Speckkäfer



Speckkäfer

Gemeiner Speckkäfer (Dermestes lardarius)

Systematik
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Käfer (Coleoptera)
Unterordnung: Polyphaga
Teilordnung: Bostrichiformia
Überfamilie: Bostrichoidea
Familie: Speckkäfer
Wissenschaftlicher Name
Dermestidae
Latreille, 1804

Die Speckkäfer (Dermestidae) stellen eine Familie der Käfer dar, die weltweit ca. 1.000 Arten in 45 Gattungen aufweist. In Europa kommen davon 169 Arten und Unterarten vor,[1] von denen wiederum 68 Arten in Mitteleuropa leben.

Merkmale

Die Käfer werden ein bis 10 Millimeter lang und haben meist einen kompakten und rundlich, ovalen Körperbau. Sie unterscheiden sich äußerlich innerhalb der einzelnen Gattungen stark. Meist haben sie eine braune oder schwarze Grundfarbe, die bei manchen Arten mit roten, braunen oder gelben Flecken oder mit einer farbigen, durch Schuppen oder Haare ausgebildeten Binden- oder Fleckzeichnung auf den Deckflügeln ergänzt wird. Ihre Oberseite ist entweder glatt, beschuppt oder behaart. Die Anzahl der Glieder ihrer Fühler variieren stark zwischen 5 und 11, genauso wie die Form, die meistens am Ende keulenförmig, oder aber gerade ist. Die Keule besteht aus 3 bis 8 Gliedern. Ihre Form ist vor allem bei den Männchen stärker ausgeprägt, bei der Gattung Thaumaglossa erreichen die Keulen eine proportional extreme Größe. Bei manchen Arten sind die Fühler auch kammförmig. Ihre Beine haben jeweils fünf Tarsenglieder. Bis auf die Arten der Unterfamilie Dermestinae haben alle Arten neben den Facettenaugen auch ein Punktauge (Ocellus).

Die Larven sind langgestreckt und dicht mit borstigen Haarbüscheln versehen. Manche Arten haben zusätzlich auch Wehrhaare.

Vorkommen

Die Speckkäfer sind auf der ganzen Welt zu finden, und kommen in einer Vielzahl von Lebensräumen vor. Einige Arten leben gemeinsam mit ihren Larven im Bodenstreu, andere sind reine Blütenbesucher oder aber Aasfresser (Dermestes). Die Gattung Anthrenus z.B. findet man bevorzugt in der Nähe von Straßen und Schuttplätzen, diese Arten sind auch gefürchtete Schädlinge in Sammlungen präparierter Tiere, da sie sich von trockenen organischen Stoffen ernähren. Die Gattung Thaumaglossa lebt ausschließlich auf den Gelegen von Fangschrecken und Trogoderma ist eine Plage im Getreideanbau. Andere Arten haben sich auf die Nester von Säugetieren, Vögeln, Bienen oder Wespen spezialisiert. Etliche Arten wurden durch den Menschen verschleppt und sind heute weltweit verbreitet.

Lebensweise

Larve des Wollkrautblütenkäfers (Anthrenus verbasci)

Die Käfer sind zum Teil tagaktiv, zum Teil auch nachtaktiv. Die meisten sind Aasfresser und fressen tote, getrocknete Tiere und Insektenreste, auch in Häusern und Wohnungen. Es gibt aber auch einige, die Pflanzenteile und Pollen fressen. Die Käfer können erhebliche Schäden an Wollstoffen, Fellen, und in Insekten- und Tiersammlungen anrichten. Sie werden aber auch gezielt von Museen eingesetzt (insbesondere Dermestes maculatus), um Tierskelette von Weichteilen zu reinigen.

Die Imagines mancher Arten fallen durch ihren Totstellreflex auf: Bei Störungen lassen sie sich einfach fallen und legen Fühler und Beine an.

Zur Verpuppung bohren manche Arten (z. B. Dermestes) Gänge auch in harte Materialien, was an Handelsgütern große Schäden verursachen kann. Die Verpuppung findet innerhalb der letzten Puppenhülle statt. Je nach Art werden pro Jahr ein oder mehrere Generationen hervorgebracht. Manche Arten, besonders die Kulturfolger, können in der Nähe des Menschen auch in der kalten Jahreszeit ununterbrochen Generationen hervorbringen.

Fossile Nachweise

Der älteste fossile Nachweis von Speckkäfern gelang 2008 an Knochen des etwa 155,7 bis 150,8 Mio. Jahre alten Dinosauriers Camptosaurus. Die Spurenfossilien an der Knochensubstanz zeigen die Fraßaktivitäten der Käfer sowohl an der Oberfläche als auch im Inneren des Knochens, das von mit ausgeschiedenem Knochenmaterial gefüllten Bohrgängen durchzogen ist. Abdrücke der Mandibel und das charakteristische Fraßbild weisen auf Speckkäfer als Verursacher der Spuren hin.[2] Außerdem sind Vertreter dieser Familie aus verschiedenen Bernsteinvorkommen bekannt. Der älteste Beleg in Bernstein – bis zur Entdeckung des vorgenannten Fossils der älteste Nachweis dieser Käferfamilie überhaupt – wurde im unterkreidezeitlichen Libanon-Bernstein (etwa 130 Mio. Jahre) gefunden. Vertreter verschiedener Gattungen dieser Familie sind aus dem eozänen Baltischen Bernstein (40 bis 50 Mio. Jahre) bekannt. Auch in Bernsteinvorkommen aus Burma und Mexiko sowie in Dominikanischem Bernstein (alle tertiären Alters) sind Speckkäfer gefunden worden.[3]

Arten (Auswahl)

Wollkrautblütenkäfer (Anthrenus verbasci)

Referenzen

  1. Dermestidae. Fauna Europaea, abgerufen am 9. April 2007.
  2. Brooks B. Britt; Rodney D. Scheetz; Anne Dangerfield (2008): „A Suite of Dermestid Beetle Traces on Dinosaur Bone from the Upper Jurassic Morrison Formation, Wyoming, USA“. Ichnos, Volume 15, Issue 2 April 2008 , pages 59 - 71 - doi:10.1080/10420940701193284 (Abstract)
  3. George O. Poinar, Jr.: Life in Amber. 350 S., 147 Fig., 10 Tafeln, Stanford University Press, Stanford (Cal.) 1992. ISBN 0-8047-2001-0

Literatur

  • Jiři Zahradnik, Irmgard Jung, Dieter Jung et al.: Käfer Mittel- und Nordwesteuropas. Parey, Berlin 1985, ISBN 3-490-27118-1

Weblinks

Commons: Speckkäfer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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