Silber-Pappel



Silber-Pappel

Silberpappel (Populus alba)

Systematik
Rosiden
Eurosiden I
Ordnung: Malpighienartige (Malpighiales)
Familie: Weidengewächse (Salicaceae)
Gattung: Pappeln (Populus)
Art: Silber-Pappel
Wissenschaftlicher Name
Populus alba
L.

Die Silber-Pappel oder Weiß-Pappel (Populus alba) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Pappeln, die zur Familie der Weidengewächse (Salicaceae) gehört.

Beschreibung

Habitus

Bei der Silber-Pappel handelt es sich um einen sommergrünen, gerade wachsenden Laubbaum, der je nach Standort Wuchshöhen von 15 bis 45 Metern erreicht. Während der durchschnittlich erreichbare Brusthöhendurchmesser selten über 2 m liegt, wurden in Ungarn auch Bäume mit 150 bis 300 cm Stammdurchmesser gefunden [1]. Die 1904 umgestürzte 500-jährige Silber-Pappel bei Boudky erreichte eine Höhe von 36 m, einen Stammdurchmesser von 3,52 m und einen Stammumfang von 11,25 m.[2][3]

Am Grund des geraden oder leicht gekrümmten Stamms befinden sich häufig Schösslinge und Wasserreiser. Die Silberpappel gehört zu den Flachwurzlern. Ihre Wurzeln sind weit ausstreichend. Die Silber-Pappel bildet gewöhnlich eine charakteristisch breit-rundliche und lockerästige Krone aus, die häufig nach einer Seite überhängt und dem Baum ein asymmetrisches Erscheinungsbild verleiht. Die Krone jüngerer Bäume besitzt eine eher ovale bis kegelige gehaltene Wuchsform. Die Silber-Pappel kann ein Alter von etwa 300 bis 400 Jahren erreichen.

Rinde

Borke eines fünf jährigen Baumes
Borke eines alten Baums

Die Rinde zeigt zunächst eine weißgraue Färbung und eine glatte Struktur mit großen, rautenförmigen Korkwarzen. Mit zunehmendem Alter nimmt die Borke eine dunkelgraue Färbung an und bildet tiefe Längsfurchen aus. Die jüngsten Zweige weisen, ebenso wie die grünen Triebe, gewöhnlich eine weißfilzige Behaarung auf. Schneidet man einen Zweig der Breite nach auf, so erkennt man dessen fünfkantiges Mark.

Blätter

Blatt am Langtrieb

Die formenreichen Laubblätter der Silber-Pappel stehen wechselständig an einem ca. 2 bis 5 cm langen, flachen und behaarten Stiel. Die Blattspreite besitzt am Stielansatz keine Drüsen.[4] An Langtrieben werden ahornähnliche, oft drei- bis fünfteilige, buchtig gelappte und grob gezähnte Blätter ausgebildet, die eine Länge von 12 cm und eine Breite bis 10 cm erreichen können. Ihre Blattunterseite weist eine meist bleibende weißfilzige Behaarung auf.

Blatt am Kurztrieb

Am unteren Teil von Langtrieben sowie an Kurztrieben entwickeln sich eiförmig bis rundlich ausgestaltete, ungelappte Blätter mit einer Länge von 4 bis 7 cm und einer Breite zwischen 3 und 4 cm. Der Blattrand zeigt eine unregelmäßige wellige Zähnung, die Blattunterseite eine eher graufilzige, gewöhnlich dauerhafte Behaarung. Beide Blatttypen entwickeln an ihrer dunkelgrünen und glänzenden Blattoberseite im frühen Stadium eine flaumige Behaarung, die sich jedoch im Zuge des weiteren Wachstums verliert. Auch die ovalen, hellbraunen Knospen sind weißfilzig behaart. Im Herbst kann man die gelbe Laubfärbung der Silber-Pappel bewundern.

Blütenstand und Blüten

Männliche Kätzchen

Vor dem Laubaustrieb, zwischen März und April, bildet die Silber-Pappel schlaff hängende, zweihäusig verteilte Kätzchenblütenstände aus. Dies bedeutet, dass an einem Baum entweder männliche oder weibliche Kätzchen vorhanden sind. Die Kätzchen erreichen gewöhnlich eine Länge von 4 cm. Die grünblütigen weiblichen Kätzchen strecken sich während des Fruchtvorgangs auf bis zu 10 cm. Jede der unscheinbaren Einzelblüten sitzt in der Achsel eines verkehrt lanzettlichen, unregelmäßig kurz-gezähnten und bewimperten Tragblatts. Die weiblichen Blüten besitzen einen kahlen, kegelförmigen und kurzgestielten Fruchtknoten. Die zwei gelbgrünen Narben sind beinahe bis zur Basis in vier linealische Lappen geteilt. Die rötlich bis gelblich blühende männlichen Blüten bilden pro Blüte etwa 8 bis 10 karminrote Staubfäden aus.

Vermehrung

Die Silber-Pappel wird vom Wind bestäubt, der auch die Verbreitung der sehr kleinen Samen, die mit grundständigem Haarschopf versehen sind, übernimmt. Sie reifen zwischen Mai und Juni in einer kleinen Kapsel im hängenden Fruchtstand. Die kurzlebigen Samen besitzen kein Speichergewebe.[4] Da die Silber-Pappel reichlich Wurzelsprosse ausbildet, ist ihr auch Selbstausbreitung möglich.

Vorkommen

Hartholzaue.

