Nandu



Nandu

Nandu (Rhea americana)

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Unterklasse: Urkiefervögel (Palaeognathae)
Ordnung: Laufvögel (Struthioniformes)
Familie: Nandus (Rheidae)
Gattung: Rhea
Art: Nandu
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Rhea
Brisson, 1760
Wissenschaftlicher Name der Art
Rhea americana
(Linnaeus 1758)
Portrait
Nanduküken
Sicherndes Männchen
Balzendes Männchen

Der Nandu (Rhea americana) ist ein flugunfähiger Vogel aus Südamerika. Er gehört zur Ordnung der Laufvögel (Struthioniformes). Zusammen mit dem Darwin-Nandu (Pterocnemia pennata) bildet er die Familie der Nandus (Rheidae). Die Art ist in Deutschland als Neozoon etabliert.

Merkmale

Mit einer Scheitelhöhe von 1,25 bis 1,40 Metern (Rückenhöhe etwa 1 Meter) und einem Gewicht von 20 bis 25 Kilogramm ist der Nandu der größte Vogel der Neuen Welt. Dies betrifft vor allem die Männchen, denn wie beim Strauß sind auch beim Nandu die Hähne im Durchschnitt etwas größer als die Hennen. Nandus haben ein lockeres, zerfleddert aussehendes Federkleid und besitzen die größten Flügel aller Laufvögel. Die Beine sind lang und kräftig, während die Füße im Gegensatz zu Straußen drei Zehen besitzen. Auf der Flucht erreicht er Geschwindigkeiten von bis zu 60 km/h.

Das Gefieder ist grau oder braun, zwischen den Individuen variiert die Farbgebung stark. In der Regel sind Männchen etwas dunkler und größer als Weibchen, was aber kein zuverlässiges Unterscheidungsmerkmal ist. Albinos tauchen auffällig häufig auf. Die einzelnen Unterarten werden vor allem durch die Anteile schwarzer Federn an der Halsbefiederung unterschieden.

Verbreitung und Lebensraum

Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von der Pampa, dem Grasland im zentralen Argentinien und Uruguay, über den Gran Chaco bis in den Nordosten von Brasilien, die Art ist außerdem in Deutschland als Neozoon etabliert.

Nandus bewohnen Savannenhabitate, fehlen also in Wäldern. Im Gegensatz zum Darwin-Nandu ist der Nandu ein Bewohner des Flachlands, der große Höhen meidet. Ebenso meidet der Nandu kalte Klimazonen und kommt südlich des 40. Breitengrads nicht mehr vor. Der Nandu ist laut IUCN „gering gefährdet“.

Unterarten

Fünf Unterarten werden anerkannt. Sie sind nur schwer auseinanderzuhalten; vor allem die Schwarzfärbung des Halses, die bei allen unterschiedlich ausgeprägt ist, gilt als Identifikationsmerkmal.

  • Rhea americana americana, Brasilien
  • Rhea americana intermedia, Uruguay und angrenzendes Brasilien
  • Rhea americana nobilis, östl. Paraguay
  • Rhea americana araneipes, westl. Paraguay, östl. Bolivien, angrenzendes Brasilien
  • Rhea americana albescens, neu: Rhea americana var. albinea nördl. Argentinien

Lebensweise

In vielerlei Hinsicht unterscheidet sich der große Nandu wenig vom Darwin-Nandu. Die Lebensweise beider Arten ist daher ausführlich im Artikel Nandus beschrieben.

