
Malva sylvestris
L.

Die Wilde Malve (Malva sylvestris), auch Große Käsepappel genannt, ist eine Pflanzenart, die zur Familie der Malvengewächse (Malvaceae) gehört. Sie zählt zu den ältesten bekannten Nutzpflanzen und wurde bereits in der Antike als Gemüse- und Heilpflanze angebaut. Ihr deutscher Trivialname hat nichts mit der Pappel zu tun, sondern bezieht sich auf die käselaibförmigen, schleimhaltigen Früchte, aus welchen früher Kinderbrei (Papp) zubereitet wurde.[1] Zahlreiche unterschiedliche Volksnamen spiegeln die Popularität und vielseitige Nutzung der Wilden Malve wider, so unter anderem Käslikraut, Hasenpappel, Hanfpappel, Johannispappel, Katzenkäse, Pissblume, Ross-Malve oder auch Mohrenmalve. Die Wilde Malve kann leicht mit den ebenfalls zu den Malvengewächsen gehörenden Echten Eibisch und der Weg-Malve verwechselt werden.

Beschreibung und Ökologie

Erscheinungsbild, Wurzeln und Blätter

Die Wilde Malve wächst als überwinternd grüne[2], (selten ein-) zweijährige bis ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 30 bis 125 cm erreicht. Mit ihrer spindelförmigen, fleischigen und tiefreichenden Pfahlwurzel ist sie fest im Erdreich verankert. Die innen weiße Wurzel zeichnet sich durch zahlreiche Wurzelfasern aus. Der mit zahlreichen rauen Büschelhaaren besetzte Stängel wächst gewöhnlich aufrecht, jedoch kommen auch Exemplare mit aufsteigendem oder niederliegendem Stängel vor. Der im Querschnitt abgerundete bis kantige Stängel kann in Bodennähe im äußeren Bereich verholzen, innen besitzt er jedoch ein lockeres Mark. Oftmals stirbt der Stängel nach der Blüte nicht vollständig bis zur Wurzel ab, sondern bildet in den Achseln der untersten, bereits abgestorbenen Laubblätter überwinternde Blattknospen, aus welchen die Pflanze im nächsten Jahr neu austreibt. Bei kräftigen Exemplaren können die Pfahlwurzeln dicht unter dem Boden liegende Adventivknospen entwickeln. Aus einigen hiervon treibt dann im folgenden Jahr ein neuer Blütenstängel. Die oberirdischen Pflanzenteile können behaart sein.

Die wechselständig am Stängel angeordneten 2 bis 4 cm langen sowie 2 bis 5 cm breiten Laubblätter bestehen aus Blattstiel und Blattspreite. Der 2 bis 6 cm lange Blattstiel weist eine raue Behaarung auf und sitzt dem Stängel quer auf. Die beidseitig weich behaarte, grasgrüne Blattspreite ist efeuähnlich rundlich bis herzförmig geformt und fünf- bis siebenlappig. Die Ausgestaltung der Laubblätter ist von ihrer Stellung an der Sprossachse abhängig. Die eher rundlichen unteren Stängelblätter besitzen sieben Lappen, die oberen sind spitz-siebenlappig ausgestaltet, die obersten Stängelblätter sind gewöhnlich tiefer eingeschnitten und in fünf Lappen unterteilt. Der Blattrand weist eine deutliche Kerbung auf. Die Nebenblätter sind mit einer Länge von etwa 5 mm und einer Breite von etwa 1,5 mm lineal-länglich bis lanzettlich geformt und zugespitzt. Am Grund des Blattstiels sitzen sie dem Stängel quer auf.

Blüte

Blütenknospen
männliche Blütenphase - Staubblattsäule mit dicht gedrängten, sich nach oben glockenförmig ausbreitenden Staubbeuteln
weibliche Blütenphase - die roten Griffeläste, besetzt mit Narbenpapillen, stehen nun im Blütenzentrum
Blütendiagram
Pollen

Die Blütezeit liegt zwischen Mai und September. Die Blüten stehen meist zu zweit bis viert (selten bis zu zehnt) in Büscheln in den Laubblattachseln, sie können jedoch auch einzeln stehen. Die behaarten Blütenstiele sind mit einer Länge von 2 cm kürzer als die Blattstiele und zur Blüte- und Fruchtzeit aufrecht orientiert.

