Olanzapin


Strukturformel
Strukturformel von Olanzapin
Allgemeines
Freiname Olanzapin
Andere Namen
  • IUPAC: 2-Methyl-10- (4-methylpiperazin-1-yl) -4H-3-thia-4,9- diazabenzo[f]azulen
  • Latein: Olanzapinum
Summenformel C17H20N4S
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 132539-06-1
PubChem 4585
DrugBank APRD00138
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Arzneistoffangaben
ATC-Code

N05AH03

Wirkstoffklasse

Atypisches Neuroleptikum

Wirkmechanismus

D4–Rezeptor-Antagonist

Eigenschaften
Molare Masse 312,43 g·mol−1
Schmelzpunkt

195 °C[1]

Löslichkeit

praktisch unlöslich in Wasser[1]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine Einstufung verfügbar[2]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Olanzapin ist ein zu den atypischen Neuroleptika zählender Arzneistoff, der in der Psychiatrie hauptsächlich zur Behandlung schizophrener Psychosen eingesetzt wird. Er wurde 1996 unter dem Namen Zyprexa® in Deutschland eingeführt.[3]

Eigenschaften

Die Substanz ist strukturchemisch eng mit Clozapin verwandt. Im Gegensatz zu diesem kann es – besonders in hoher Dosierung – extrapyramidal-motorische Störungen (EPS) verursachen. Das Risiko einer Agranulozytose ist unter Olanzapin jedoch geringer als unter Clozapin. Insgesamt löst Olanzapin wesentlich seltener bzw. in geringerer Ausprägung EPS aus als ältere Neuroleptika wie z. B. Haloperidol.

Die Compliance wird bei Olanzapin-Behandlung oft durch eine starke Gewichtszunahme sowie Schläfrigkeit beeinträchtigt. Als Ursache der Gewichtszunahme, die bei Clozapin und Olanzapin häufiger vorkommt als bei anderen Neuroleptika, wird ein Eingriff in die Insulin-Wirkung vermutet, so dass der Kohlenhydrat-Stoffwechsel beeinträchtigt wird. Dies könnte auch das bei Olanzapin-Behandlung erhöhte Risiko einer Diabetes-Manifestation erklären.

Indikationen

Olanzapin ist zur Behandlung der Schizophrenie sowie für die Therapie bipolarer Störungen zugelassen, sofern eine manische Phase auf die Behandlung angesprochen hat. Es wird außerdem bei Zwangserkrankungen eingesetzt.[4]

Studien lassen vermuten, dass Olanzapin bei schweren und therapieresistenten Formen der posttraumatischen Belastungsstörung eingesetzt werden kann. Es scheint hilfreich gegen Albträume und Schlaflosigkeit zu sein.[5]

Augmentation

Gemäß einer placebokontrollierten Studie und der klinischen Erfahrung kann die Zugabe von Olanzapin zu einer nicht erfolgreichen antidepressiven Behandlung (Therapieresistenz) stimmungsaufhellend wirken. Die Olanzapinzugabe weist den Vorteil ihrer einfachen Durchführung auf, bezüglich Wechselwirkungen sind jedoch die weiter unten angeführten Punkte zu beachten. Der Metabolismus von Antidepressiva wird durch die Augmentation nicht beeinflusst.[6]

Kontraindikationen

Bei Engwinkelglaukom, psychotischen Zuständen bei älteren demenzkranken Patienten sowie nach kurz zurückliegendem MNS soll Olanzapin nicht angewendet werden.

Nebenwirkungen

Allgemein bekannte Nebenwirkungen von Olanzapin sind unter anderem folgende:[7][8]

