Weiße Heideschnecke



Weiße Heideschnecke

Weiße Heideschnecke (Xerolenta obvia)

Systematik
Unterordnung: Landlungenschnecken (Stylommatophora)
Überfamilie: Helicoidea
Familie: Hygromiidae
Unterfamilie: Heideschnecken (Helicellinae)
Gattung: Xerolenta
Art: Weiße Heideschnecke
Wissenschaftlicher Name
Xerolenta obvia
Menke, 1828

Die Weiße Heideschnecke (Xerolenta obvia), auch Östliche Heideschnecke genannt, ist eine Schneckenart aus der Unterfamilie (oder Tribus) der Heideschnecken. Die Art neigt zu Massenvorkommen.

Merkmale

Die Gehäuse sind mittelgroß (7-10 mm hoch, 14-20 mm breit) mit einem flachen Gewinde. Im Adultstadium sind 5 bis 6 Windungen vorhanden, die gleichmäßig zunehmen. Die letzte Windung ist nur sehr gering gegenüber der Windungsachse der vorigen Umgänge abgesenkt. Die Naht ist nur schwach ausgeprägt. Der Nabel ist relativ weit und nimmt etwa 1/4 des Gehäusedurchmessers ein. Die Mündung ist leicht elliptisch, die Ränder sind nicht verdickt. Der Mündungsrand steht etwas schief zur Windungsachse. Die Schale ist meist dick und in der Grundfarbe weiß oder gelblichweiß. Meist besitzen die Individuen stark variable, dunkelbraune bis fast schwarze Bänder an und unter der Gehäuseperipherie, die aber auch in bandartig angeordnete Flecken aufgelöst sein könne. Der Weichkörper ist gelblichbraun mit etwas dunkleren Fühlern.

Vorkommen, Lebensweise und Verbreitung

Die Art lebt überwiegend in trockenen und offenen Habitaten, wie Steppen, trockene Grashänge und lockere Buschvegetation, die im Sommer oft sehr hohe Temperaturen haben können. Sie fressen frisches und trockenes Pflanzenmaterial. Die Tiere legen im Sommer häufig eine Trockenruhe ein und verschließen ihr Gehäuse mit einem kalkigen Diaphragma. In diesem Zustand können sie Monate ohne Feuchtigkeit und Nahrung überstehen. Sie suchen keine Verstecke auf, sondern heften sich an Pflanzen und Steinen an. Sie können in solchen Habitaten in riesigen Massen auftreten. Die Verbreitung reicht von Kleinasien, über die Balkanhalbinsel bis nach Mitteleuropa an die Ostsee. Die Westgrenze in Deutschland liegt etwa auf einer Linie Heidelberg-Lübeck. In Frankreich gibt es einige isolierte Vorkommen z.B. im Perigord. In den Alpen kann die Art bis auf 2000 m Höhe angetroffen werden[1]. Sie ist inzwischen auch nach Nordamerika verschleppt worden[2]

Parasiten

Die Populationen der Weißen Heideschnecke sind oft zu einem hohen Grade mit Zerkarien des Lanzett- oder Kleinen Leberegels infiziert. Die Schnecken nehmen die Eier, in denen sich bereits voll entwickelte Miracidien (Wimpernlarven) befinden, mit der Nahrung auf. Aus den Miracidien bilden sich zunächst Sporocysten 1.Ordnung, die sich vegetativ zu Sporocysten 2. Ordnung weiterentwickeln und welche ihrerseits vegetativ Zerkarien produzieren. Sind die Zerkarien voll entwickelt, wandern sie in die Atemhöhle der Schnecke. Die Schnecke bildet kleine Schleimbällchen mit einem Durchmesser bis zu 2 mm und schließt die Zerkarien in den Schleim ein. Diese Schleimbällchen können jeweils bis zu 400 Zerkarien enthalten und werden von der Schnecke aus der Atemhöhle ausgeschieden. Die Schleimbällchen werden von Ameisen gefressen, wo sich der Parasit weiter zu Metazerkarien entwickelt. Wird die Ameise von einem Endwirt (herbivore Säugetiere) aufgenommen, wandern die Metazerkarien in die Gallengänge und lösen dort Dicrocoeliose aus. Die Schnecken überleben die Infektion mit dem Kleinen Leberegel und können für 2 Jahre Zerkarien produzieren und ausscheiden.

Systematik

Die Gehäuse der Weißen Heideschnecke sind sehr variabel. Daher wurde die Art unter mehreren unterschiedlichen Namen beschrieben: Helix candicans L. Pfeiffer, 1841, Helix dobrudschae Kobelt, 1877 (z.T. noch als Unterart akzeptiert), Helix interpres Westerlund, 1879 und Helix kroli Clessin 1879. Die Art wurde früher häufig in die Gattung Helicella gestellt. Heute wird diese früher wesentlich umfangreichere Gattung in mehrere selbständige Gattungen aufgeteilt. Die Weiße Heideschnecke ist die typische Art der Gattung Xerolenta Monterosato, 1829.

Einzelnachweise

  1. Kearney et al., S.249
  2. [1]

Literatur

  • Rosina Fechter und Gerhard Falkner: Weichtiere. 287 S., Mosaik-Verlag, München 1990 (Steinbachs Naturführer 10), ISBN 3-570-03414-3
  • Jürgen H. Jungbluth und Dietrich von Knorre: Trivialnamen der Land- und Süßwassermollusken Deutschlands (Gastropoda et Bivalvia). Mollusca, 26(1): 105-156, Dresden 2008 ISSN 1864-5127 PDF
  • Michael P. Kerney, R. A. D. Cameron & Jürgen H. Jungbluth: Die Landschnecken Nord- und Mitteleuropas. 384 S., Paul Parey, Hamburg & Berlin 1983, ISBN 3-490-17918-8
  • Ewald Frömming: Biologie der mitteleuropäischen Landgastropoden. 404 S., Duncker & Humblot, Berlin 1954.

Weblinks

Commons: Weiße Heideschnecke (Xerolenta obvia) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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