Die zwittrigen, fünfzähligen Blüten sind mit einem Durchmesser von 2,5 bis 5 cm radiärsymmetrisch. Der Außenkelch besteht aus zwei bis drei unverwachsenen, grünen Hüllblättern. Die Länge der schmalen Hüllblätter beträgt 2 bis 3 mm, die Breite misst etwa 1,5 mm. Ihre Form variiert von eiförmig bis lanzettlich. Die fünf 3 bis 6 mm langen Kelchblätter sind bis zur Mitte glockenförmig miteinander verwachsen und enden in fünf breit-dreieckigen, spitzen Kelchzipfeln. Die Breite der Kelchzipfel beträgt 2 bis 3 mm. Sowohl der Kelch als auch der Außenkelch können eine zottelige Behaarung aufweisen. Gewöhnlich überragen die Kronblätter den Kelch um das drei- bis vierfache. Die fünf genagelten Kronblätter sind mit einer Breite von etwa 1 cm schmal, verkehrt-eiförmig und deutlich ausgerandet. Die in der Grundfarbe rosavioletten Kronblätter besitzen feine, im Farbton etwas dunklere Längsnerven (Strichsaftmale), die ihnen ihre charakteristische Musterung verleihen. Die violette Farbgebung beruht auf wasserlöslichen Anthocyanen, die sich im Saft der Zellvakuole befinden. Der Kronnagel ist bewimpert. Die wilde Malve besitzt zahlreiche Staubblätter, deren lange Staubfäden zu einer walzenförmigen, etwa 3 mm langen und mit Sternhaaren flaumig bedeckten Staubblattröhre verwachsen sind. Diese ist mit den Kronblättern verwachsen, umgibt vollständig den vielspaltigen Griffel und verdeckt den oberständigen Fruchtknoten. Lediglich die fädlichen Narben, die der Länge nach auf der Innenseite der Griffeläste angebracht sind, werden zur Spitze freigegeben. Die nach oben freien Staubfäden tragen nierenförmige, weiße Staubbeutel. Die Staubbeutel sind jeweils mit nur einer Theke ausgestattet. Sie öffnen sich quer, um den Pollen zu entlassen. Die Pollenkörner sind weiß, kurzstachelig und kugelig. Zahlreiche Fruchtblätter sind zu einem rundlichen, etwas niedergedrückten, oberständigen Fruchtknoten verwachsenen. An den Verwachsungsstellen bilden sich Scheidewände aus, so dass, analog zur Anzahl der Fruchtblätter, zahlreiche kammerartige Fruchtfächer entstehen.

Bestäubung und Blütenökologie

Bei den Blüten handelt es sich blütenökologisch um vormännliche Scheibenblumen. In der männlichen Blütenphase überdecken dicht gedrängt, die sich nach oben glockenförmig ausbreitenden Staubbeutel völlig die Griffeläste. Letztere befinden sich in einem noch unreifen Entwicklungsstadium und sind in der Staubblattröhre eingeschlossen. Nach Entleerung des Pollens tritt die Blüte in die weibliche Phase ein. Die Staubfäden krümmen sich nach unten. Die jetzt reifen roten Griffeläste breiten sich strahlig aus. Ihre mit Narbenpapillen besetzten Innenseiten rücken nun ins Zentrum der Blüte und sind für Bestäuber zugänglich. Die Narben werden hierdurch vorzugsweise mit Pollen einer anderen Pflanze der gleichen Art bestäubt, so dass Selbstbestäubung nur in Ausnahmefällen vorkommt.