Das natürliche Verbreitungsgebiet erstreckt sich über Mittel-, Süd- und Osteuropa, Westsibirien, Westasien und Nordafrika. In Mitteleuropa wird ihre Bestandsdichte mit zerstreut angegeben. Man findet sie besonders im Bereich größerer Flüsse, wie dem Donau-, Oberrhein und Odergebiet. In West- und Nordeuropa und Teilen Mitteleuropas gilt sie als eingebürgert.

Als Zierbaum wird die Silber-Pappel aber auch über die Naturvorkommen hinaus angepflanzt, wo sie dann verwildert. Als Nutzbaum wurde die Silber-Pappel in den vergangenen Jahrzehnten trotz einer niedrigen Umtriebszeit von lediglich 50 bis 60 Jahren weitgehend durch Hybridzüchtungen verdrängt.

Die relativ dürreunempfindliche Halblicht- und Pionierbaumart ist ein Flachwurzler und bevorzugt ganzjährig feuchte, frische, lockere, nährstoff- und basenreiche Böden mit kiesigem Lehm und Ton im Untergrund. Sie besiedelt gerne lichte Auwälder großer Flussniederungen, wie sie an Elbe, Donau oder Rhein vorkommen. Unter flussbegleitenden Gehölzen findet man sie besonders häufig im Bereich der Hartholzaue, einem durch nicht regelmäßige Überschwemmungen charakterisierten Auwald. Strauchförmig kann die Silber-Pappel auch trockene Anschwemmungen besiedeln. Auf Moorböden kann sie gleichermaßen wie auf trockenen und armen Sandböden gedeihen. In küstennahen Pionierwäldern ist sie eine regelmäßig anzutreffende Art. Standorte direkt an der Küste dominieren windschiefe Strauchformen. Sowohl Sommerhitze als auch Winterkälte werden von der Silber-Pappel toleriert.

Ökologie

Obwohl die Silber-Pappel windblütig ist, sammeln Bienen den reichlich angebotenen Pollen der männlichen Kätzchenblüten ein[5].

Die Silber-Pappel wird von Raupen verschiedener Schmetterlingsarten als Futterpflanze genutzt. Die Raupe des Silberpappel-Kahneulchens (Earias vernana) gilt nach der Roten Liste als gefährdet und ist als monophager Nutzer der Silber-Pappel auf diese existenziell angewiesen. Der Pappelschwärmer (Laothoe populi) ernährt sich oligophag von den Jungtrieben und Stockausschlägen der Silber-Pappel, während die Weiden-Flachkopfeule (Parastichtis ypsillon) bevorzugt Triebspitzen und jüngere Blätter verspeist. Die Raupen des Braunband-Wollrückenspinners (Tethea or) leben zwischen den Blättern des Baums eingesponnen. Die Zackeneule (Scoliopteryx libatrix), ebenfalls ein oligophager Nutzer, frisst bevorzugt an den Triebspitzen, der Hornissen-Glasflügler (Sesia apiformis) ist meist an einzeln oder in kleinen Gruppen stehenden Bäumen anzutreffen. Als polyphage Nutzer der Silber-Pappel wurden die Raupen des Abendpfauenauges (Smerinthus ocellata), der Gelbbraunen Herbsteule (Agrochola macilenta) und die zwischen zusammengesponnen Blättern lebenden Raupen des Kleinen Rauhfußspinners (Clostera pigra) festgestellt. Ebenfalls polyphag von der Silber-Pappel ernähren sich die Raupen des Brombeerspinners (Macrothylacia rubi), des zuweilen Kahlfraß verursachenden Goldafters (Euproctis chrysorrhoea) und des Zickzack-Zahnspinners (Notodonta ziczac), der vor allem am Jungwuchs anzutreffen ist.

Nutzung

Ingenieurbiologische Bedeutung erlangt die raschwüchsige Silber-Pappel aufgrund ihrer Anspruchslosigkeit und reichlichen Wurzelbrut im Bereich der Dünenbefestigung. Der Garten- und Landschaftsbau schätzt sie als Alleebaum und beliebtes Grün in Parkanlagen. Das weiche Holz der Silber-Pappel zeichnet sich durch einen breiten Splint und gelbbraunen Kern aus. Es wird zur Herstellung von Papier, Holzwolle und Holzfaserplatten verwendet.

Weitere Bilder

Einzelnachweise

  1. L. Dimitri, Enzyklopädie der Holzgewächse - 24. Erg.Lfg. 6/01
  2. http://www.nosislav.cz/data/6737.jpg
  3. http://www.nosislav.cz/data/6758.jpg
  4. 4,0 4,1 Rothmaler: Exkursionsflora von Deutschland, Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg, Berlin, 20. Auflage 2011, Seite 350, ISBN 978-3-8274-1606-3
  5. Steinbachs großer Pflanzenführer, Ulmer Verlag, ISBN 978-3-8001-7567-3, Seite 452 f.

Quellen

  • Gregor Aas, Andreas Ruedmller: Laubbäume, Gräfe & Unzer Verlag
  • Rothmaler: Exkursionsflora von Deutschland - Gefäßpflanzen: Grundband 2, Spektrum akademischer Verlag, ISBN 3-8274-1359-1
  • Schmetterlinge der Silberpappel bei Floraweb
  • Stinglwagner, Haseder, Erlbeck: Das Kosmos Wald-und Forstlexikon, Kosmos-Verlag, ISBN 978-3-440-10375-3

Weblinks

Commons: Silberpappel – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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