Wahner Heide


Im September blüht in der Wahner Heide die Besenheide
Aussicht auf die Kölner Bucht
Winterlandschaft

Mit Wahner Heide wird die rechtsrheinische Mittelterrassenlandschaft zwischen der Mündung der Sieg im Süden und der der Dhünn im Norden bezeichnet. Sie erstreckt sich, östlich der Stadt Köln, über etwa 28 Kilometer in nordnordwestliche Richtung und nimmt eine Fläche von etwa 177 km²[1] ein.

Die Wahner Heide im engeren Sinne, wie sie üblicherweise auf Kartenwerken verzeichnet ist, ist hiervon der etwa 47 km²[1] große südwestliche Teil, welcher durch die A 3 abgetrennt wird und im Südosten an der Aue der Agger endet. Von dieser werden allein 37 km² durch das gleichnamige Naturschutzgebiet (bzw. jenes der Aggeraue) eingenommen, der Rest der Fläche entfällt weitgehend auf den Flughafen Köln/Bonn und auf Siedlungsflächen der Randorte.

Lage

Die Wahner Heide im engeren Sinne liegt zwischen den Städten Köln (Nordwesten), Rösrath (Nordosten), Lohmar (südlicher Osten) und Troisdorf (Süden). Ihren Namen hat die Heide vom Ort „Wahn“. Wahn ist heute ein Teil des Kölner Stadtbezirks Porz. Zur Preußenzeit war die Heide auch unter der Bezeichnung „Schießplatz Wahn“ bekannt, sie wurde sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg als Truppenübungsplatz, Flugfeld und Kriegsgefangenenlager genutzt. Heute befindet sich, neben den 37 km² der etwa 47 km² Fläche einnehmenden Naturschutzgebieten, der Flughafen Köln/Bonn inmitten der Wahner Heide.

Die Wahner Heide im naturräumlichen Sinne setzt sich nach Norden bis zum Tal der Dhünn in Leverkusen fort; nach Nordosten reicht sie bis Odenthal, im nördlichen Osten nimmt sie Teile der Besiedelung von Bergisch-Gladbach ein. Unmittelbar nördlich an das Naturschutzgebiet der Wahner Heide schließt sich das Naturschutzgebiet Königsforst an, dessen östliches Drittel bereits auf den Bergischen Hochflächen liegt.

Auf der Terrasse der Wahner Heide liegt auch das komplette Kernstadtgebiet Rösraths und, ganz im Südosten, der Wald nordöstlich Siegburgs.

Geomorphologie

Geologisch-naturräumlich stellt die Wahner Heide den südlichen Teil der Bergischen Heideterrasse dar, einer rechtsrheinischen Mittelterrassenebene, die sich in einer 8 bis 10 Meter hohen Höhenstufe von der westlich angrenzenden Niederterrasse abhebt. Zu den im Osten deutlich ansteigenden Bergischen Hochflächen gibt es dem gegenüber keine eindeutige Grenze.

Nach Norden wird die Heide durch die Hilden-Lintorfer Sandterrassen fortgesetzt.[2]

Naturräumliche Gliederung

Naturräumlich gliedert sich die Wahner Heide wie folgt:[2][3]

  • (zu 55 Niederrheinische Bucht)
    • (zu 550 Bergische Heideterrassen (Bergische Sandterrassen, Schlebusch-Wahner Heide[4]))
      • 550.0 Wahner Heide (ca. 177 km²[1]))
        • 550.00 ?
        • 550.01 ?
        • 550.02 ?
        • 550.03 Paffrath-Altenrather Heideterrasse
          • 550.030 ?
          • 550.031 Paffrather Kalkterrasse
          • 550.032 Schildgener Terrasse
        • 550.04 Wahner Heideterrasse
        • 550.05 Unteres Dhünntal

Naturschutz

  • Köln 769 ha, 2007
  • Rheinisch-Bergischer Kreis 664 ha, 2000
  • Wahner Heide und Teile der Aggeraue im Rhein-Sieg-Kreis 2011 ha, 1968
  • Aggeraue zwischen Lohmar und Siegburg 259 ha, 1998

Bereits 1931 erhielt die Heide den Status eines Naturschutzgebietes. Im Rahmen der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie wurde sie in den Natura 2000 Katalog aufgenommen. Sie ist zudem als Vogelschutzgebiet anerkannt (siehe auch Vogelschutzgebiet Wahner Heide).