Als Bestäuber treten vor allem Hummeln in Erscheinung. Jedoch schätzen auch Bienen, Schwebfliegen und Hummelschweber den reichlich angebotenen Nektar. Die verdeckten Nektarien befinden sich an der Basis der Staubblätter.[3]

Reife und unreife Frucht

Frucht und Samen

Die bis zu 1 cm große, scheibenförmige, kahle Spaltfrucht ist in der Mitte etwas vertieft und weist rings um die Längsachse gleichmäßige Linien auf. Der Außenkelch wird im Zuge des Reifeprozesses abgeworfen, wohingegen die fünf Kelchblätter sich verlängern und schließlich die reife Frucht vollständig einhüllen. Nach abgeschlossener Reifung zerfallen die Spaltfrüchte entlang der Scheidewände in zehn bis zwölf einsamige, nierenförmige Teilfrüchte (kleine Nüsschen) von harter Konsistenz und grubiger, netzartiger Struktur. Die langlebigen braunen und nierenförmigen Same weisen eine Länge und Breite von etwa 2,5 cm auf.

Ausbreitung

Die Verbreitung der Teilfrüchte ist eng an Regenwetter gebunden. Bei Nässe quillt der Kelch aufgrund von Wasseraufnahme regelmäßig auf, öffnet sich und setzt die reife Frucht dem Regen aus. Durch die Kraft der herunterfallenden Regentropfen werden die Teilfrüchte voneinander getrennt und mit dem Wasser verbreitet (Ombrochorie). Da auch die Nüsschen bei Nässe aufquellen und hierdurch eine schleimig-klebrige Konsistenz annehmen, können sie auch über Tiere, an deren Fell sie sich heften, verbreitet werden.

Chromosomensatz

Der diploide Chromosomensatz beträgt 2n = 42.[4]

Synökologie

Rüsselkäfer Malvapion malvae an der Basis der Staubblattsäule von Wilder Malve

Die Wilde Malve dient verschiedenen Falterarten als Raupenfutterpflanze, so beispielsweise dem Malven-Dickkopffalter (Carcharodus alceae), dem Steppenheiden-Würfel-Dickkopffalter (Pyrgus frittilarius) und der Hellbraunen Bandeule (Noctua interjecta). Larven spezialisierter Rüsselkäferarten wurden ebenfalls als Nutzer festgestellt. Das Zweifarbige Malven-Spitzmäuschen (Malvapion malvae), eine Käferart aus der Familie der Spitzmausrüssler, nutzt die Wilde Malve als Brutpflanze. Seine Larven entwickeln sich im Fruchtknoten der Pflanze, die Verpuppung findet in den Samenkörnern statt.[5] In besonderem Maße ist die durch Bundesartenschutzverordnung besonders geschützte Langhornbiene Eucera macroglossa auf die Wilde Malve angewiesen. Diese ernährt sich oligolektisch und kann ihren Pollen- und Nektarbedarf ausschließlich mit Malvengewächsen decken.[6][7][8][9][10] Diverse Insekten wie Bienen oder Ohrwürmer nehmen die Blüten der Wilden Malve als Schlafplatz an.[11] Die Samen der Wilden Malve werden gerne von der gesellig lebenden Feuerwanze aufgesucht. Sie saugt an den Früchtchen und ist häufig sehr zahlreich am Fuß der Malvenpflanze anzutreffen. Einen nennenswerten Schaden verursacht die Feuerwanze jedoch nicht.[12]

Krankheiten

Der Malvenblattader-Potyvirus (‚Malva vein clearing virus‘, MVCV) wird durch mechanische Einimpfung in einer nicht-persistenten Form durch Insekten der Spezies Aphis umbrella (syn. Aphis malvae Koch)[13] und Grüne Pfirsichblattlaus (Myzus persicae), beides Röhrenblattläuse (Aphididae), übertragen. Das Virus tritt in Tasmanien, Brasilien, der früheren Tschechoslowakei, Deutschland, Israel, Italien, Portugal, Kalifornien, Russland und dem früheren Jugoslawien auf.[14][15]

Die Wilde Malve wird auch oft vom Rostpilz Puccinia malvacearum befallen, der auf der Unterseite der Blätter rostfarbene Pünktchen bildet. Im Unterschied zu anderen Rostpilzen besitzt er einen sogenannten mikrozyklischen Charakter, d.h., es findet kein Wirtswechsel statt[16].