Nandus als Neozoen

Im Jahr 2000 entwichen mehrere Nandus aus einer Freilandhaltung in Schleswig-Holstein nahe der Landesgrenze zu Mecklenburg-Vorpommern, die von dort in den Landkreis Nordwestmecklenburg wechselten und dort in der Niederung der Wakenitz, im Raum zwischen Schattin und Herrnburg, sowie weiter südlich bei Utecht beobachtet wurden. Bereits 2001 gab es einen erfolglosen Brutversuch sowie den Nachweis einer erfolgreichen Brut durch die Beobachtung eines Männchens mit 14 Küken, weitere erfolgreiche Bruten wurden 2002 (1), 2003 (mindestens 3) und 2004 (mindestens 5) dokumentiert. Im Jahr 2002 konnten in der Wakenitzniederung bereits 11 Nandus nachgewiesen werden, 2004 waren es im Raum Schattin - Utecht - Duvennest bereits 20.[1] Bis August 2009 war der Bestand auf etwa 80 Tiere gewachsen[2], im März 2011 ging man von einem Bestand von über 100 Exemplaren aus.[3]

Die Art ist offenbar recht anpassungsfähig, in Mecklenburg-Vorpommern bewohnen Nandus vor allem Stilllegungsflächen mit flächigen Trocken- und Halbtrockenrasen und Kiefernforsten, wurden aber auch auf Grünland, Äckern und in Laubwald beobachtet. Im Winter suchen die Tiere auf Rapsäckern und Stilllegungsflächen nach Nahrung. Gelegefunde erfolgten bisher in Trockenrasen, Staudenfluren, auf Getreide- und Rapsäckern sowie im Laubwald.[1]

Die Bewertung zum Nandu als Brutvogel in Deutschland ist selbst in Naturschutzkreisen sehr unterschiedlich. So wird die Auflösung der Bestände, also Tötung aller Nandus, gefordert. Dies wird mit dem Vorsorgeprinzip begründet, da der Nandu sich als invasive Art erweisen könnte. Als invasive Arten werden nach Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) § 40 solche Arten deklariert, welche heimische Ökosysteme, Biotope und Arten gefährden. Dem Nandu wird Invasionspotenzial zugeschrieben, weil eine Gefährdung anderer Bodenbrüter und Bodenfauna nicht auszuschließen seih.[4] Andere Experten wollen den Nandu auf die Graue Liste setzen. Auf die Graue Liste sollen potenziell invasive Arten gesetzt werden, um diese durch die Behörden beobachten zu lassen. Bisher geäußerte Befürchtungen von einer möglichen Gefährdung von Bodenbrütern, Peptilien und Insekten haben sich bisher durch Feldforschungen und Magenuntersuchungenen nicht bestätigt. Nach BNatSchG § 40 Abs. 2 muss vor Bekämpfungs-Maßnahmen erst geklärt werden, ob eine Art tatsächlich invasiv, also heimische Ökosysteme, Biotope und Arten gefährdt.[5]

Etymologie

„Nandu“ ist abgeleitet von ñandu guasu[6] (guasu groß und ñandu Spinne in Guaraní), da der Nandu in Balz-Pose einer großen Spinne ähnelt.

Quellen

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Alle Angaben nach W. Eichstädt: Nandu - Rhea americana. In: Ornithologische Arbeitsgemeinschaft Mecklenburg-Vorpommern (OAMV) e. V. (Hrsg.): Atlas der Brutvögel Mecklenburg-Vorpommerns. Steffen Verlag, Friedland 2006, ISBN 3-937669-66-3: S. 455
  2. Auf der Spur von Nandu „Schorsch“ und seinen Küken. Ostseezeitung online, abgerufen am 16. August 2010
  3. Wie weiter mit den Nandus? NDR 1 Radio MV [1], abgerufen am 22. Juni 2011
  4. Klemens Steiof: Handlungserfordernisse im Umgang mit nichtheimischen und mit invasiven Vogelarten in Deutschland. Berichte zum Vogelschutz 47/48, 2011: 93-118.
  5. Stefan Nehring: Warum ein differenzierter Umgang mit gebietsfremden Vogelarten sinnvoll ist und welches naturschutzfachliche Instrument dabei in Deutschland Anwendung finden sollte. Berichte zum Vogelschutz 47/48, 2011: 119-134.
  6. Antonio Guasch: Diccionario Castellano-Guaraní, Ediciones Loyola, Asunción 1978

Literatur

  • Josep del Hoyo et al.: Handbook of the Birds of the World, Band 1 (Ostrich to Ducks). Lynx Edicions, 1992, ISBN 84-87334-10-5

Weblinks

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