Vogelfalle


Tacuinum sanitatis: Vogelfalle

Eine Vogelfalle ist eine Falle zum Fangen von Wildvögeln. Früher diente die Vogeljagd in der Regel dem Nahrungserwerb, später auch zur Stubenvogelhaltung.

Heute hat der Vogelfang in Europa nur noch traditionelle Gründe und er ist in den meisten Regionen aufgrund der Europäischen Vogelschutzrichtlinie verboten. Folgende Vogelfallen sind in Europa noch in Gebrauch.

Schlageisen

Moderne, kleine Draht-Bügelfallen ähnlich einer Mausefalle. Die Vögel werden durch einen lebenden Mehlwurm als Köder angelockt und mit den zusammenschlagenden Metallbügeln erschlagen. Schlageisen sind in ganz Europa verboten – werden aber illegal an der gesamten Mittelmeerküste und in den Südalpen eingesetzt.

Bogenfallen („Archetti“)

Gespannte Bogenfalle (1897)

Bogenfallen – im Italienischen „Archetti“, auch „Sprenkel“ genannt – sind eine altertümliche Fangmethode. Die Falle besteht aus einer Haselnussrute, die mit einer Kordel unter Spannung gesetzt wird. Diese Kordel bildet mit einem ausgetüftelten Trick mittels eines kleinen Stöckchens eine Schlinge. Mit roten Köderbeeren angelockte Vögel – meist kleine Singvögel wie Zaunkönige und Rotkehlchen – werden zum Sitzen auf dem Stöckchen verführt. Sobald sich der Vogel dort niederlässt, wird die Spannung der Rute blitzschnell gelöst und die Beine des Tieres verfangen sich in der Schlinge. Der Vogel lebt mit zerschmetterten Beinen weiter und bleibt so frisch, bis der Vogelfänger kommt. Bogenfallen waren in Europa einst weit verbreitet, heute sind sie überall verboten und werden nur noch in der Lombardei verwendet.[1]

Rosshaarschlingen („Dohnenstiege“)

Rosshaarschlingen bestehen aus zu einem Galgen gearbeiteten Pferdehaar – heute teils auch aus Nylongarn. Die Schlingen werden an Baumstämme oder auf den Boden mit einer festen Rute montiert und mit roten Köderbeeren versehen. Die angelockten Vögel – meist Drosseln und Rotkehlchen – geraten bei der Suche nach den Beeren mehr oder weniger zufällig in die Schlinge, treten die Flucht (nach vorne) an und werden so stranguliert („erdrosselt“). Rosshaarschlingen – auch Dohnenstiege genannt – waren bis ins 19. Jahrhundert in ganz Europa weit verbreitet und sind heute noch in Südschweden, Nordfrankreich (Ardennen)[2], dem Zentralapennin (Italien) und auf Sardinien zu finden. Frankreich hat den Einsatz der Schlingen legalisiert, überall sonst sind sie verboten.

Leimruten

Mit Leim eingestrichene Ruten wurden schon in der Steinzeit zum Vogelfang verwendet. Früher wurde die klebrige Masse aus den Beeren der Mistel hergestellt, heute wird fast nur noch synthetisch hergestellter Leim verwendet. Meist werden Äste mit der farb- und geruchlosen Masse eingestrichen und um Beerensträucher oder Lockvogelkäfige postiert. Befreit man die festgeklebten Wildvögel schnell, sind sie oft unverletzt und werden dann oft als Lockvögel verwendet – lässt man sie zu lange an der Rute hängen, sterben sie und werden verzehrt. Leimruten werden heute noch in Südfrankreich, Katalonien (Spanien), in Italien und auf Zypern verwendet. Frankreich und Spanien haben diese Methode erlaubt.[3]

Fangnetze

Fang- oder Japannetze sind hauchdünne Gewebe aus Nylon, die in dichten Gebüschen oder vor einem dunklen Hintergrund aufgestellt werden. Die Vögel sehen das Netz vor allem in der Dämmerung nicht und verheddern sich binnen Sekunden so sehr, dass sie nicht mehr entkommen. Wenn das Netz zum Fang lebender Vögel aufgestellt wurde (z. B. zur Gewinnung von Lock- oder Stubenvögeln), können die Tiere bei häufiger Kontrolle des Fangnetzes lebend geborgen werden. Bleiben die Vögel mehrere Stunden in dem Netz, strangulieren sie sich meist selbst und sterben. Netze sollten aufgrund der EU-Vogelschutzrichtlinie überall verboten sein, dennoch genehmigen vor allem Italien, Frankreich und Spanien immer wieder ihren Einsatz. An vielen Stellen im Mittelmeerraum und in den Benelux-Staaten werden Fangnetze auch illegal aufgestellt.

Steinschlagfallen

Gemälde einer Totschlagfalle (mittels eines Brettes) von Pieter Bruegel der Ältere um 1565

Steinzeitliche Methode, mit der Vögel mittels einer großen Steinplatte zerquetscht werden. Angelockt von Beeren suchen die Vögel – in der Regel Drosseln, Rotkehlchen und Meisen - unter der mit Holzstöckchen (Figur 4-Falle[4]) aufgerichteten Steinplatte nach Nahrung. Dabei lösen sie den Fangmechanismus aus und werden erschlagen. Steinschlagfallen kommen im westlichen Mittelmeerraum (Italien[5], Frankreich und Spanien) zum Einsatz, sind aber nur im französischen Zentralmassiv erlaubt (seit 2005).

Fangkäfige

Neben Fangnetzen eine Möglichkeit, Vögel mehr oder weniger unverletzt zum Zwecke der Käfighaltung zu fangen. Es gibt verschiedene Käfigfallen, die allesamt eine Öffnung nach oben aufweisen, die entweder beim Fangvorgang verschlossen wird oder die eine Art Reuse besitzen, die das Entkommen des gefangenen Vogels unmöglich macht. Angelockt mit Körnen werden vor allem Finken gefangen. Fangkäfige sind derzeit überall verboten, kommen aber bei Vögelfängern in den Benelux-Staaten häufig zum Einsatz. In Belgien war dieser Fallentyp noch 1994 erlaubt.

Klappnetze

Klappnetze sind Konstruktionen aus zwei auf einen Rahmen gespannten Netzen. Wird die Falle ausgelöst, so klappen die beiden Netzflügel zusammen und umschließen die sich dazwischen befindenden Vögel. Der Fallentyp ist für den Vogel in der Regel verletzungsfrei. Auf Malta und Gozo werden Netze bis zu einer Größe von mehreren Quadratmetern Fläche benutzt, die Auslösung der Falle erfolgt durch den Vogelfänger, die Beutevögel werden durch in Käfige gesperrte Lockvögel angelockt. Eine spezielle Variante sind die so genannten Netzkloben. Diese sind wesentlich kleiner und die Auslösung der Falle erfolgt durch einen Mechanismus, der vom Beutevogel ausgelöst wird, sobald er sich zwischen den Netzflügeln niederlässt. Netzkloben werden im österreichischen Salzkammergut verwendet, wo der Fang von Singvögeln zum Brauchtum gerechnet wird.[6]

Weblinks

Commons: Vogelfallen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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