Vorkommen

Ursprünglich kommt die Wilde Malve aus Asien und Südeuropa. Heute ist sie in ganz Süd- und Mitteleuropa weit verbreitet. Ihr Vorkommen erstreckt sich nach Norden bis Mittelschweden und Südnorwegen. Zu den Verbreitungsgebieten zählt man Madeira, Algerien, Ägypten, Libyen, Marokko, Afghanistan, Zypern, Iran, Israel, Jordanien, Libanon, Syrien, Türkei, Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Russland, Dagestan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan, Indien, Nepal, Bhutan, Dänemark, Finnland, Norwegen, Schweden, Irland, Vereinigtes Königreich, Belgien, Niederlande, Deutschland, Österreich, Schweiz, Italien, Frankreich, Portugal, Spanien, die ehemalige Tschechoslowakei, das ehemalige Jugoslawien, Ungarn, Polen, Weißrussland, die Baltischen Staaten, Moldawien, Ukraine, Albanien, Bulgarien, Rumänien und Griechenland[17].

Die Wilde Malve gedeiht auf trockenen, stick- und nährstoffreichen Böden bis in Höhenlagen von 1800 Meter. Man findet sie vor allem an Wegrändern und Zäunen, auf Ödland und in lichten Wäldern.

Die Wilde Malve gilt als Kennart des Verbandes Onopordion acanthii (Eselsdistel-Flur) und findet ihr Hauptvorkommen in den Verbänden Arction lappae (Klettenfluren) und Sisymbrion (kurzlebige Ruderalfluren).[18]

Systematik

Mauretanische Malve (Malva sylvestris subsp. mauritiana) im Juni

Die Erstveröffentlichung von Malva sylvestris 1753 erfolgte durch Carl von Linné in Species Plantarum, 2, S. 689. Es existieren eine große Zahl von Synonymen für Malva sylvestris L.: Althaea godroni Alef., Althaea vulgaris Alef., Malva ambigua Guss., Malva elata Pemel, Malva elata Salisb., Malva equina Wallr., Malva erecta C.Presl., Malva glabra Desr., Malva grossheimii Iljin, Malva gymnocarpa Pomel, Malva hirsuta Presl., Malva sylvestris var. incanescens Griseb., Malva longelobata Sennen, Malva longepedunculata Sennen, Malva obtusa Moench., Malva orientalis Mill., Malva plebeia Stev., Malva polymorpha Guss., Malva racemosa Presl., Malva recta Opiz, Malva ruderalis Salisb., Malva simpliuscula Steud., Malva sinensis Cav., Malva sylvestris var. oxyloba Post, Malva tetuanensis Pau, Malva tomentella Presl., Malva vivianiana Rouy, Malva vulgaris Ten., Malva vulgaris S.F.Gray

Von Malva sylvestris wurden einige Unterarten und Varietäten beschrieben :

  • Malva sylvestris var. eriocarpa Boiss. findet man von Italien ostwärts bis zum Himalaya, Zentralasien und China.
  • Eigentliche Wild-Malve (Malva sylvestris L. subsp. sylvestris)
  • Mauretanische Malve (Malva sylvestris subsp. mauritiana (L.) Boiss., Syn.: Malva mauritiana L.), auch Garten-Malve oder Algier-Malve genannt, hat eine Verbreitung von der Iberischen Halbinsel, bis Italien und Algerien.
  • Marokkanische Wild-Malve (Malva sylvestris subsp. subacaulis Maire): Es ist in Marokko ein Endemit im Atlasgebirge (Djebel Tachdirt, Djebel Ghat, Djebel Siroua).
Getrocknete Malve in Form der Blütendroge