Das Kernland der Wahner Heide wird heute zu großen Teilen von den folgenden Naturschutzgebieten eingenommen:[5]

  • NSG Wahner Heide <Rheinisch-Bergischer Kreis> (664 ha, Ausweisung 2000)
  • NSG Wahner Heide <Köln> (769 ha, Ausweisung 2007)
  • NSG Wahner Heide und Teile der Aggeraue im Rhein-Sieg-Kreis (2011 ha, Ausweisung 1968)
  • NSG Aggeraue zwischen Lohmar und Siegburg (259 ha, Ausweisung 1998)

Nördlich an diese Naturschutzgebiete schließt sich das 1997 bzw. 2000 ausgewiesene NSG Königsforst an, von dessen 2558 ha etwa die zwei westlichen Drittel im Naturraum liegen; alle anderen Naturschutzgebiete sind klein und inselartig.

Die Besonderheit der Wahner Heide besteht in einem sehr kleinräumigen Wechsel aus sehr trockenen und sehr feuchten Biotopen. Nach der Eiszeit wurden hier Sande angeweht, die Dünen bildeten. Hier herrscht trotz ausreichender Niederschläge Wassermangel, weil das Wasser schnell versickert. Auf diesen Dünen findet man Trockenflure mit Trockenheit und Wärme liebenden Arten: Trockenrasen, Heideflächen, Kiefer- und Eichenwälder.

In den Senken hingegen sammelt sich das Wasser und hier sind kleine Heidemoore, Moor- oder Auwälder erhalten.

Wegen dieser Kleinteiligkeit der Lebensräume weist die Wahner Heide eine große Artenvielfalt auf. An die 700 Tier- und Pflanzenarten der Wahner Heide finden sich auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten.

Nutzung der Wahner Heide

Eine Heide besteht nicht nur aus vom Menschen unberührten Lebensräumen, sondern sie ist auch eine vom Menschen traditionell genutzte Kulturlandschaft. Das Überleben vieler seltener Tier- und Pflanzenarten wird erst durch die land- und forstwirtschaftliche Nutzung garantiert. Der Mensch war und ist auch heute noch ein wichtiger, nützlicher Faktor im Ökosystem Wahner Heide.

Truppenübungsplatz

Ehemalige Panzerwaschanlage am früheren belgischen Camp Major Legrand bei Altenrath

Bis 2004 dienten weite Teile der Wahner Heide als Truppenübungsplatz Wahn. Bereits 1817 wurde die Heide vom preußischen Militär zu Manöver- und Übungszwecken genutzt. Vor Beginn des 2. Weltkriegs errichtete die Luftwaffe hier einen Fliegerhorst. Mit dem Potsdamer Abkommen übernahm 1945 die Royal Air Force das Kasernengelände und baute die Start- und Landebahnen des Flughafens aus, der 1957 zur uneingeschränkten zivilen Nutzung freigegeben wurde. Von 1953 bis 2004 benutzten die belgischen Streitkräfte die Heide zu Übungszwecken. Sie bewachten unter anderem das Sondermunitionslager Wahner Heide.

Militärische Übungen mit Panzer- und sonstigen Fahrzeugen führten einerseits dazu, dass der Ausdehnung der Wald- und Buschfläche entgegengewirkt wurde, eine im Naturschutzsinne durchaus nützliche Maßnahme. Andererseits war damit aber auch vielfach der Verlust wertvoller Biotope verbunden.

Der Militärbetrieb verursachte manche ökologischen Schäden, wie die Entwässerung und Zuschüttung von Feuchtgebieten. Große Flächen wurden für die Kasernen verbraucht. Aber das militärische Sperrgebiet bewirkte auch, dass es bisher nicht zur weiteren Verringerung der Heidefläche durch Wohnungs- oder Gewerbebauten kam.

Heidewirtschaft

Die Sandböden der Wahner Heide haben sich nie für den Ackerbau geeignet. Daher wurden sie bis ins 19. Jahrhundert hinein hauptsächlich als Viehweideland mit Plaggenhieb genutzt.

Nach dem Abzug der belgischen Streitkräfte werden Pflegemaßnahmen unter naturschutzfachlicher Anleitung durchgeführt. Ziel ist es, eine traditionelle Heidewirtschaft zu etablieren. Ziegen fressen sehr gerne Blätter und junge Zweige von Bäumen und sorgen somit dafür, dass der Waldanteil an der Heidefläche nicht überhandnimmt. Etwa 300 Tiere weiden in den Sommermonaten vor allem in der nördlichen Wahner Heide. Ergänzt werden sie durch Gräser und Kräuter fressende Glanrinder. Die etwa 50 Exemplare in der Wahner Heide dienen nicht zuletzt der Erhaltung dieser Rasse.

