Walter Munk


Walter Munk

Walter Heinrich Munk (* 19. Oktober 1917 in Wien, Österreich) ist ein US-amerikanischer Ozeanograph und Geophysiker österreichischer Herkunft. Zurzeit ist er emeritierter Professor des Scripps Institution of Oceanography in La Jolla, Kalifornien, das zur University of California, San Diego (UCSD) gehört.

Biografie

Nach seiner Jugend in Österreich wurde Munk 1932 von seiner Familie zum Schulbesuch nach New York geschickt. Er sollte eine Finanzkarriere in einer Bank mit geschäftlichen Verbindungen zu seiner Familie ergreifen. Seine Eltern, Dr. Hans Munk und Rega Brunner, wurden schon in seiner Kindheit geschieden. Sein Großvater mütterlicherseits war Bankier. Sein Stiefvater, Dr. Rudolf Engelsberg, war kurze Zeit Mitglied der Regierung von Präsident Engelbert Dollfuß.

Munk arbeitete drei Jahre lang in der Bank und studierte an der Columbia University. Er hasste die Banktätigkeit und verließ die Firma, um das California Institute of Technology zu besuchen, wo er 1939 den B.S. erreichte. Er bewarb sich bei Scripps. Der neue Direktor von Scripps, der bekannte norwegische Ozeanograph Harald Ulrik Sverdrup, nahm in als Doktoranden an, wies ihn aber darauf hin, dass ihm für die nächsten zehn Jahre keine freie Stelle als Ozeanograph bekannt sei.

Am 20. Juni 1953 heiratete Munk Judith Horton. Sie war jahrzehntelang aktive Mitarbeiterin von Scripps, wo sie wesentliche Beiträge zur Architektur, der Planung des Campus und der Renovierung und Wiederverwendung von Gebäuden leistete. Judith Munk litt an Poliomyelitis und starb am 19. Juni 2006. Knapp fünf Jahre später, im Juni 2011, heiratete er Mary Coakley.

Munk erwarb 1939 nach dem Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich die amerikanische Staatsbürgerschaft. Er meldete sich bei den Gebirgstruppen der U.S. Army. Dies war ungewöhnlich; die anderen jungen Männer von Scripps gingen als Reservisten zur Navy. Munk wurde schließlich vom Militärdienst befreit um verteidigungsorientierte Arbeiten bei Scripps zu übernehmen. Er schloss sich einigen seiner Kollegen von Scripps zum U.S. Navy Radio and Sound Laboratory an, wo sie Methoden für die amphibische Kriegsführung entwickelten. Ihre Methoden wurden erfolgreich bei der Brandungsvorhersage für die alliierten Anlandungen in Nordafrika, im Pazifik und beim D-Day in der Normandie genutzt.

Forschung

Munk schloss seinen M.S (Diplom) 1940 ab und promovierte (Ph.D.) 1947 über Ozeanographie an der University of California in Los Angeles. Nach dem Abschluss stellte ihn Scripps als Assistant Professor für Geophysik ein. Er wurde 1954 ordentlicher Professor.

Nach dem Zweiten Weltkrieg half Munk, Strömung, Vermischung und Wasseraustausch beim Bikini-Atoll im Südpazifik zu analysieren, wo die USA Atomwaffen testeten. Er trieb die Forschung über die Beziehung zwischen Wind und ozeanischer Zirkulation voran, wofür er den jetzt gebräuchlichen Begriff "wind driven gyres" prägte.

In den 50er Jahren befasste sich Munk mit den Schwankungen der Erdrotation. Er beobachtete Unregelmäßigkeiten durch geophysikalische Prozesse, wie den Impulsaustausch zwischen ozeanischen Strömungen und der festen Erde sowie den zwischen den polaren Eiskappen und den Ozeanen. Hess war Mitinitiator des Mohole-Projektes (1957-1966), eines Tiefbohrung-Projektes in die Erdkruste.

1963 leitete Munk eine Studie, die zeigte, dass sich Wellen von den Winterstürmen der südlichen Hemisphäre über Tausende von Meilen fortpflanzen und über alle Ozeane ausbreiten. Um den Weg und die Abnahme der Wellenpakete bei der Wanderung nordwärts zu verfolgen, richtete er Messstationen auf einem Großkreis von Neuseeland bis Alaska ein und maß die Druckschwankungen auf dem Meeresboden. Diese Arbeiten führten auch zur Entwicklung des Garrett-Munk-Spektrums, einer Formulierung einer kanonischen Form des Wellenzahlsspektrums der internen Wellen zur Beschreibung der internen Dynamik des Meeres im freien Ozean.

1968 wurde er Mitglied der JASON-Gruppe, einem Ausschuss von Ozeanographen, der die US-Regierung berät.

Seit 1975 trieben Munk und Carl Wunsch vom Massachusetts Institute of Technology die Entwicklung der akustischen Meerestomographie (Ocean Acoustic Tomography) voran. Diese Arbeiten führten schließlich zum ATOC-Experiment (Acoustic Thermography of the Ocean Climate) im Pazifik mit dem großräumig integrierend die Temperaturänderungen durch die globale Erwärmung bestimmt werden sollten. Nach dem ursprünglichen Konzept sollten dabei von einer Schallquelle bei Heard Island im Indischen Ozean akustische Signale ausgesandt werden, die im Atlantik bis zu den Bahamas und im Pazifik bis zur kalifornischen Küste empfangen werden sollten. Wegen Bedenken hinsichtlich der Gefährdung von Meeressäugern wurde das Experiment auf den Nord-Pazifik verkleinert.

Auszeichnungen (Auswahl)

Schwedens König Carl XVI. Gustaf überreicht Munk Crafoord-Preis.
  • 1968 Goldmedaille der Royal Astronomical Society
  • 1970 Gibbs Lecture
  • 1977: Alexander Agassiz Medal
  • 1983: National Medal of Science
  • 1989: William Bowie Medal
  • 1993: Vetlesen Prize
  • 1999: Kyoto-Preis
  • 2010: Crafoord-Preis für Geowissenschaften „für seine bahnbrechende Forschung und grundlegenden Beiträge zum Verständnis der Meeresströmungen, Gezeiten und Wellen sowie deren Rolle in der Erddynamik.“

Veröffentlichungen

  • Munk, W. H., G.J.F. Mac Donell:The Rotation of Earth, Cambridge Univ. Press (1960)
  • Munk, W, H., P. Worcester, C. Wunsch:Ocean Acoustic Tompgraphy, Cambridge Univ. Press (1963), ISBN 0-521-47095-1

Weblinks

Commons: Walter Munk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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