Verwendung

Verwendung in der Medizin

Strukturformel des Diglucosids Malvin

Verwendet werden meist Blätter und Blüten. Wirksame Bestandteile der Blätter sind in erster Linie Schleimstoffe (5–12 %). Diese setzen sich aus Zuckermolekülen wie Galactose, Glucose und Glucuronsäure zusammen. In geringerer Menge enthalten sie auch Flavonoide in Form von Sulfaten. Die Blüten weisen einen annähernd gleichhohen Schleimstoffgehalt in ähnlicher Zusammensetzung wie die Blätter auf. Zusätzlich enthalten sie Anthocyane, wie beispielsweise Malvin. Die Schleimstoffe der Droge legen sich als schützender Film über Schleimhäute und entfalten so eine beruhigende Wirkung. In der Pflanzenheilkunde werden Extrakte der Pflanze bei Entzündungen des Mund- und Rachenraums sowie des Magen-Darm-Bereichs eingesetzt. Auch im Zusammenhang mit Erkältungen und trockenem Reizhusten finden die Extrakte Anwendung. Die Aufnahme anderer Arzneistoffe kann durch Malvenpräparate herabgesetzt werden. Deshalb sollte zwischen der Einnahme malvenhaltiger Drogen und anderer Arzneimittel mindestens eine Stunde Abstand liegen[19].

Verwendung als Farbstoff und Indikator

Die Blüten der Spezies werden schon seit langem als natürlicher, gelber Farbstoff eingesetzt.[20] Aus der gesamten Pflanze und den Samen werden auch cremefarbene, gelbe und grüne Farbstoffe extrahiert.[21] Auch in der Lebensmittelindustrie werden die Blüten zum Färben diverser Produkte genutzt. Farbstoffe aus den Blüten der Malve ergeben bei alaungebeizter Wolle einen Rosenholzton.[22]

Eine Tinktur aus Malva sylvestris kann als empfindlicher Säure-Base-Indikator eingesetzt werden; bei Anwesenheit von Alkalien verfärbt sich die Tinktur blau.[23]

Verwendung als Zierpflanze

Cultivar 'Purple Satin'
Der Cultivar 'Zebrina', der wegen seiner gestreiften Blütenblätter selektiert wurde

Die Wilde Malve wird wegen ihrer attraktiven Blüten, die sie langdauernd während des Sommers hervorbringt, häufig als Zierpflanze im Garten kultiviert. Sie ist seit etwa 1587 in Kultur und bevorzugt sonnige bis halbschattige Standorte.[24] Zahlreiche Cultivare wurden selektiert und benannt.

Beispiele für Cultivare der Malva sylvestris sind: 'Alba', 'Annita', 'Aurora', 'Bardsey Blue', 'Blue Fountain', 'Brave Heart', 'Cottenham Blue', 'Gibbortello', 'Harry Hay', 'Highnam', 'Inky Stripe', 'Knockout', 'Magic Hollyhock', 'Mest', 'Mystic Merlin', 'Perry's Blue', 'Purple Satin', 'Richard Perry', 'Tournai', 'Windsor Castle', 'Zebrina' und 'Zebrina Zebra Magis'.[4]

Cultivar-Gruppen
  • Malva sylvestris L. Mauritiana-Gruppe: Malva mauritiana wurde früher als eine Subspecies anerkannt, deren Verbreitungsbebiet die Iberische Halbinsel, Italien und Algerien ist. Gartenpflanzen werden oft Malva sylvestris var. mauritiana genannt und gehören zu einer Cultivargruppe, die folgende Sorten einschließt:[4] 'Bibor Felho', 'Moravia'
  • Malva sylvestris L. Eriocarpa-Gruppe, mit haarigen Samen und Stängeln, die zwischen Italien und dem Himalaya, Zentralasien und China vorkommt.[4]
  • Malva sylvestris L. Canescens-Gruppe: Jeder Teil der Pflanze außer der Blüte ist mit weißen wolligen Haaren überzogen. Diese Gruppe wächst in der Region um Montpellier in Frankreich und auf den Balearen. Einige botanische Werke des 19. Jahrhunderts nennen diese Gruppe Malva sylvestris L. var. canescens.[4]
  • Malva sylvestris L. Sterile-Blue-Gruppe: Vegetativ vermehrte blass violett-blau blühende Cultivare:[4] 'Marina Dema', 'Primley Blue'; dunkel violett-blau blühend: 'Maria's Blue Eyes'.