Forstwirtschaft

Ein grundsätzlicher Nutzungskonflikt besteht zwischen Naturschutz und Forstwirtschaft. Während der Naturschutz die Lebensräume mit ihren Tier- und Pflanzenarten und deren Entwicklungsmöglichkeiten in den Vordergrund stellt, basiert die Forstwirtschaft auf der Einflussnahme des Menschen aufgrund einer betriebswirtschaftlichen Kosten-Nutzen-Sichtweise. Die Wahner Heide wird auch forstwirtschaftlich genutzt. Nach Abzug der belgischen Streitkräfte gibt es Bestrebungen, eine naturschutzgerechtere forstwirtschaftliche Nutzung zu entwickeln.

Der älteste Baum der Heide ist die 1000-jährige Boxhohn-Eiche zwischen Altenrath und Rösrath. Sie darf nun in Würde sterben.

Naherholungsziel für die Stadtbevölkerung

Lebensgefahr im Naturschutzgebiet

Aufgrund von Protesten der Zivilbevölkerung wurde das 1967 deklarierte militärische Sperrgebiet ab 1978 an den Wochenenden für Erholungssuchende geöffnet. Ab 2004 ist die Wahner Heide wieder an jedem Wochentag zugänglich, wenn auch ausschließlich auf dem markierten Wegenetz.

Da das Heidegebiet wegen der bisherigen militärischen Nutzung noch vielfach mit Munition belastet ist, finden sich neben den Schildern mit Hinweisen auf das Naturschutzgebiet auch Schrifttafeln, die auf die drohende Lebensgefahr hinweisen und deshalb mahnen, die markierten Wege nicht zu verlassen. Im Süden der Wahner Heide weist eine zusätzliche Beschilderung auf den dortigen Status des Bundeswehr-Standortübungsplatzes hin. Das Betreten ist in diesem Bereich lediglich während der Übungszeiten nicht gestattet.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Flächenmessung der beiden Flächen ergibt für 550.0 etwa 177 km² (davon entfallen etwa 47 km² auf die Wahner Heide im engeren Sinne südwestlich der A3 und nordwestlich der Agger) und für 550.1 etwa 130 km²; der Landschaftssteckbrief des BfN weist für 550.0 nur 91 km² aus (und 550.1 gar nicht), was daran liegt, dass die Siedlungsflächen inclusive des Flughafens Köln-Bonn zum Kölner Verdichtungsraum gerechnet wurden, siehe:
  2. 2,0 2,1 Emil Meynen, Josef Schmithüsen: Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands. Bundesanstalt für Landeskunde, Remagen/Bad Godesberg 1953–1962 (9 Lieferungen in 8 Büchern, aktualisierte Karte 1:1.000.000 mit Haupteinheiten 1960).
  3. Verschiedene Autoren: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten in Einzelblättern 1:200.000. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1952–1994. → Online-Karten;
    mit einem Stern (*) gekennzeichnete Blätter sind bislang nicht in die Aufstellung eingeflossen.
    • Blatt 108/109: Düsseldorf/Erkelenz (Karlheinz Paffen, Adolf Schüttler, Heinrich Müller-Miny 1963; 55 S.)
    • Blatt 122/123*: Köln/Aachen (Ewald Glässer 1978; 52 S.)
  4. Der Begriff Schlebusch-Wahner Heide taucht nur im Original-Handbuch (6. Lieferung) auf und wird in den nachfolgenden Einzelblättern nicht mehr verwendet.
  5. Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)

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Literatur

  • Holger Maria Sticht: Natur- und Kulturführer Wahner Heide. Gaasterland-Verlag, Düsseldorf 2005, ISBN 3-935873-07-7.
  • Interkommunaler Arbeitskreis Wahner Heide (Hrsg.): Die Wahner Heide. Eine rheinische Landschaft im Spannungsfeld der Interessen. Rheinland-Verlag, Köln 1989, ISBN 3-7927-1104-4.
  • Hartmut Junker, Vera Junker: Die Wahner Heide (Bildband). Wiehl, Gronenberg 2002, ISBN 3-88265-235-7.

Weblinks

Commons: Wahner Heide – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 50° 51′ 49″ N, 7° 10′ 7″ O

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