Probiose


Probiose (auch Karpose oder „Parabiose“ genannt) ist eine ökologische Interaktion von artfremden Organismen (interspezifische Wechselbeziehungen), bei der einer der beiden Partner einen Vorteil aus dem Zusammenleben zieht, ohne dem anderen zu nutzen oder zu schaden.

Formen der Probiose

Phoresie: Schwarzer Totengräber mit mehreren Milben, die den Käfer als Transportwirt benutzen
Stelzmücke (Neolimonia dumetorum) als Phorent eines Pseudoskorpions. (Video, 1m 42s)
  • Kommensalismus (von lat. mensa = Tisch): Ein Partner (Kommensale, Mitesser) beteiligt sich an dem Nahrungsrückstand eines anderen Organismus. Ein Beispiel sind Aasfresser der Steppen und Wüsten, die größeren Jägern folgen. Gelegentlich können Kommensalen durch Massenauftreten oder Nahrungsknappheit zu indirekten Konkurrenten werden und Interferenzen erzeugen (vgl. auch Populationsdynamik).
  • Phoresie (von gr. φορείν = tragen): Vorübergehende Transportgesellschaft. Ein Tier (Phoret, Gast) nutzt ein anderes Tier (Phorent, Wirt) zum Zweck der Ortsveränderung, ohne es zu schädigen. Manche Pflanzen zum Beispiel nutzen Vögel oder das Fell anderer Tiere (z. B. „Kletten“) zur Verbreitung ihrer Samen, Schiffshalter heften sich an schnellere Fische (vgl. auch Taxis). Beispiele für Phoresie sind auch aus der Paläontologie bekannt. So sind im Baltischen Bernstein Inklusen überliefert, die solche Transportgesellschaften belegen (z.B.: Moosskorpione an Brackwespe oder Schnepfenfliege, Schildkrötenmilben an Buntkäfer, Milbenlarve auf einer Spinne).
  • Symphorismus/Epökie („Aufsiedelung“): Ständiger Aufenthalt eines Epiphyten oder Epizoe auf der Oberfläche eines anderen Lebewesens, ohne dass der Träger geschädigt wird. Flechten, Moose und Farne siedeln auf der Borke von Bäumen, Algen siedeln z. B. in den Rillen der Haare von Faultieren und auf den Panzern von Schildkröten; Seepocken siedeln auf Walen.
  • Synökie: Nutzung der Wohnstätte eines anderen Lebewesens, wenn zum Beispiel kleinere Tiere dadurch Schutz finden. Der Gastgeber duldet die Einmietung durch Gäste, solange die Gäste seine Nahrungsreserven nicht wesentlich beeinflussen. Zum Beispiel dulden Ameisen Arten der Springschwänze, Larven der Schwebfliegengattung Microdon oder die der Blattkäfergattung Clytra, Langfühlerschrecken der Gattung Myrmecophilus, Ameisenfischchen (Atelura spec.) und die Kurzflügelkäfer der Gattung Dinarda. Sie werden als Ameisengäste bezeichnet.
  • Parökie („Beisiedelung“): Leben in Nachbarschaft, wobei einer der beiden Partner Schutz oder Nahrung erhält. Oft folgen Vögel größeren Tieren, die beim Weiden Insekten aufscheuchen, die den Vögeln als Nahrung dienen. In der Peripherie einer Ameisenkolonie leben häufig Larven des Rosenkäfers.
  • Entökie („Einmietung“): Wohnen im Körper eines anderen Lebewesens als Schutzeinmietung, ohne zu parasitieren. Zum Beispiel das Bewohnen der Tentakelkrone großer Seeanemonen durch manche Fische und Garnelen.
  • Metabiose ist ein stark einseitiges Abhängigkeitsverhältnis einer Art von der Tätigkeit einer anderen. So sind z. B. Hohltauben und Grünspechte wegen ihrer weichen Schnäbel auf den Höhlenbau anderer Arten wie z. B. den Buntspecht angewiesen. Im Unterschied zur Synökie der Fledermäuse besiedeln Hohltauben und Grünspechte ausschließlich geeignete Baumhöhlen (Einflugloch und Abmessungen im Inneren), während Fledermäuse auch stehendes Totholz als Sommerquartier nutzen.

Quellennachweis

  • Ekkehard Wiesner, Regine Ribbeck (Hrsg.): Lexikon der Veterinärmedizin. 4. völlig neu bearbeitete Auflage. Enke, Stuttgart 2000, ISBN 3-7773-1459-5.
  • Matthias Schaefer: Wörterbuch der Ökologie. 4. neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Spektrum, Akademischer Verlag, Heidelberg u. a. 2003, ISBN 3-8274-0167-4.
  • Wolfgang Weitschat: Jäger, Gejagte, Parasiten und Blinde Passagiere – Momentaufnahmen aus dem Bernsteinwald. In: Denisia. 26, Neue Serie 86, 2009, ISSN 1608-8700, S. 243–256.

Siehe auch

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