Plakobranchidae


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Plakobranchidae

Elysia ornata

Systematik
Klasse: Schnecken (Gastropoda)
Unterklasse: Orthogastropoda
Überordnung: Heterobranchia
Ordnung: Hinterkiemerschnecken (Opisthobranchia)
Unterordnung: Schlundsackschnecken (Sacoglossa)
Familie: Plakobranchidae
Wissenschaftlicher Name
Plakobranchidae
Rang, 1829

Die Plakobranchidae (Syn.: Placobranchidae, Elysiidae) sind mit rund 100 Arten die größte Familie aus der Unterordnung der im Meer lebenden Schlundsackschnecken (Sacoglossa).

Merkmale

Plakobranchidae sind Nacktschnecken, die ihre Gehäuse vollständig reduziert haben (im Gegensatz zu anderen Familien der Sacoglossa, die ihre Gehäuse nur teilweise reduziert haben). Ihre Körper sind länglich und schlank. An jeder Seite finden sich flache, flügelartig ausgebildete Parapodien, die aufwärts stehen und in der Mitte mit ihren gewellten Rändern zusammenstoßen. Sie setzen hinter dem Nacken an; Teile der Verdauungsdrüsen und Geschlechtsorgane reichen in die Parapodien hinein. Plakobranchidae sind zwittrig, ihr Genitalsystem ist diaulisch oder triaulisch, der Penis ist nicht bewehrt. Eine schmale Furche verläuft über die Körperseiten bis zur Fußsohle, die sie dann quert. Normalerweise oberhalb dieser Furche auf der rechten Körperseite liegt der Anus.[1]

Auf der Rückenoberfläche liegt das Fiederkiemen-System, das bis zur Renoperikardial-Erhebung unmittelbar hinter dem Kopf reicht. Es gibt nur ein Paar Kopftentakeln, die Rhinophoren, sie dienen als Chemorezeptoren und können eingerollt werden.[1]

Lebensweise

Alle Plakobranchidae leben im Meer. Wie fast alle schalenlosen Schlundsackschnecken ernähren sie sich ausschließlich herbivor von Algen, zumeist aus der Klasse der Ulvophyceae und Chlorophyceae. Vielfach sind die einzelnen Gattungen spezialisiert auf bestimmte Algen-Ordnungen.[2]

Häufig, insbesondere bei den Elysia-Arten, findet sich Kleptoplastie, die Tiere nehmen also Algen auf, verdauen aber die für die Photosynthese zuständigen Chloroplasten nicht, sondern lassen diese in ihrem Körper weiterhin Photosynthese betreiben. Dadurch müssen sie je nach Art von wenigen Tagen bis zu mehreren Monaten keine Nahrung aufnehmen.[3] Für Elysia chlorotica wurde diskutiert, ob die Tiere nicht nur die Plastiden der Alge Vaucheria litorea in den Körper aufnehmen, sondern sogar Teile des Genoms der Algen in das eigene integrieren.[4] Dies erschien schlüssig, da die Plastiden ohne einen konstanten Nachschub an reparierten Proteinen nicht überleben können. Allerdings scheint die Schnecke die Proteine in der Tat nicht zu produzieren – der Grund, wie die Plastiden über einen derart langen Zeitraum überleben, bleibt somit unaufgeklärt.[5]

Die Plakobranchidae Elysia marginata können ihren gesamten, parasitierten, Körper unterhalb des Kopfes abwerfen und regenerieren. Ihr Kopf überlebt dabei mittels Algenzellen-basierter Photosynthese.[6][7]

Systematik

Grüne Samtschnecken (Elysia viridis)

Die Familie enthält derzeit fünf Gattungen mit rund 100 Arten, die umfangreichste ist die Elysia mit 65 Arten allein im Indo-Pazifik. Diese Gattung hat jedoch dringenden Revisionsbedarf. Damit stellen die Placobranchidae zugleich die größte Familie der Schlundsackschnecken (Sacoglossa) dar.[1] Die Placobranchidae sind die Nominatfamilie der Überfamilie Placobranchoidea, die außerdem die Familien Boselliidae Marcus, 1982 und Platyhedylidae Salvini-Plawen, 1973 enthält.

  • Elysia Risso, 1818
  • Thuridilla Bergh, 187
  • Elysiella Bergh, 1872
  • Pattyclaya Marcus, 1982
  • Placobranchus van Hasselt, 1824

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Kathe R. Jensen: Anatomy Of Some Indo-Pacific Elysiidae (Opisthobranchia: Sacoglossa ( = Ascoglossa)), With A Discussion Of The Generic Division And Phylogeny In: Journal of Molluscan Studies, 58, S. 257–96, 1992
  2. Kathe R. Jensen: Evolution of the Sacoglossa (Mollusca, Opisthobranchia) and the ecological associations with their food plants In: Evolutionary Ecology, 1997, 11, S. 301–335
  3. Mary E. Rumpho, Farahad P. Dastoor, James R. Manhart, Jungho Lee: The Kleptoplast, S. 456, In: Robert R. Wise, J. Kenneth Hoober (Hrsg.): The Structure and Function of Plastids, 2007, ISBN 978-1-4020-4060-3
  4. Mary E. Rumpho, Jared M. Worful, Jungho Lee, Krishna Kannan, Mary S. Tyler, Debashish Bhattacharya, Ahmed Moustafa, James R. Manhart: Horizontal gene transfer of the algal nuclear gene psbO to the photosynthetic sea slug Elysia chlorotica In: Proceedings of the National Academy of Sciences, 105, 2008, S. 17867–17871
  5. Wägele et al.: Transcriptomic evidence that longevity of acquired plastids in the photosynthetic slugs Elysia timida and Plakobrachus ocellatus does not entail lateral transfer of algal nuclear genes. Molecular Biology and Evolution (2010)
  6. Self-decapitating sea slugs drop their heads and regrow whole bodies. In: New Atlas, 9. März 2021. 

Literatur

  • Philippe Bouchet und Jean-Pierre Rocroi: Part 2. Working classification of the Gastropoda. Malacologia, 47: 239–283, Ann Arbor 2005 ISSN 0076-2997
  • Kathe R. Jensen: Phylogenetic Systematics and Classification of the Sacoglossa (Mollusca, Gastropoda, Opisthobranchia). Philosophical Transactions, Series B Biological Sciences, 351(1335): 91–122, London 1996 ISSN 0080-4622, ISSN 0962-8436

Weblinks

Commons: Plakobranchidae – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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