Riesenbovist



Riesenbovist

Riesenbovist (Calvatia gigantea)

Systematik
Klasse: Agaricomycetes
Unterklasse: Agaricomycetidae
Ordnung: Champignonartige (Agaricales)
Familie: Champignonverwandte (Agaricaceae)
Gattung: Großstäublinge (Calvatia)
Art: Riesenbovist
Wissenschaftlicher Name
Calvatia gigantea
(Batsch) Rostk.

Der Riesenbovist (Calvatia gigantea, syn. Langermannia gigantea, Lycoperdon gigantea) ist ein unverwechselbarer Wiesenpilz mit außerordentlich großen Fruchtkörpern aus der Familie der Champignonverwandten. Früher zählte man ihn zur Klasse oder Unterklasse der Bauchpilze (Gastromycetes bzw. Gastromycetidae), die nach neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen keine taxonomische Bedeutung mehr haben.

Merkmale

Alter, zu braunem Sporenpulver zerfallender Fruchtkörper des Riesenbovist
Sporen des Riesenbovist im Rasterelektronenmikroskop, stereoskopische Darstellung, Vergrößerung 5000x

Der Riesenbovist wird im Durchmesser etwa 10–50 cm groß, ist rundlich und ohne Stiel. Die Haut ist glatt und lederartig. Die Farbe ist jung weißlich, dann grüngelblich und alt durch die Sporen olivbraun oder rotbraun bis dunkelbraun. Die Fruchtmasse ist anfangs ebenfalls weiß und wird während der Reifung olivbraun und pulverig. Jeder Fruchtkörper produziert über sieben Billionen Sporen, was ihn zum vielleicht fruchtbarsten aller Pilze macht. Außerdem enthält er das Antikrebsmittel Calvacin[1].

Artabgrenzung

Der Riesenbovist zählt zu den wenigen Pilzarten, die kaum verwechselt werden können. Im jungen Zustand, wenn die Fruchtkörper klein sind, können Verwechslungen mit den giftigen Wulstlingen auftreten. Es können auch Verwechslungen mit essbaren Stäublingen (Beutelstäubling, Hasenstäubling) vorkommen.

Ökologie und Phänologie

Hexenring aus 27 Fruchtkörpern des Riesenbovist (1,5–5 kg/ St.) mit 6 m im Durchmesser auf einer extensiv genutzten Weide

Riesenboviste wachsen von Juni bis September vornehmlich auf Wiesen, Weiden und lichten Wäldern (aufgelockerte Kiefernwälder auf eher trockenen Standorten). Charakteristische Standorte sind vor allem alte Streuobstwiesen, wo schon Hexenringe von zehn oder mehr Metern Durchmesser beobachtet werden konnten.

Bedeutung

Junge, noch weiße Riesenboviste sind vorzügliche Speisepilze, die in Scheiben geschnitten ähnlich wie ein Wiener Schnitzel zubereitet werden können. Sie besitzen jedoch nur geringen Eigengeschmack. Reifere Pilze riechen unangenehm harnartig und sind ungenießbar.

Früher wurden schwelende Exemplare in der Imkerei neben den Bienenstock gestellt, um die Bienen zu beruhigen. Außerdem fand der Pilz Verwendung als Zunder.

Quellen

Literatur

  • Helmut und Renate Grünert: Pilze (1988), Steinbach-Verlag
  • Hager, Hermann: Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. Folgeband 2: Drogen A-K (1998), Springer-Verlag Berlin Heidelberg, ISBN 3-540-61618-7
  • Sven Nilsson, Bo Mossberg (Illustrator) und Olle Persson: Praktische Pilzkunde, Band 1: Blätterlose Pilze (1978), Kosmos, Gesellschaft der Naturfreunde Stuttgart, ISBN 9783440045060
  • Brian Spooner: Pilze Mitteleuropas (1999), Orbis, ISBN 3-572-01405-0
  • Milan Gryndler u.a.: Fructification of Langermannia gigantea in artificially inoculated field soil. In: CZECH MYCOL. 60(2): 231–242, 2008 (englisch).

Einzelnachweise

  1. Hager 1998, p. 267.

Weblinks

Commons: Calvatia gigantea – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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