Verwendung in der Küche

Die Blätter können roh oder gegart gegessen werden. Sie sind schleimig mit einem milden angenehmen Geschmack. In Suppen wirken sie als Verdickungsmittel. Die jungen Blätter können in Salaten verwendet werden. Die unreifen Samen verwendet man roh zum knabbern; sie schmecken nussig, aber die meisten Leute finden es zu aufwendig sie zu sammeln. Die Blüten können roh Salaten besonders als Dekoration hinzugefügt werden. Durch ihren milden Geschmack und der den Laubblättern ähnlichen Textur ergeben sie eine angenehme und schöne Ergänzung in der Salatschüssel. Die Blätter können als Teeersatz verwendet werden.[21]

Verwendung als mögliche Energiepflanze

Die Landesanstalt in Veitshöchheim führt auf Versuchsfeldern Untersuchungen durch, ob Wildpflanzen in der Sparte "Energiepflanze" als realistische Alternative zum Maisanbau geeignet sind. Nach umfangreichen Voruntersuchungen wurde festgestellt, dass u.a. Wilde Malve, Beifuß und Rainfarn bezüglich Ertrag und Umweltverträglichkeit in Frage kommen. Der Einsatz von Wildpflanzen zur Biogasgewinnung würde sich im Vergleich zum Maisanbau positiv auf das Landschaftsbild auswirken, würde den Einsatz von Dünger und Chemischen Pflanzenschutz deutlich senken, böte ganzjährigen Lebensraum für Wildtiere und verursache eine geringere Bodenerosion bei gleichzeitiger hoher Ertragssicherheit und Gasausbeute, so Projektleiter Martin Degenbeck. Auch könnten in Gebieten mit hohem Wildschweinbestand entsprechende Wildkräuter entlastende Wirkung bringen, da sie nicht zum bevorzugten Nahrungsspektrum des Schwarzwilds gehören. Ausgewählte Wildkrautmischungen könnten auch bei problematischeren Ackerböden einen Anbau von Energiepflanzen rentabel machen. Weitere Untersuchungen stehen an.[25]

Die Wilde Malve im Aberglauben und Brauchtum

Wollte man die Fruchtbarkeit einer Frau testen, so wurde empfohlen, mit deren Urin die Pflanze zu begießen. Wenn nach drei Tagen keine Anzeichen für Verdorrung erkennbar waren, konnte mit Kindersegen gerechnet werden.

Verbreitet war auch der Aberglaube, dass man nach überreichlichem Genuss der Früchte Läuse bekommen würde.

In manchen Gegenden (z. B. fränkische Schweiz) werden zum Fest Mariä Himmelfahrt am 15. August von der Bäuerin heilende, schön anzusehende und gut duftende Kräuter für sogenannte Würzbüschel gesammelt. Neben der wilden Malve besteht ein Wurzbüschel z. B. aus Dost, Teufelsabbiss, Feldstiefmütterchen, Gänsefingerkraut, Ringelblume, Silberdistel, Odermennig, Kamille, Pfefferminze, Schafgarbe oder auch Königskerze. Diese Wurzbüschel werden stellvertretend für Gold, Weihrauch und Myrrhe, die Geschenke der Heiligen drei Könige, geweiht. Nach der Weihe werden die Büschel getrocknet und beispielsweise im Wohnzimmer aufgestellt. Sie sollen die Bewohner des Hauses vor Blitzschlag, Krankheit und anderem Ungemach beschützen. Um die segensreiche Wirkung auch Gästen und dem Vieh zuteilwerden zu lassen, wird zu besonderen Anlässen das Essen mit Kräuterprisen des Büschels gewürzt und an die Tiere das Wurzbüschel des Vorjahres verfüttert.

