Wiesenkerbel



Wiesenkerbel

Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestris)

Systematik
Familie: Doldenblütler (Apiaceae)
Unterfamilie: Apioideae
Tribus: Scandiceae
Untertribus: Scandicinae
Gattung: Kerbel (Anthriscus)
Art: Wiesenkerbel
Wissenschaftlicher Name
Anthriscus sylvestris
(L.) Hoffm.

Der Wiesenkerbel oder Wild-Kälberkropf (Anthriscus sylvestris, syn. Chaerophyllum sylvestre) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Kerbel (Anthriscus), die zur Familie der Doldenblütler (Apiaceae) gehört. Unter den mitteleuropäischen Doldengewächsen ist er der am frühesten blühende Vertreter.

Pflanzenbeschreibung

Der Wiesenkerbel ist eine mehrjährige, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 60 bis 150 Zentimetern erreicht. Die zwei- bis dreifach gefiederten Laubblätter sind 15 bis 30 Zentimeter lang und besitzen einen dreieckigen Umriss. Die Fiederblättchen sind eiförmig und fiederspaltig. Der Stängel ist hohl und gefurcht.

Die Blütenstände sind Doppeldolden mit winzigen, weißen Blüten, die von April bis Juli erscheinen.

Postfloraler Blütenstand

Ökologie

Der Wiesenkerbel ist eine ausdauernde oder zweijährige Halbrosettenpflanze mit einer Wurzelrübe.

Auf stark gedüngten Fettwiesen prägt der Wiesenkerbel oft gemeinsam mit dem Scharfen Hahnenfuß (Ranunculus acris) das Erscheinungsbild im Frühjahr. Besonders gefördert wird die Art durch das Ausbringen von Jauche.

Die Blüten sind „Nektar führende Scheibenblumen“ vom Heracleum-Typ. In den zusammengesetzten Dolden finden sich neben zwittrigen auch männliche Blüten; die Pflanze ist also andromonözisch. Es finden sich Blütenbesucher aller Art ein, besonders aber Käfer. Blütezeit ist von April bis Juli.

Die Spaltfrüchte sind Doppelachänen, die in zwei Teile zerfallen. Es erfolgt vor allem Zufallsausbreitung durch Huftiere d.h. die Früchte werden mit dem Futter aufgenommen und gelangen mit dem Dung zurück auf die Wiese. Außerdem erfolgt eine Verbreitung als Austrocknungsstreuer; es wird eine Streuweite bis 1 m erreicht. Fruchtreife ist von Juli bis September.

Toxikologie

Bei Berührung kann der Wiesenkerbel auf der Haut phototoxische Reaktionen hervorrufen. Hauptwirkstoffe für diese Hautreizungen sind: Bergapten, Xanthotoxin und Apterin.

Standort

Der Wiesenkerbel ist in Mitteleuropa häufig und weit verbreitet und kommt von den Tallagen bis an die Waldgrenze in den Alpen vor. Als Stickstoffzeiger wächst er an sonnigen bis halbschattigen Standorten in frischen, nährstoffreichen bis überdüngten Wiesen sowie an Wald- und Gebüschrändern und in Hochstaudenfluren.

Landwirtschaft

Von Landwirten wird die Pflanze nicht geschätzt. Nur in jungem und nicht blühendem Zustand gibt der Wiesenkerbel ein wenig nahrhaftes Futter. Im Heu ist er auf Grund seiner harten Stängel wertlos. Aufgrund seines starken Wachstums ist er außerdem in der Lage, für Landwirte wertvollere Wiesenpflanzen zu verdrängen.

Verwendung als Nahrungsmittel

Der Wiesenkerbel hat einen etwas herberen Geschmack als der Echte Kerbel, mit einem leichten Aroma von Möhren. Er wird zum Würzen von Salaten, Quark, Wildkräutersuppen verwendet. Junge Blätter wurden früher außerdem zu einem Wildgemüse gekocht.

Es ist allerdings zu beachten, dass eine Verwechslungsgefahr mit dem sehr giftigen Gefleckten Schierling und dem betäubenden Hecken-Kälberkropf besteht.

Literatur

  • Gertrud Scherf: Wiesenblumen: der etwas andere Naturführer. München: BLV 2004, ISBN 3-405-16909-7.
  • Walter Dietl: Wiesen- und Alpenpflanzen: Erkennen an den Blättern, Freuen an den Blüten. Leopoldsdorf bei Wien: Österreichischer Agrarverlag 2003, ISBN 3-7040-1994-1.
  • R. Düll/ H. Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. 7. Auflage, Quelle & Meyer-Verlag, 2011, ISBN 978-3-494-01424-1
  • Margot Spohn/ Marianne Golte-Bechtle: Was blüht denn da? Enzyklopädie, Kosmosverlag, 2005
  • Roth/Daunderer/Kormann: Giftpflanzen Pflanzengifte. 4. Auflage.

Weblinks

Commons: Wiesenkerbel – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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