  • Gewichtszunahme
  • Schläfrigkeit/Müdigkeit
  • vermehrte Freisetzung von Prolaktin (Hormon, das die Milchproduktion in den Brustdrüsen anregt)
  • Störungen der Bewegungskontrolle/Gangunsicherheit
  • unwillkürliche Bewegungen wie Zuckungen oder Tics (Dyskinesie)
  • Hypotonie (zu niedriger Blutdruck)
  • Bradykardie (zu langsame Herztätigkeit)
  • Ödeme (Wassereinlagerungen im Körper)
  • Mundtrockenheit
  • Schwierigkeiten beim Wasserlassen (Miktionsstörungen)
  • Unvermögen, ruhig zu sitzen (Akathisie)
  • kurzzeitige Bewusstlosigkeit
  • Störungen der Leberfunktion
  • Schilddrüsenunterfunktion
  • Schwindelgefühl
  • Übelkeit/Erbrechen
  • Lichtempfindlichkeit
  • Schlaflosigkeit
  • Angstgefühle
  • Krampfanfälle
  • Magen-, Darmprobleme
  • erhöhte Blutzuckerwerte
  • Menstruationsstörungen
  • Aggressivität
  • Hautausschlag
  • sexuelle Funktionsstörungen (erniedrigter Sexualtrieb bei Männern und Frauen oder Erektionsstörungen bei Männern)
  • Zittern
  • starkes Schwitzen
  • Verstopfung

Letztere drei Symptome können auch dann auftreten, wenn das Medikament Zyprexa nach regelmäßiger Einnahme abrupt abgesetzt wird. Darum sollten ohne Absprache mit dem Facharzt solche Arzneimittel niemals abgesetzt werden oder deren Dosis verringert bzw. erhöht werden.

Eher seltene Nebenwirkungen sind unter anderem:

  • Hautausschläge
  • Schwellungen durch Flüssigkeitsaustritt aus Blutgefäßen (Angioödeme)
  • Leberentzündungen
  • Entzündungen der Bauchspeicheldrüse
  • schwere Unruhe und Verwirrtheit
  • Haarausfall
  • Herzrhythmusstörungen
  • Herzmuskelentzündung (Myokarditis)
  • Entwicklung oder deutliche Verschlechterung eines Diabetes mellitus
  • Juckreiz

Einzelfälle bzw. äußerst seltene Nebenwirkungen:

  • Krampfanfälle
  • anhaltende, schmerzhafte Erektionen (Priapismus)
  • schwere Störungen der Blutgerinnung
  • Zersetzung von Muskelgewebe (Rhabdomyolyse)
  • diabetisches Koma aufgrund eines stark erhöhten Blutzuckerspiegels

Olanzapin ist ein verschreibungspflichtiges Medikament und darf nicht ohne ärztliches Wissen über den verschriebenen und vorgesehenen Zeitraum hinweg eingenommen werden.

Aus manchen Erfahrungsberichten geht hervor, dass es Patienten gibt die während der Einnahme von Olanzapin auch unter chronischen Entzündungen der Magenschleimhaut litten, psychisch jedoch eine starke Verbesserung verspürten.

Andere Patienten klagten unter anderen auch über Selbstentfremdung, Störungen des Cholesterinspiegels und Wahnvorstellung. Positiv wirkte sich die Einnahme bei Personen aus, die unter Anorexia nervosa (Magersucht) litten. Dort wurde die Gewichtszunahme, welche als mögliche Nebenwirkung aufgeführt wurde, als angenehm empfunden.

Kritik

Die Firma Eli Lilly, die als erste Olanzapin unter dem Handelsnamen Zyprexa auf den Markt brachte und patentieren ließ, kam 2006 in die Schlagzeilen („Zyprexa-Skandal“), da sie bewusst bestimmte Nebenwirkungen des Medikaments wie beispielsweise die drastische Gewichtszunahme und die mögliche Manifestation einer Diabetes-Erkrankung verschwiegen hatte. Seit dem Jahr 2005 wurden deshalb in 28.500 Fällen insgesamt 1,2 Milliarden Dollar außergerichtliche Entschädigungszahlungen geleistet (Stand Februar 2007). Um die durch diesen Skandal in den USA zurückgehenden Einnahmen auszugleichen, verteuerte die Firma ihr Produkt Zyprexa in Deutschland.

Wechselwirkungen

Da Olanzapin durch CYP 1A2 metabolisiert wird, ist bei Substanzen, die spezifisch dieses Isoenzym induzieren oder hemmen, Vorsicht geboten. So wurde für Fluvoxamin, einen spezifischen CYP 1A2 Hemmstoff, eine signifikante Hemmung des Olanzapin-Metabolismus gezeigt. Die durchschnittliche Zunahme der Olanzapin AUC betrug 52 % bzw. 108 %. Eine niedrigere Anfangsdosis von Olanzapin muss hier in Betracht gezogen werden. Gleiches gilt für die gleichzeitige Einnahme mit Ciprofloxacin.