Weitere Bilder

Quellenangaben und weiterführende Information

Einzelnachweise

  1. Ruprecht Düll, Herfried Kützelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2005, S.300. ISBN 3-494-01397-7
  2. Wilde Malve. FloraWeb.de
  3. Wilde Malve. In: BiolFlor.
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 4,5 Stewart Robert Hinsley: Malva sylvestris (section Malva, in part). The Malva Pages, abgerufen am 9. April 2011.
  5. Die Käfer-Fauna Südwestdeutschlandsaufgerufen am 7. Februar 2011
  6. Schmetterlinge, Raupen und Futterpflanzen. In: Berner Vogelschutz
  7. Langhornbienen. In Tier und Natur
  8. Faszination Wildbienen.In: Paul Westrich
  9. Steckbrief Wilde Malve. In:Landwirtschaft und Wald des Kantons Luzern
  10. Die Wilde Malve als Futterpflanze.In: Floraweb.
  11. Ruprecht Düll, Herfried Kützelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2005, S.300. ISBN 3-494-01397-7
  12. Hans Pfletschinger: Insekten, Frankh'sche Verlagshandlung, Stuttgart 1989, S. 24. ISBN 3-440-06073-X.
  13. Kurt Heinze:Phytopathogene Viren und ihre Uberträger, S. 170
  14. 00.057.0.81.049. Malva vein clearing virus (HTML) In: ICTVdB Management. The Universal Virus Database Columbia University. 2006. Abgerufen am 10. Mai 2008.
  15. Descriptions and Lists from the VIDE Database: Malva vein clearing potyvirus (HTML) In: Plant Viruses Online. University of Idaho. August 1996. Abgerufen am 10. Mai 2008.
  16. B. Classen, F. Amelunxen, and W. Blaschek, 2001. Ultrastructural Observations on the Rust Fungus Puccinia malvacearum in Malva sylvestris ssp. mauritiana. Plant biol. 3: 437±442.
  17. Eintrag bei GRIN.
  18. Wilde Malve. In: Floraweb.
  19. Wilde Malve. In: Apotheken-Umschau.de
  20. Liberty Hyde Bailey: Cyclopedia of American agriculture: a popular survey of agricultural conditions, practices and ideals in the United States and Canada, In Four Volumes. Volume II - Crops, Macmillan Publishers, 1910.
  21. 21,0 21,1 Malva sylvestris L. bei Plants For A Future. Abgerufen am 9. April 2011.
  22. Eberhard Prinz: Färberpflanzen. Anleitung zum Färben, Verwendung in Kultur und Medizin. Verlag Schweizerbart, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-510-65258-7, S. 194.
  23. Maud Grieve: MALLOW, BLUE. Botanical: Malva sylvestris (LINN.) in A Modern Herbal, 1931, Botanical.com.
  24. Eckehardt J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller (Hrsg.): Rothmaler Exkursionsflora von Deutschland. Band 5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Spektrum Akademischer Verlag, Berlin Heidelberg 2008, Seiten 257-258. ISBN 978-3-8274-0918-8
  25. Pressespiegel:Energetische Verwertung von Energetische Verwertung von kräuterreichen Ansaaten in der Agrarlandschaft und im Siedlungsbereich eine ökologische und wirtschaftliche Alternative bei der Biogasproduktion

Verwendete Quellen

  • Sultanul Abedin: Malvaceae in der Flora of Pakistan: Malva sylvestris - Online (Abschnitt Beschreibung)
  • Bertram Münker: Wildblumen Mitteleuropas. Steinbachs Naturführer. Mosaik, München 1996. ISBN 3-576-10563-8
  • Erich Müller, Helmut Sauer: Hausbuch der Naturmedizin. Manfred Powlak, HHersching 1987. ISBN 3-88199-341-X
  • Angelika Lüttig: Hagebutte & Co. Fauna, Nottuln 2003. ISBN 3-935980-90-6
  • Die wilde Malve. In: Natur-forum.de
  • Auerswald, Roßmäßler: Botanische Unterhaltungen zum Verständnis der heimatlichen Natur Verlag Herrmann Mendelssohn 1858, Leipzig

Weblinks

Commons: Wilde Malve (Malva sylvestris) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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