Auch Rauchen und Carbamazepin beeinflussen die Olanzapin-Spiegel, wobei es zu niedrigeren Olanzapin-Konzentrationen kommen kann.

Die gleichzeitige Verabreichung von Olanzapin und anderen Arzneimitteln, die das QT-Intervall im EKG verlängern (z. B. Ziprasidon), hat zu unterbleiben. Die Krampfschwelle senkende Medikamente sollen nicht oder nur mit größter Vorsicht zeitgleich verwendet werden, da Olanzapin ebenfalls epileptische Anfälle begünstigt.

Handelsnamen und Darreichungsformen

Der Handelsname des Olanzapin-Originalpräparats ist Zyprexa®, hergestellt und vertrieben durch Eli Lilly. In Deutschland, Österreich und der Schweiz stehen Filmtabletten und Schmelztabletten zur oralen Anwendung zur Verfügung. Eine parenterale Zubereitung als intramuskuläre Depotform wird unter dem Handelsnamen ZypAdhera® vertrieben. Da von Ende 2007 bis Dezember 2008 der Patentschutz für Zyprexa® in Deutschland aufgrund eines (nicht rechtskräftigen) Urteils des Bundespatentgerichts stark in Zweifel stand, waren zu dieser Zeit zahlreiche Generika auf dem deutschen Markt erhältlich. Am 17. Dezember 2008 entschied jedoch der Bundesgerichtshof zu Gunsten des Originalherstellers Eli Lilly, dass das Patent Gültigkeit besitzt.[9] Die Entscheidung des Bundesgerichtshofs ist rechtskräftig. Zahlreiche Generikahersteller gaben daraufhin bekannt, den Vertrieb ihrer Olanzapin-Präparate vorerst einzustellen. Nach dem Ablauf des Patents sind in Deutschland seit dem 1. Oktober 2011 Generika verfügbar.

Herstellung

Bei der mehrstufigen Synthese von Olanzapin geht aus von 2-Nitrochlorbenzol und 2-Amino-3-cyano-5-methylthiophen, die unter Einwirkung von Lithiumhydroxid zu dem Zwischenprodukt 2-(2-Nitroanilino)-5-methylthiophen-3-carbonitril umgesetzt werden. Die Reduktion der Nitrogruppe erfolgt mit Zinn(II)-chlorid und Salzsäure. Dabei tritt direkt folgend die Cyclisierung zum siebengliedrigen Ring ein. Durch Erhitzen mit N-Methylpiperazin in einem Gemisch aus Toluol und DMSO entsteht dann Olanzapin.[10]

Synthese von Olanzapin

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 The Merck Index. An Encyclopaedia of Chemicals, Drugs and Biologicals. 14. Auflage, 2006, ISBN 978-0-911910-00-1, S. 1175.
  2. Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  3. http://www.epsy.de/psychopharmaka/zeittafel.htm.
  4. http://www.zwaenge.ch/index/80/de/2/ Medikamentöse Behandlung von Zwangsstörungen.
  5. M. Jakovljević, M. Sagud, A. Mihaljević-Peles: Olanzapine in the treatment-resistant, combat-related PTSD--a series of case reports. Acta Psychiatrica Scandinavica 26 (1): 45-9, 2006, PMID 12752037.
  6. J. Schöpf: Moderne Antidepressiva – Wechseln, Kombinieren, Augmentieren. Steinkopff, Darmstadt 2003, ISBN 3-7985-1426-7.
  7. http://www.arzneistoffe.net/Olanzapin.html
  8. Gemäß Beipackzettel (Stand November 2010) ergänzt und die häufigsten (bei mehr als zehn Prozent der Behandelten) an den Anfang gesetzt
  9. Presseinformation von Eli Lilly vom 18. Dezember 2008: Bundesgerichtshof erkennt Lilly Zyprexa-Patent wieder zu.
  10. A. Kleemann, J. Engel, B. Kutscher, D. Reichert: {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value). 4. Auflage, 2 Bände erschienen im Thieme-Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 978-1-58890-031-9; seit 2003 online mit halbjährlichen Ergänzungen und Aktualisierungen.

Handelsnamen

Monopräparate

Zypadhera (Depotform in D, A), Zyprexa (D, A, CH), und zahlreiche Generika.

Weblinks

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